«IT-Kompetenz gehört in den Verwaltungsrat»

Expertise aus der Vergangenheit

CW: Sie sind selbst ein Verwaltungsrat. Welchen Vorteil hat Franke durch Ihre Digital-Expertise?
Naef: Ich will nur ungern über den Einzelfall sprechen. Generell zeigt eine Studie der MIT Sloan Management Review, dass Veraltungsräte, welche die Auswirkungen neuer Technologien auf den Geschäftserfolg verstehen, Unternehmen dabei helfen, die Konkurrenz hinter sich zu lassen. Darüber hinaus bedeutet es, ein digital versierter Verwaltungsrat zu sein, dass man eine längere Zeit in einer Branche mit hoher Taktrate verbracht hat, in der sich Geschäftsmodelle schnell ändern. Branchen wie zum Beispiel die Software- oder Telekommunikation. Oder die Personen besitzen Erfahrung in einer Führungsposition mit einer starken Technologiekomponente, oder als Technologie Führungsperson, wie ein CIO.
CW: Wie sind Verwaltungsräte von Schweizer Firmen heute typischerweise aufgestellt?
Naef: Schaut man sich die Zusammensetzung der Verwaltungsräte der meisten etablierten Unternehmen an, so sind dort immer noch überwiegend Finanz-, Rechts- und Vertriebsexperten vertreten. Und solche mit fundierter Erfahrung im traditionellen Kerngeschäft des Unternehmens; also Leute, die wissen, wie das Geschäft in der Vergangenheit erfolgreich betrieben wurde.
CW: Sollten die Verwaltungsräte allesamt ausgetauscht werden?
Naef: Nein, das denke ich nicht. Allerdings, wenn diese Unternehmen sicherstellen wollen, dass sie auch in Zukunft relevant und wettbewerbsfähig bleiben, muss sich die Zusammensetzung der Verwaltungsrates ändern. Wenn sie es versäumen, die IT als strategischen Vorteil zu nutzen, ihre Geschäftsprozesse und Produkte zu digitalisieren und sich neue, technologiegetriebene Geschäftsmodelle zu nutzen zu machen, laufen diese Unternehmen Gefahr, an den Rand der Relevanz gedrängt zu werden. «Digitaler Darwinismus ist grausam zu denen, die warten», sagt Constellation-Research-Gründer Ray Wang. Und das wird auch durch Zahlen untermauert: So sind beispielsweise mehr als 50 Prozent der Unternehmen, die im Jahr 2000 Teil der Fortune-500-Liste waren, unterdessen verschwunden. Die meisten von ihnen, weil sie es versäumt haben, Technologie für eine strategische Neuausrichtung ihres Geschäfts zu nutzen.




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