Oracles Andrew Mendelsohn
15.01.2020, 09:06 Uhr
«Autonome Datenbanken sind so weit wie autonome Autos»
Oracles Datenbank ist eng verbunden mit dem Namen Andrew Mendelsohn. Er ist seit über 35 Jahren im Konzern. Wie er im Interview sagt, können er und seine Kollegen die Technologie heute noch so entwickeln wie 1984.
Andrew Mendelsohn ist seit 1984 bei Oracle mit der Weiterentwicklung der Datenbank-Technologie beschäftigt
(Quelle: Oracle)
Kaum jemand kennt Oracles Datenbank so gut wie Andrew Mendelsohn. Er stieg 1984 bei dem Konzern als Entwickler ein und ist heute noch verantwortlich für die Datenbank-Technologie. Parallel hat sich Oracle zum Weltmarktführer und zum Lieferanten von Hard- sowie Software weiterentwickelt. Wie Mendelsohn im Gespräch mit Computerworld sagt, hat Oracle-Mitgründer Larry Ellison den Gründergeist der frühen Jahre im Unternehmen erhalten können. Teilweise agiert Oracle noch heute wie ein Start-up, sagt der Executive Vice President.
Computerworld: Sie sind beeindruckende 35 Jahre im Datenbankgeschäft bei Oracle tätig. Welche Faszination übt die Technologie auf Sie aus?
Andrew Mendelsohn: Bevor ich 1984 meinen Job bei Oracle antrat, hatte ich einige Jahre bei HP und bei einem Start-up gearbeitet. Ich hielt Oracle für eine ausgereiftes Unternehmen, obwohl es gerade einmal sieben Jahre alt war.
Mitte der 1980er begann sich der Markt für relationale Datenbanken gerade zu entwickeln. Der einzige echte Wettbewerber war Ingres. Mit hoher Marketingaktivität hatte Oracle allerdings bereits Ende der 1980er grosse Marktanteile gewonnen – obwohl es noch eine Nische war. Als das Käuferinteresse anstieg, wuchsen auch die Absätze von Oracle rapide an.
Trotz der schon siebenjährigen Historie war Oracle eher noch ein Start-up als ein wirklich etablierter Betrieb, stellte ich fest. Ein Hauptgrund war, dass der Mitgründer Larry Ellison die Geschäfte selbst führte – und es bis heute tut. Diese Dynamik ist in meinem Team immer noch so ähnlich wie vor 35 Jahren. Ich würde behaupten, so etwas gibt es nur bei einem inhabergeführten Unternehmen.
Unsere neuste Entwicklung, die autonome Datenbank in der Cloud, wird wie ein Start-up gesteuert: Neuerungen spielen wir kontinuierlich in den Code ein, auf Kundenbedürfnisse reagieren wir pragmatisch und schnell. Nebenbei: Wenn wir unsere On-Premises-Systeme so häufig aktualisieren würden, hätten wir bald grosse Probleme mit den Kunden. Denn sie kämen mit dem Einspielen von Patches und Updates kaum noch hinterher.
Doch zurück zu Ihrer Frage: Oracle war damals und ist heute ein besonderes Unternehmen, das nicht von Bürokraten geführt wird, wie es typisch wäre für einen Konzern dieser Grösse. Dort zu arbeiten macht keinen Spass. Bei Oracle zu arbeiten macht hingegen Spass, denn der Geschäftsführer ist ein Entrepreneur.
Computerworld: Larry Ellison ist der Hauptgrund, warum Sie noch nach 35 Jahren bei Oracle arbeiten?
Mendelsohn: Er ist einer der Gründe. Aber natürlich hat sich mein Job bei Oracle über die Jahrzehnte auch weiterentwickelt. Ich bin als Entwickler gestartet. Mittlerweile programmiere ich nicht mehr, sondern leite die Ingenieure an, wie sie die Software gestalten sollen. Sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne: Wir müssen mit dem technologischen Fortschritt mithalten und auch beispielsweise zeitgemässe Bedienoberflächen für die Cloud entwickeln.
Dabei bewegen wir uns in einem spannenden Umfeld: Wohl kaum eine andere Technologie hat sich in den vergangenen 35 Jahren so sehr weiterentwickelt wie die Datenbanken. Heute sind sie wichtiger denn je. Wenn ich mit Kunden spreche, höre ich von fast jedem, dass er sein Unternehmen in ein Daten-getriebenes Business verwandeln will. Die anderen wollen mit künstlicher Intelligenz und Machine Learning ihre Datenbestände analysieren. Damit werden Daten zum geschäftskritischen Asset – und Oracle bleibt ein wichtiger Partner für die Unternehmen.
Zur Person
Andrew Mendelsohn
amtiert als Executive Vice President für den Bereich Datenbank-Technologie bei Oracle. In dieser Rolle ist er verantwortlich für die Entwicklung und das Produktmanagement der Datenbank-Lösungen sowie auch die Cloud-Services. Bereits seit über 35 Jahren ist Mendelsohn bei Oracle beschäftigt. Beim Eintritt 1984 half er bei der Entwicklung des Release 5.1 der Oracle-Datenbank mit. Seine berufliche Laufbahn startete er bei HP und dem Dienstleister Esvel. Mendelsohn hält einen Abschluss in Elektrotechnik und Informatik von der Princeton University.