Markus Braun tritt ab
22.06.2020, 10:14 Uhr
Wirecard: Treuhandkonten mit Milliarden gibt es wohl nicht
Das Drama um Wirecard nimmt kein Ende. Die in der Bilanz des Bezahldienstleisters aufgeführten 1,9 Milliarden Euro gibt es wohl gar nicht. Damit scheint ein Betrug offensichtlich. Nun müssen die Banken entscheiden, ob sie den taumelnden Dax-Konzern weiter stützen.
Der Bezahldienstleister Wirecard steht am Abgrund - die Zukunft des Dax-Konzerns hängt vom Wohlwollen der Banken ab. Die vermissten 1,9 Milliarden Euro auf vermeintlichen Treuhandkonten in Asien gibt es mit ziemlicher Sicherheit nicht und deshalb bekommt Wirecard auch kein Testat für die Jahreszahlen 2019.
Damit scheint ein Milliardenbetrug offensichtlich. Das monatelange Drama um die Bilanzen von Wirecard steuert auf den letzten Akt zu. Der Kursverfall der Aktie dürfte sich fortsetzen.
Die Banken könnten Wirecard jetzt den Geldhahn abdrehen. Interims-Chef James Freis kämpft ums Überleben des Konzerns: Man stehe mit Hilfe der am Freitag angeheuerten Investmentbank Houlihan Lokey weiterhin in "konstruktiven Gesprächen" mit den kreditgebenden Banken. Am Finanzplatz Frankfurt war zumindest am Wochenende zu hören, dass die Banken Wirecard weiter am Leben halten wollen. Die Sorgen vor den Schockwellen sind wohl zu gross.
"Alle wollen jetzt das Ding kurzfristig stabilisieren"
Der Wirecard-Vorstand geht nach einer Mitteilung aus der Nacht vom Montag davon aus, dass die Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen". Die Gesellschaft war bisher von der Existenz dieser Konten ausgegangen und hatte sie als Aktivposten ausgewiesen.
Gleichzeitig nahm Wirecard alle Prognosen zur künftigen Geschäftsentwicklung und die Zahlen für das erste Quartal zurück. "Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden", hiess es in der Mitteilung weiter.
Die Hoffnung auf ein Stillhalten der Banken wurde von einem Zeitungsbericht gestützt: Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete, wollen die Banken das Unternehmen nicht fallen lassen. "Keiner hat ein Interesse daran, den Kredit zu kündigen", hiess es demnach am Samstag aus einem der beteiligten Geldhäuser. "Alle wollen jetzt das Ding kurzfristig stabilisieren."