Harte Disruption oder sanfte Neuorientierung?
Szenario Disruption
Durch die Hürden der Regulierung und notwendige Kostensenkungen verlieren Banken Marktanteile an neue Akteure auf dem Parkett, die effektivere, passgenauere und kundenorientiertere Finanzprodukte und -dienstleistungen anbieten, die auf das digitale Zeitalter und dessen neue Zielgruppen zugeschnitten sind.
Klassische Banken verfolgen in diesem Szenario weiter einen produktbasierten Kundenansatz, anstatt das individuelle Kundenerlebnis zu verbessern, was zu einem fehlenden Engagement mit neuen Technologien und somit zu Fehlern in Kundenansprache, Produktausstattung und -portfolio führt. Dabei konkurrieren traditionelle Banken untereinander um einen abnehmenden Anteil der Nettoverfügbarkeit, da ihre Marken in den Augen der Kunden an Attraktivität verlieren. Investmentsparten und das Interesse an Geschäftskunden erscheinen nach aussen für die Banken interessanter als B2C-Kunden. Sie glauben weiter an die uneinnehmbare Festung ihrer Marke und den uneinholbaren Vorsprung ihres Geschäftsmodells. Aus ihrer Perspektive bleiben tradierte Strategien die erfolgreichsten.
Szenario Neuorientierung
Innovationen werden agil umgesetzt und erst fruchtbar auf Basis eines neuen Geschäftsmodells. Der Fokus liegt in diesem Szenario darauf, das Leben des Kunden einfacher zu machen, statt auf dem Wohl von Vermögensmonopolen. Ertragsquellen ändern sich im Lauf der Zeit, da die Informationen über die Kunden mehr werden. Banken lernen, die Zusammenarbeit mit angrenzenden Geschäftsmodellen (etwa Versicherungs-Services, Collaborative Working, Beratungs-Services) zu nutzen, um Kunden zu überraschen und zu begeistern. Hierbei sehen sie sich selbst nur kurzfristig im Vorteil. Bei Infrastruktur- und Kundendaten mag dies der Fall sein, jedoch sehen traditionelle Banken für sich selbst kein langfristiges Überleben, wenn sie die eigenen Erfahrungswerte nicht in digitale Dienste und ein neues Mindset umwandeln.
Autor(in)
Christian
Gleich