FinTechs vs. Banken 27.11.2019, 09:27 Uhr

Harte Disruption oder sanfte Neuorientierung?

Die rasant wachsende FinTech-Branche machen traditionellen Banken zunehmend Marktanteile streitig. Gestanden Geldhäuser sollten schleunigst an neuen digitalen Modellen arbeiten.
(Quelle: Jirsak / shutterstock.com)
Der Finanzsektor wird heute oft als Kampf zwischen Alt und Neu charakterisiert, zwischen traditionellen Banken und der FinTech-Bewegung. Das Momentum liegt ak­tuell ganz klar aufseiten der FinTech-Unternehmen. Gestandene Finanzdienstleistungsunternehmen schaffen es derzeit einfach nicht, bei Innovationen genug zu tun, um mit dem Aufstieg der neuen Marktteilnehmer Schritt zu halten.
So äusserten bei einer Umfrage von Accenture 72 Prozent von 25 befragten Führungskräften der Branche die Ansicht, dass ihre Bank nur eine fragmentierte oder von zufälligen Gelegenheiten getriebene Digitalisierungsstrategie verfolge.Veraltete Technologien sowie die Schwierigkeit, Innovationen schnell einzusetzen, sind ein grosser Teil dieses Dilemmas. Alle Befragten waren der Ansicht, dass veraltete Technologie ein Problem für ihre Organisation darstellt, aber nur etwas mehr als die Hälfte gab an, dass ihre Bank einen strategischen Ansatz für die Stilllegung der alten Technologie verfolgt.
Quelle: Accentur
Noch beunruhigender für die traditionellen Marktteilnehmer ist die Geschwindigkeit, mit der die FinTech-Unternehmen neue Technologien und Arbeitsweisen einsetzen. Die überwältigende Mehrheit der Befragten stimmte zu, dass dort Implementierungszyklen für neue Technologien nochmals extrem beschleunigt werden. Und 40 Prozent der Befragten waren der Ansicht, dass die derzeitige Reaktionszeit, die ihre eigene Banken-Organisation für den Einsatz neuer Technologien benötigt, schlicht zu lang ist. Vier von fünf Befragten sahen darüber hinaus ihr Institut in Bezug auf Kultur und Talent nur „etwas“ oder „minimal“ gerüstet für das digitale Zeitalter. Auf der anderen Seite sah nur die Hälfte der Befragten ihre Beschaffungsprozesse und -technologien auf dem neuesten Stand.

Banken in zwei Lagern

Trotz der aktuellen Komplikationen durch Regulierungen und Umstrukturierungen, mit denen die etablierten Akteure in der Branche konfrontiert sind, gaben drei Fünftel der grossen Finanzdienstleistungsunternehmen an, in der Lage zu sein, in der digitalen Zukunft zu überleben und weiter zu wachsen – entweder, weil bestehende Banken immer Mittel und Wege finden würden oder weil die etablierten Banken einfach die FinTechs übernehmen. Bemerkenswert dabei ist, dass die verbleibenden zwei Fünftel ganz offen die Zukunft als viel düsterer beschreiben: ein Fünftel war nämlich der Meinung, dass Banken komplett zerfallen, während das andere Fünftel meinte, dass traditionelle Banken Marktanteile, Einnahmen und Grösse verlieren werden. Dazu kommt das Bewusstsein, dass dabei vor allem die Margen signifikant fallen und Bankdienstleistungen schrittweise zu den nicht finanziellen Services hinzugefügt werden. Diese beiden Lager Utopie vs. Dystopie bilden die Nährböden für die beiden grossen Zukunftsszenarien der Finanzdienstleistungsbranche im FinTech-Zeitalter.

Autor(in) Christian Gleich



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