Online-Handelsplattform
12.04.2021, 13:11 Uhr
Milliardenstrafe gegen Alibaba - Verstoss gegen Wettbewerbsrecht
Alibaba muss eine Strafe in Höhe 2,3 Milliarden Euro zahlen: Die grösste Online-Handelsplattform der Welt habe ihre marktbeherrschende Position ausgenutzt, um Händler zu bestrafen, die ihre Waren über konkurrierende Dienste angeboten hätten.
Chinas Wettbewerbshüter haben eine Strafe in Höhe von 18 Milliarden Yuan, umgerechnet 2,3 Milliarden Euro, gegen den chinesischen Alibaba-Konzern verhängt. Die grösste Online-Handelsplattform der Welt habe ihre marktbeherrschende Position ausgenutzt, um Händler zu bestrafen, die ihre Waren über konkurrierende Dienste angeboten hätten, zitierten Staatsmedien am Samstag die Marktaufsichtsbehörde.
Neue Fragen über die Zukunft des Alibaba-Konzerns
Die bislang höchste Strafe der Kartellbehörden gegen einen chinesischen Internet-Riesen weckt neue Fragen über die Zukunft des Alibaba-Konzerns des charismatischen Gründers Jack Ma, der seit Herbst nur noch selten in der Öffentlichkeit gesehen worden war. Mit Kritik an der chinesischen Finanzaufsicht hatte der 56-Jährige damals offenbar den Unmut höherer Stellen auf sich gezogen.
Wegen Verstosses gegen das Kartellrecht wurde die Geldbusse mit vier Prozent des Umsatzes von 2019 in Höhe von 455 Milliarden Yuan festgelegt, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Alibaba teilte mit, die Strafe anzunehmen und die Zusammenarbeit mit den Behörden verstärken zu wollen. Der Konzern werde sein System zur Erfüllung der Regeln stärken und "seine soziale Verantwortung besser erfüllen".
Die ungewöhnlich hohe Strafe der Wettbewerbshüter ist ein weiterer Schlag gegen den mächtigen Alibaba-Konzern, der seine Aktivitäten vom Online-Handel über Finanzdienste bis in Bereiche wie Logistik, Unterhaltung oder Touristik ausgeweitet hat. Seit der einflussreiche Gründer Ma im Herbst bei der Regierung in Ungnade gefallen war, gerät das Unternehmen zunehmend unter Druck.
Grösster Börsengang aller Zeiten gestoppt
Anfang November stoppten die Behörde kurzfristig den geplanten Börsengang der Alibaba-Finanztochter Ant Group mit Verweis auf neue Regeln. Es hätte der grösste Börsengang aller Zeiten werden sollen. Auch geriet im Dezember die Handelsplattform in den Fokus der Ermittler, als die Kartellwächter mit den Untersuchungen wegen unterstellter Monopolverstösse begannen. Das Vorgehen von Alibaba gegen Händler, die auch auf konkurrierenden Plattformen anbieten, "beseitigt oder behindert den Wettbewerb", argumentierte die Marktaufsicht in ihrer Entscheidung. Es beeinträchtige die Innovation und Entwicklung der Plattformen. Die Rechte und Interessen der Verbraucher würden geschädigt.
Nach Einschätzung von Experten lässt sich die Milliardenstrafe für Alibaba leicht verkraften. Allein in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres habe der Konzern einen Gewinn von umgerechnet zehn Milliarden Euro gemacht. Allerdings verheisse die verschärfte Kontrolle durch die Behörden nichts Gutes für das Unternehmen, hiess es in Kommentaren von Beobachtern.