Handlungsbedarf
29.05.2021, 17:28 Uhr
Swico legt 10-Punkte-Programm zur Digitalisierung der Schweiz vor
Die Corona-Pandemie deckte hierzulande die Defizite in der Digitalisierung schonungslos auf. Der Wirtschaftsverband Swico entwickelte nun ein 10-Punkte-Programm mit Ideen, Diskussionsanstössen und Forderungen, damit die Schweiz den digitalen Anschluss nicht verpasst.
Laut Swico, dem Wirtschaftsverband der ICT- und Online-Branche, hat die Corona-Pandemie sich länger abzeichnende Defizite in der Digitalisierung der Schweiz schonungslos aufgezeigt. «Schwierigkeiten in der digitalen Kommunikation der Gesundheitsbehörden, ein unzureichendes Datenmanagement im Gesundheitsbereich, digitale Hindernisse in der Pandemiebekämpfung und die zeitweise Beeinträchtigung der partizipativen Demokratie sind nur wenige Beispiele dafür, was falsch läuft», teilt der Verband mit.
Er sieht denn auch die Position der Schweiz als moderner Staat «akut gefährdet». Die Digitalisierung sei bei weitem nicht so stark fortgeschritten, wie sie sein sollte, urteilt Swico. «Der Handlungsbedarf wurde jahrelang kleingeredet oder gar ignoriert.» Und weiter: «Die Covid-19-Pandemie hat Defizite in einem Ausmass zutage gebracht, das von Bevölkerung und der Wirtschaft nicht mehr akzeptiert wird. Darunter leidet das Vertrauen in die Fähigkeit der Regierung, die Schweiz in die nächsten Jahrzehnte zu führen.»
Der Verband legt deshalb nun ein umfassendes 10-Punkte-Programm mit insgesamt zehn Schwerpunkten vor. Sie adressieren gesellschaftliche, staatliche und unternehmerische Aspekte mit 32 Ideen und politischen Forderungen, die gemäss Swico bis im Herbst priorisiert werden sollten.
Drei Handlungsfelder im Fokus
Dabei hebt der Verband drei Handlungsfelder hervor. Und zwar fordert Swico erstens die schweizweite Etablierung einer digitalen Bildungskultur. Darunter fallen unter anderem die Vermittlung von technischen Grundkompetenzen über alle Stufen hinweg, das Programmieren als Bestandteil der Lehrpläne, die Entwicklung der Berufsbilder der Zukunft, die diskriminierungsfreie Vermittlung des Lernstoffs ohne Wissensverlust über digitale Kanäle oder auch der gleichberechtigte Zugang zu Homeschooling. Hier will Swico einen parteiübergreifenden Appell an Parlamentarierinnen und Parlamentarier in allen 26 Kantonen lancieren, um einen koordinierten Vorstoss zur Etablierung einer digitalen Bildungskultur einzureichen.
Zweitens ist eine repräsentative Befragung der Bevölkerung sowie von Expertinnen und Experten in Arbeit. Damit beabsichtigt der Verband, die grössten Handlungsfelder und Vertrauenskriterien aus Sicht der Zivilgesellschaft in die öffentliche Diskussion zu bringen. Denn hier fordert er, dass der Staat – sei es auf Bundes- oder Kantonsebene – gezielt in die digitale Infrastruktur investieren und Digitalisierungsprojekte innerhalb der Verwaltung beschleunigen soll. Öffentliche Aufgaben sollen zudem systematisch digitalisiert und die entsprechenden Kompetenzen in den Verwaltungen deutlich verbessert werden, schreibt Swico und stellt in Aussicht, dass die Ergebnisse der Studie im Herbst 2021 vorliegen werden.
Drittens steht für den Wirtschaftsverband schliesslich die Positionierung der Schweiz im internationalen Kontext im Fokus, insbesondere gegenüber der Europäischen Union. «Die Abhängigkeit der Schweiz von ausländischen Playern im Bereich der Digitalisierung ist enorm und der effektive Souveränitätsverlust ist um ein Vielfaches höher als bei jedem anderen Handelsgut», erklärt Swico. Gleichzeitig nehme der Regulierungsdruck aus der EU sowie andere extraterritoriale Regeln aus dem Ausland zu. Es sei deshalb unerlässlich, dass sich die Schweiz bei der Gestaltung der Spielregeln aktiv einbringe und ihre Position ausbaue. Hierzu will Swico auf dem parlamentarischen Weg die Aufnahme entsprechender Digitaldossiers durch den Bundesrat fordern und einen entsprechenden Vorstoss lancieren.
Das gesamte 10-Punkte-Programm von Swico zur Digitalisierung der Schweiz ist auf der Website des Verbands einsehbar.