KPMG-Studie
23.08.2018, 14:55 Uhr
Schweizer Privatbanken erhöhen IT-Ausgaben
Auf den ersten Blick wirtschaften die Schweizer Privatbanken erfolgreich. Und sie nehmen mehr Geld für die IT in die Hand. Allerdings trügt der erste Blick, so eine Studie von KPMG.
KPMGs Christian Hintermann fand keinen Zusammenhang zwischen IT-Ausgaben und mehr Effizienz
(Quelle: KPMG Schweiz)
Der Mehrheit der Schweizer Privatbanken geht es wirtschaftlich gut. Zur positiven Lage hat allerdings hauptsächlich die erfreuliche Entwicklung an den Finanzmärkten beigetragen, ergab eine Studie von KPMG. Die Beratungsgesellschaft hat die Bilanzen von 90 der insgesamt 107 in der Schweiz ansässigen Privatbanken analysiert. «Der Industrie geht es so gut wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr», sagte Christian Hintermann, Leiter Advisory Financial Services bei KPMG Schweiz, an einem Medienanlass zu der Studie.
Die gesamte Sparte erzielte 2017 mit 2,8 Milliarden Franken einen um 18,7 Prozent höheren Reingewinn als 2016. Der Umsatz wuchs im gleichen Zeitraum um 9,7 Prozent, allerdings auch die Kosten um 7,7 Prozent. Wie Hintermann sagte, handle es sich um kein rein marktgetriebenes Wachstum, da auch die Kosten überproportional gestiegen seien. Sein Schluss war: Die meisten Banken hätten es trotz des sehr positiven Geschäftsentwicklung versäumt, ihre Strategien und Unternehmensprozesse an das Umfeld anzupassen.
Ein grosser Kostenblock bei den Privatbanken sind die Löhne. Allerdings haben sich laut der Studie die Personalkosten sich in den letzten Jahren kaum verändert; im Mittel sind es nach wie vor rund 230'000 Franken pro Mitarbeiter. Im Tessin liegt dieser Wert mit 179'000 Franken deutlich tiefer.
Kostenbremse IT
Eine Kostenbremse bei vielen Schweizer Privatbanken sind Projekte zur Automatisierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen. So liessen sich laut Studie höhere Ausgaben für IT und Kommunikation für den Anstieg der administrativen Kosten zurückführen. Nach den Worten Hintermanns waren allerdings allein die grossen Bankplattform-Projekte bei zwei Unternehmen für diesen Anstieg verantwortlich. Was der Experte nicht sagte: Bei den IT-Projekten dürfte es sich um die Migrationen von Julius Bär (auf Temenos) und Notenstein La Roche (auf Avaloq) handeln.
Insgesamt haben von den 90 Banken in der KPMG-Stichprobe haben 65 (oder 72 Prozent) ihre IT-Ausgaben tatsächlich erhöht. Allerdings konnten die Experten aus den Geschäftsberichten der meisten Banken keinen direkten Zusammenhang zwischen höheren IT-Ausgaben respektive Digitalisierungsprojekten und der gesteigerten betrieblichen Effizienz herstellen.
Als ein Wachstumsfeld identifizieren einige Schweizer Privatbanken die neuen Blockchain- und Krypto-Technologien. Mehrere Institute prüften Krypto-Währungen und die «Initial Coin Offerings» (ICO) werden als neue Geschäftsfelder, sagte Philipp Rickert, Leiter Financial Services von KPMG Schweiz, an dem Anlass. Gleichzeitig warnte er vor Missbrauch: Die Finanzkriminalität könnten die hervorragende Reputation des Finanzplatzes Schweiz gefährden.