DSAG-Investitionsreport 2024: Schweiz
21.03.2024, 10:55 Uhr
SAP-Cloud-Lösungen treten auf der Stelle
Die IT- und SAP-Budgets der Schweizer DSAG-Mitgliedsunternehmen steigen. So ein Ergebnis des Investitionsreports 2024 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe. Ein deutlicher Umschwung auf S/4HANA lässst aber noch weiter auf sich warten.
«Die Konsolidierung der IT- und SAP-Investitionsbudgets scheint bei den Schweizer Unternehmen das Gebot der Stunde zu sein», sagt Jean-Claude Flury, DSAG-Fachvorstand Schweiz.
(Quelle: zVg)
Die SAP-S/4HANA-Cloud-Strategie sorgt noch immer für Diskussionsbedarf. Die Kunden zögern, was sich offenbar auch in Form der Zurückhaltung bei Programmen wie RISE with SAP und GROW with SAP zeigt. Zu den weiteren Erkenntnissen des DSAG-Investitionsreports 2024 gehören:
- Geringeres Wachstum bei IT- und SAP-Investitionsbudgets
- Künstliche Intelligenz rückt in den Fokus
- RISE with SAP langsam auf dem Vormarsch
- Für die Schweizer DSAG-Mitgliedsunternehmen bleibt SAP wichtig und gewinnt noch an Relevanz.
Weniger Investitionen in SAP
Bei den Investitionen in SAP lässt sich festhalten, dass bei 38 Prozent (DACH: 46 Prozent) der befragten Unternehmen das Budget steigt. 2023 war das noch bei 51 Prozent der Befragten in der Schweiz der Fall. Bei 43 Prozent (DACH: 32 Prozent) bleibt das SAP-Investitionsbudget unverändert. Im vergangenen Jahr gaben dies nur 29 Prozent der Befragten an. Bei 19 Prozent (DACH: 19 Prozent) der Schweizer Unternehmen sinkt das Budget. Das ist ähnlich zu dem Wert aus 2023. «Die Konsolidierung der IT- und SAP-Investitionsbudgets scheint bei den Schweizer Unternehmen das Gebot der Stunde zu sein. Die Zahl der Befragten, die von gleichbleibenden oder sinkenden Investitionen sprechen, ist gestiegen. Die Zögerlichkeit könnte mit der Ankündigung von SAP zusammenhängen, Innovationen nur noch in der Cloud verfügbar machen zu wollen. Wer bereits auf S/4HANA On-Premises umgestellt hat, oder plant, dies zu tun, übt sich vielleicht erst einmal in Zurückhaltung», sagt Jean-Claude Flury, DSAG-Fachvorstand Schweiz.
Business Suite behauptet Platz Eins
Gefragt nach den eingesetzten SAP-Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Lösungen liegt auch im Jahr 2024 SAP ERP, bzw. die SAP Business Suite mit 67 Prozent (DACH: 68 Prozent) weiter deutlich in Führung vor S/4HANA On-Premises mit 48 Prozent (DACH: 44 Prozent). Beim Investitionsreport des vergangenen Jahres setzten 63 Prozent der Schweizer Befragten auf SAP ERP bzw. die Business Suite und 51 Prozent auf S/4HANA On-Premises.
Die Nutzung von S/4HANA Private Cloud und S/4HANA Public Cloud kommt in der Schweiz nur schwer in Fahrt. So setzen 10 Prozent (DACH: 11 Prozent) auf S/4HANA Private Cloud und 5 Prozent (DACH: 6 Prozent) auf S/4HANA Public Cloud. Im Vorjahr lag S/4HANA Private Cloud noch um 7 Prozentpunkte höher, wohingegen die S/4HANA Public Cloud noch gar nicht eingesetzt wurde. «Die Cloud-Betriebsmodelle für S/4HANA sind in der Schweiz noch nicht in den Unternehmen angekommen. Es ist zu vermuten, dass fehlende Funktionalitäten aus der On-Premises-Welt ausschlaggebend sind. Aber auch strategische Überlegungen wie Investitionsschutz und Aspekte der IT-Security besonders bei kritischen Architekturen könnten dafür verantwortlich sein», erläutert Jean-Claude Flury.
Verhaltene Zustimmung zu S/4HANA-Cloud-Strategie
Erstmals wurden die Schweizer DSAG-Mitgliedsunternehmen in diesem Jahr danach gefragt, wie sie die S/4HANA-Cloud-Strategie von SAP beurteilen. 19 Prozent der Befragten (DACH: 13 Prozent) fällen ein positives, 24 Prozent (DACH: 48 Prozent) ein negatives Urteil. «Für den DACH-Bereich sind eine höhere Standardisierung, mehr Flexibilität und eine höhere Security positiv hervorzuheben. Das lässt sich auch für die Schweizer DSAG-Mitgliedsunternehmen feststellen. Gleiches gilt für die als negativ empfundene Benachteiligung von On-Premises-Kunden. Sie fürchten um ihre bereits getätigten Investitionen und sehen die Inkompatibilität mit gesetzlichen Vorgaben ebenso kritisch, wie den von SAP ausgeübten Druck in Richtung Cloud», fasst Jean-Claude Flury zusammen.
Umschwung auf S/4HANA bleibt verhalten
Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft in S/4HANA insgesamt hat diese Einschätzung jedoch kaum. Gefragt nach der Relevanz der Business Suite für die SAP-Investitionen im Jahr 2024 planen 24 Prozent der Schweizer Unternehmen mittlere Investitionen. Vor einem Jahr waren es noch 6 Prozent mit hohen und 9 Prozent mit mittleren Investitionen. Im Vergleich dazu sind im DACH-Raum vier Prozent zu hohen Investitionen bereit und 18 Prozent zu mittleren Investitionen. Hier lagen die Werte für 2023 bei 6 Prozent hohen und 22 Prozent mittleren Investitionen.
Bei S/4HANA sind hohe Investitionen für 33 Prozent (DACH: 38 Prozent) relevant und mittlere Investitionen für 43 Prozent (DACH: 32 Prozent). Im Vorjahr planten 31 Prozent der Schweizer Unternehmen hohe Investitionen und 40 Prozent mittlere Investitionen für S/4HANA ein. «Bei S/4HANA sind die Schweizer Unternehmen immer noch zurückhaltend. Das könnte daran liegen, dass die entsprechenden Transformationsprojekte aufgrund unterschiedlicher Release-Stände und Entwicklungsstufen der IT-Systeme deutlich mehr Aufwand und Anstrengungen mit sich bringen als geplant. Da kann offensichtlich auch das nahende Wartungsende 2027 den Trend zur Migration nicht verstärken. Hier braucht es noch deutlich mehr Unterstützung von SAP. Denn unsere Mitgliedsunternehmen haben viele wichtigere Themen auf dem Tisch, als eine funktionierende ERP-Suite abzulösen», ordnet Jean-Claude Flury ein.
RISE with SAP langsam auf dem Vormarsch
Nach der Rolle von RISE with SAP für die Unternehmen gefragt, geben 24 Prozent an, dass sie das Angebot bereits nutzen oder planen, es zu nutzen (DACH: 16 Prozent). 71 Prozent (DACH: 61 Prozent) der Befragten geben an, dass sie nicht planen, das Angebot zu nutzen. Fünf Prozent (DACH: acht Prozent) geben an, das Angebot nicht zu kennen. Im DSAG-Investitionsreport von 2022 gaben 56 Prozent (DACH: 57 Prozent) der Befragten an, dass es sehr oder eher unwahrscheinlich ist, dass sie RISE with SAP in ihren Unternehmen in Betracht ziehen.
«Der Zuspruch für RISE with SAP ist in der Schweiz im Vergleich zu DACH etwas höher. Die Quote derer, die nicht planen das Programm einzusetzen allerdings auch. Es ist natürlich zu beachten, dass sich das Programm ‘RISE with SAP Migration and Modernization‘ von Ende Januar 2024 in dieser Umfrage noch nicht auswirken konnte. Das Programm sieht unter anderem vor, bereits geleistete Investitionen anzurechnen. Dennoch fehlt es offensichtlich noch an weiteren stichhaltigen Argumenten für eine Investition», sagt Jean-Claude Flury. Argumente wie ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis, erhöhte Testaufwände durch kontinuierliche Updates/Upgrades, die begrenzten Erweiterungsmöglichkeiten sowie die hohe Abhängigkeit von SAP inklusive fehlender Ausstiegs-Möglichkeiten sind auch für Schweizer Unternehmen wichtige Gründe. «Die ‘relativ sorglose‘ Nutzung von Cloud-Software, wie sie seit einiger Zeit in den Bereichen der Office-Software-Suiten und im Marketing zu beobachten ist, lässt sich auf die komplexe Umgebung von ERP-Applikationen nicht eins zu eins übertragen. Vermutlich werden in den Unternehmen verschiedene Entwicklungsstufen notwendig sein, um ‘Cloud-ready‘ zu werden», ergänzt Jean-Claude Flury.
GROW with SAP spielt bei den Schweizer Mitgliedsunternehmen aktuell keine tragende Rolle. 52 Prozent (DACH: 55 Prozent) der Befragten geben an, das Angebot nicht nutzen zu wollen. «Das Thema S/4HANA Public Cloud hat bei den Schweizer Unternehmen einen schweren Stand. Darum ist es logisch, dass ein Angebot wie GROW with SAP bislang nur verhalten angenommen wird», fasst Jean-Claude Flury zusammen.
SuccessFactors übernimmt Führung
Mit Blick auf die SAP-Cloud-Lösungen und deren Relevanz für Investitionen im Jahr 2024 liegt SuccessFactors mit 43 Prozent (DACH: 21 Prozent) hohen und mittleren Investitionen bei den Schweizer Umfrageteilnehmenden auf Platz 1. Die SAP Business Technology Platform (BTP) folgt mit 38 Prozent mittleren Investitionen (DACH mit hohen und mittleren Investitionen von 33 Prozent). Auf Platz 3 steht SAP Customer Experience (CX) mit 24 Prozent (DACH: 12 Prozent) hohen und mittleren Investitionen. Im letzten Jahr war SuccessFactors bei 29 Prozent für hohe und mittlere Investitionen interessant. Die SAP Business Technology Platform bei 20 Prozent für hohe und mittlere Investitionen und SAP Customer Experience bei 6 Prozent der Schweizer Unternehmen für mittlere Investitionen.
In Sachen Business Technology Platform werden für die Analyselösungen von 50 Prozent der Umfrageteilnehmenden mittlere Investitionen (DACH: 34 Prozent hohe und mittlere Investitionen) geplant, gefolgt von den Integrations-Lösungen mit 43 Prozent (DACH: 27 Prozent). Für Anwendungsentwicklung und -automatisierung planen 21 Prozent (DACH: 17 Prozent) der Befragten hohe und mittlere Investitionen in die BTP. Im letzten Jahr planten für die Analyselösungen 34 Prozent hohe und mittlere Investitionen, gefolgt von der Anwendungsentwicklung und -automatisierung mit 26 Prozent sowie den Integrationslösungen mit 17 Prozent.
Wichtigstes IT-Thema bleibt Cybersecurity
Neben den reinen SAP-Themen gilt ein weiterer Schwerpunkt der Umfrage der Relevanz von übergreifenden Themen für die Investitionsplanung. Dabei steht die Cybersecurity mit 90 Prozent (DACH: 88 Prozent) hoher und mittlerer Relevanz deutlich an erster Stelle, gefolgt von der Prozessautomatisierung mit 81 Prozent (DACH: 75 Prozent) und der Digitalen Kompetenz mit 72 Prozent (DACH: 63 Prozent). Während die Prozessautomatisierung um 21 Prozentpunkte und die Digitale Kompetenz um 15 Prozentpunkte zulegen konnten, lassen sich bei den übrigen Themen nur geringe Abweichungen zum Vorjahr feststellen.
«Die hohe Relevanz der Cybersecurity für die Schweizer Unternehmen wie auch für den gesamten DACH-Raum kommt nicht von ungefähr. Bringt doch auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) neue Gefahren mit sich. Das von der DSAG seit längerem geforderte SAP-Security-Dashboard, das bei den DSAG-Technologietagen 2024 vorgestellt wurde, ist ein wichtiger Erfolg für die Mitgliedsunternehmen, um der Bedeutung der Cybersecurity im Unternehmensalltag noch besser gerecht zu werden», so Jean-Claude Flury. Insgesamt braucht es darüber hinaus vor allem eins: Qualitativ hochwertige Software- und Cloud-Lösungen, die den gestiegenen Anforderungen an Betrieb und Sicherheit gerecht werden, sowie ein funktionales Äquivalent zu bisherigen On-Premises-Lösungen bieten. Unabdingbar ist aus DSAG-Sicht, dass SAP die Kunden über das komplette Portfolio hinweg mit umsetzbaren Lösungen und Standards begleitet.
«Die hohe Relevanz der Cybersecurity für die Schweizer Unternehmen wie auch für den gesamten DACH-Raum kommt nicht von ungefähr. Bringt doch auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) neue Gefahren mit sich. Das von der DSAG seit längerem geforderte SAP-Security-Dashboard, das bei den DSAG-Technologietagen 2024 vorgestellt wurde, ist ein wichtiger Erfolg für die Mitgliedsunternehmen, um der Bedeutung der Cybersecurity im Unternehmensalltag noch besser gerecht zu werden», so Jean-Claude Flury. Insgesamt braucht es darüber hinaus vor allem eins: Qualitativ hochwertige Software- und Cloud-Lösungen, die den gestiegenen Anforderungen an Betrieb und Sicherheit gerecht werden, sowie ein funktionales Äquivalent zu bisherigen On-Premises-Lösungen bieten. Unabdingbar ist aus DSAG-Sicht, dass SAP die Kunden über das komplette Portfolio hinweg mit umsetzbaren Lösungen und Standards begleitet.
Digitale Transformation verliert an Schwung
Eine weitere Frage dreht sich um die digitale Transformation und die Fortschritte der Unternehmen. So geben im Jahr 2024 wie auch schon Vorjahr keine der Schweizer Befragten an, sehr weit bei der digitalen Transformation zu sein. Als weit bezeichnen sich 38 Prozent (DACH: 40 Prozent), zwei Prozentpunkte weniger als 2023. Nicht sehr weit sehen sich 57 Prozent (DACH: 48 Prozent), eine Steigerung um sechs Prozentpunkte (DACH: ein Rückgang um vier Prozentpunkte) im Vergleich zum Investitionsreport 2023. «Die Fortschritte der befragten Schweizer Unternehmen halten sich auf den ersten Blick in Grenzen. Doch ist bei vielen das Verständnis von digitaler Transformation sehr individuell ausgeprägt. Hinzukommt, dass nicht selten bestehende Prozesse und Workflows im Zuge der Umstellung verändert oder neu aufgesetzt werden müssen. Der damit verbundene steigende Arbeitsaufwand kann im einen oder anderen Fall durchaus dazu führen, den IST-Zustand noch etwas länger beibehalten zu wollen», so Jean-Claude Flury.
KI gewinnt an Zuspruch
In diesem Jahr hat die Investitionsumfrage auch die Relevanz von Künstlicher Intelligenz (KI) für die IT-Investitionen abgefragt. 24 Prozent (DACH: 21 Prozent) der Befragten weisen KI eine mittlere Relevanz für ihre IT-Investitionen zu. Für 67 Prozent (DACH: 65 Prozent) ist sie nur geringfügig oder gar nicht relevant. Vorteile von KI sehen die Befragten vor allem für die Bereiche Finanzwesen, Vertrieb und Marketing, Beschaffung Service sowie Logistik.
Auf die Frage, wie sie die KI-Strategie von SAP beurteilen, antworten 29 Prozent (DACH: 21 Prozent) mit befriedigend. 62 Prozent (DACH: 47 Prozent) der Befragten machen keine Angaben. «Ankündigungen wie die im Juli 2023 von SAP, dass KI-Innovationen nur für Kunden mit bestimmten Cloud-Verträgen mit entsprechendem Preisaufschlag verfügbar sein sollen, sind natürlich nicht dafür geeignet, das Thema bei den Unternehmen zu pushen», kommentiert Jean-Claude Flury. Konkret wären praxisrelevante Use Cases und eine offene Integration, die auch On-Premises funktioniert wichtige erste Schritte, um die Akzeptanz zu erhöhen.
SAP bleibt für Unternehmen relevant
SAP bleibt für Unternehmen relevant
Trotz aller Kritik an SAP gehen 67 Prozent (DACH: 52 Prozent) der Befragten davon aus, dass die Relevanz des Software-Herstellers für die Zukunft ihres Unternehmens gleichbleibt. 19 Prozent (DACH: 32 Prozent) geben an, dass die Relevanz von SAP zunehmen wird. 14 Prozent der Schweizer Befragten (DACH: 16 Prozent) attestieren SAP eine abnehmende Relevanz. «SAP hat sich über die Jahrzehnte eine führende Position am Markt und in den IT-Landschaften der Schweizerischen Unternehmen erarbeitet. Dieses Grundvertrauen ist nicht so schnell zu erschüttern. Davon abgesehen, dass es eines unverhältnismässigen Aufwands bedürfte, eingesetzte SAP-Systeme komplett zu ersetzen», zieht Jean-Claude Flury ein Fazit. Der Industrieverband sieht noch deutliches Ausbaupotenzial bei SAP, was die Unterstützung der Unternehmen bei ihren Transformationsprojekten anbelangt. Hierfür steht die DSAG als Vermittler und Übersetzer zwischen SAP und den Anwenderunternehmen in ständigem Austausch und als kritischer Sparrings-Partner zur Verfügung.