Die Public Cloud erobert das Rechenzentrum

Cloud-Server im eigenen Haus

Reine Public oder Private Clouds zu finden, dürfte heute schwierig sein. Es gibt jede Menge Mischformen, und die scharfe Konkurrenz zwischen den drei grossen Cloud-Anbietern Amazon AWS, Microsoft Azure und Google Cloud führt zu immer neuen Angeboten. AWS ist laut Synergy Research Group mit 38 Prozent Marktanteil im ersten Quartal 2019 Spitzenreiter bei Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS), gefolgt von Azure mit 18 Prozent, Google mit 9 Prozent und Alibaba mit 6 Prozent. Laut Gartner lag AWS 2019 bei den IaaS-Angeboten mit 48 Prozent Marktanteil vorn, während Azure hier 15,5 Prozent, Alibaba 8 Prozent und Google Cloud 4 Prozent erreichten.
Cloud Infrastructure as a Service: Amazon AWS (38 Prozent) liegt beim Marktanteil klar vor Microsoft Azure (18 Prozent) und Google Cloud (9 Prozent)
Quelle: Gartner (Juli 2019)
Der neueste Trend, der sich bei allen Cloud-Providern findet, besteht in Angeboten, die über Cloud-Formen wie Pri­vate, Hybrid oder Multi hinausgehen. Das Motto lautet: «Kommst du nicht in die Public Cloud oder installierst du keine Private Cloud bei dir zu Hause, dann integrieren wir eben deine IT als Aussenposten in unsere IT-Infrastruktur.» Und das geht so: Der Cloud-Provider stellt dem Kunden ein (preisgünstiges oder kostenloses) Verbindungsstück in Form eines Servers plus spezieller Software in sein Rechenzentrum – schon kann er auf alle Vorteile der Cloud zugreifen, ohne seine alte Infrastruktur auf­zugeben. AWS nennt dieses Verbindungsstück «Outposts», bei Microsoft heisst es «Azure Stack», bei Oracle «Cloud at Customer» und bei Google «Anthos». Meist verstehen sich die Angebote als Kombination aus Hard- und Software, nur Google beschränkt sich auf einen reinen Software-Layer, der nicht an eine bestimmte Server-Hardware gebunden ist.

Vorteile der Cloud auf die Firmen-IT ausweiten

IDC beschreibt in dem Whitepaper «AWS Outposts: Extend the Value of Cloud Investments On-Premises» vom Dezember 2019 – «Sponsored by: Amazon Web Services» – diesen neuesten Versuch, die Public Cloud zum dominierenden IT-Modell für Unternehmen jeder Grössenordnung zu machen, so: «Mit der wachsenden Reife von cloudbezogenem Know-how und ausgefeilten Prozessen können Cloud-Kunden sich weiter nach Möglichkeiten umsehen, die Cloud-Vorteile auf grössere Teile ihrer Unternehmens-IT auszuweiten. Ursprüngliche Bedenken gegenüber der Cloud wie zu geringe Erfahrung, Security-Probleme oder begrenzte Eignung von Applikationen stellen nicht länger Hindernisse für eine breitere Anwendung dar.» Die Strategie von AWS – und seiner Konkurrenten – ist klar: Cloud überall.
IDC und Auftraggeber AWS gehen davon aus, dass die Ausgaben für die Public Cloud einschliesslich der neuen «Aussenposten» innerhalb der nächsten fünf Jahre die Investments für die internen Rechenzentren der Unternehmen übertreffen werden – durch Einsatz der «Public Cloud in der einen oder der anderen Form», wie es im Whitepaper heisst.

Gemischte Realität

Die Realität ist schon jetzt ziemlich gemischt. Laut einem Report von RightScale von 2019 setzen 58 Prozent der Unternehmen auf eine Hybrid-Cloud, 17 Prozent bevorzugen mehrere Public Clouds, 9 Prozent mehrere Private Clouds. Zusammen sind das 84 Prozent, die eine Multi-Cloud-Strategie verfolgen.
Der Rest verteilt sich auf Unternehmen mit einer Präferenz für «single public cloud» (10 Prozent) und «single private cloud» (3 Prozent) sowie Unternehmen ohne Cloud-Strategie (3 Prozent). Mit anderen Worten: Es ist bisher nicht gelungen, die Mehrheit der Anwender zu motivieren, eine Public Cloud statt ihrer traditionellen IT zu wählen. Die meisten Cloud-Provider – und nicht nur AWS – haben dies erkannt und in der Konsequenz ähnliche Modelle wie AWS Outposts entwickelt.



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