OpenWorld Europe
16.02.2020, 16:28 Uhr
Oracle baut Cloud-Infrastruktur aus
Oracle will seine globale Cloud-Infrastruktur ausbauen. Das kündigte CEO Safra Catz an der «OpenWorld Europe» an. Schweizer Kunden erwägen nun, ihre Systeme zurück nach Zürich zu holen.
Der US-amerikanische Anbieter Oracle will seinen Kunden zusätzliche Cloud-Infrastruktur bereitstellen. Anstatt heute 21 Cloud-Regionen sollen es bis Ende Jahr 36 Regionen sein. Das war eine Ankündigung an der Hausmesse «OpenWorld Europe» in London. Der massive Ausbau der Rechenzentrumsstandorte dokumentiere nach den Worten von CEO Safra Catz den Wechsel Oracles von einem Produktelieferanten hin zu einem Services-Anbieter.
In der «neuen» Cloud-Welt müssen Technologiekonzerne wie Oracle ihren Platz noch finden: Die Kunden wollen IT aus der Netzwerkdose, die mindestens genauso gut funktioniert wie die Server im eigenen Rechenzentrum. Im Idealfall besser – und kostengünstiger. «Die Integration, das Patching und die Upgrades sind die Jobs eines Technologie-Anbieters», gab sich Steve Daheb, Senior Vice President Oracle Cloud, an dem Anlass bescheiden. Am Kernforschungszentrum Cern in Genf zeigt Oracle, wie es funktionieren kann: Die dortige Infrastruktur erfasst zu Spitzenzeiten 150'000 Messpunkte pro Sekunde und speichert sie in einer (autonomen) Datenbank. Die Administratoren müssen sich laut Daheb weder um den Betrieb, die Sicherheit, das Patching noch Updates für die Speichersysteme kümmern. Das erledigt die Oracle-Technologie.
Zurück nach Zürich
Andere Kunden von Oracle in der Schweiz sind die Mobiliar, SGS, Swisscom und ZKB. Diese Aufzählung sei nicht abschliessend, sagte Xavier Chabanne von Oracle Schweiz der Computerworld. Einige Schweizer Firmen sind schon seit Jahren mit ihren Oracle-Workloads in die Cloud gegangen. Da neu die Option besteht, eine Oracle-Instanz auch innerhalb der Schweizer Landesgrenzen zu betreiben, gibt es bei einem Teil der Kunden nun den Wunsch, ihre Daten zurück zu migrieren, sagte Chabanne. Die Gründe sind beispielsweise kürzere Latenzzeiten und die regulatorischen Vorschriften.
Im August vergangenen Jahres kündigte Oracle an, ein eigenes Rechenzentrum in Zürich eröffnen zu wollen. Mit ihm sollte die «weltweit wachsenden Nachfrage der Kunden» bedient werden. Auch «viele schweizerische Unternehmen planen, zunehmend Workloads in die Cloud zu verlagern», sagte damals Hanspeter Kipfer, Country Leader Oracle Schweiz.
Aus der Schweiz in die Welt
Die Schweizer Anwender haben mit ihren Kollegen aus dem Ausland gemeinsam, dass quasi nie nur ein einziger Software-Anbieter die Infrastruktur stellt. Oftmals existieren Lösungen diverser Hersteller in den Rechenzentren. Oracle ist vielfach einer, Microsoft oftmals ein weiterer Lieferant. Der Datenaustausch zwischen beiden kann geschäftskritisch sein. Dieser Realität trägt Oracle Rechnung durch weltweit drei «Cloud Interconnect Locations»: Ashburn (Virginia, USA), London (Grossbritannien) und Toronto (Kanada). An der «OpenWorld Europe» kündigte der Konzern nun einen weiteren Standort an: Amsterdam (Niederlande).
Der Grund für den Ausbau sei auch hier die gestiegene Nachfrage der Kunden, sagte Ashish Mohindroo, Vice President Oracle Cloud, der Computerworld. Allfällige Vorbehalte der Unternehmen aus Kontinentaleuropa gegen den Standort London wegen der Unsicherheiten durch den Brexit wollte er allerdings nicht kommentieren. In den Gesprächen mit den Kunden spielten politische Aspekte keine Rolle, betonte Mohindroo.
Backups in der Schweiz
Für die Schweizer Kunden genügt bis dato ein Rechenzentrum für die Oracle-Cloud innerhalb der Landesgrenzen. Eine zweite Installation als Backup oder für Fallback-Szenarien müsse nicht zwingend in der Schweiz lokalisiert sein, sagte Mohindroo. Die Oracle-Datacenter in Amsterdam respektive London würden den hiesigen Unternehmen vollauf genügen.