Yahoo: Pionier im Sinkflug
Versteckte Werte: Reichweite & Technik
Yahoos Geschäft ist insbesondere strategisch von Wert und wird von Branchenkennern auf fünf bis sechs Milliarden Dollar geschätzt. "Wer clever ist, kann Yahoo als Start für weitere Werbeaktivitäten nutzen", sagt John Won, Geschäftsführer von Hyperstop, einer US-amerikanischen Beratung für mobile Werbung.
Yahoos innere Werte heissen Reichweite und Technik:
Yahoos innere Werte heissen Reichweite und Technik:
Mit Nachrichten, Unterhaltungs- und Mail-Angeboten erreicht Yahoo weltweit eine Milliarde Menschen pro Monat. Laut Comscore wurden im Januar 2016 die US-Seiten von Yahoo mehr als zwei Milliarden Mal besucht.
Mit Brightroll, Flurry und Yahoo Gemini bietet Yahoo führende Technologien zur Verbreitung, Vermarktung und zur Analyse von Werbung, insbesondere von mobilen und Video-Anzeigen an. Mit Video-Anzeigen erreicht Yahoo laut Comscore in den USA bereits 32 Prozent der Internet-Nutzer, Google indes nur 31, AOL jedoch mehr als 40 Prozent.
Bisher konnte Yahoo diese Stärken aber nicht versilbern. Auf den Wachstumsbereich Video- und mobile Werbung entfielen 2015 lediglich 28 Prozent des Umsatzes. Der Grossteil der Einnahmen kam aus der Vermarktung von Display-Anzeigen auf Portalen und Nachrichtenseiten. Hier aber verfallen die Preise. Auch aus dem Blog-Netzwerk Tumblr - für 1,1 Milliarden US-Dollar der bisher grösste Zukauf des Unternehmens - und aus dem Mail-Dienst entstehen keine neuen Geschäfte. Das Portal-Modell, so wie es Yahoo betreibt, erscheint in Zeiten von WhatsApp und Instagram oder Facebook antiquiert.
"Die Luft ist raus"
Im Gegenzug haben sich 2015 die Kosten der Reichweitenvermarktung vervierfacht, zudem sank bei Yahoo die Produktivität: Im dritten Quartal stand jeder der knapp 11.000 Beschäftigten für rund 345.000 Dollar Umsatz; bei der Google-Mutter Alphabet erlösen die Mitarbeiter indes 895.000 und bei Facebook gar eine Million Dollar. "Das Unternehmen wird sich aus eigener Kraft nicht mehr substanziell weiterentwickeln können“, glaubt D-Group-Berater Boos. "Seit dem Abgang von Gründer Jerry Wang 2008 haben sich mehrere Manager an Yahoo abgearbeitet, die Luft ist raus."
Marissa Mayer, die Vorzeigefrau, die 2012 von Google zu Yahoo kam und sich nach Carol Bartz, Tim Morse, Ross Levinsohn und Scott Thompson am längsten auf dem Chefsessel halten konnte, ist angezählt. Sie hat in den letzten Jahren mehr als drei Milliarden Dollar ausgegeben; nicht jede Übernahme zahlte sich aus - Tumblr gilt als der bekannteste Fehlkauf. Doch Mayer verantwortet auch die werthaltigsten Zukäufe sowie die Fokussierung und Weiterentwicklung der Werbetechnik. Allerdings konnte sie ihre Ziele weder Anlegern und Kunden noch Mitarbeitern nahebringen. Eine Zukunftsstrategie blieb aus.