Flottenmanagement 02.10.2018, 08:10 Uhr

TomTom stellt Telematik-Sparte zum Verkauf

Viele Verbraucher kennen TomTom noch vom Navigationsgerät in ihrem Auto - doch inzwischen ist die Firma ein Schwergewicht im Geschäft mit Verkehrsinformationen und anderen ortsbezogenen Daten. Ein lukrativer Bereich könnte nun verkauft werden.
(Quelle: lassedesignen, shutterstock)
Der Navigations-Spezialist TomTom stellt seine auf Fuhrpark-Management spezialisierte Telematik-Sparte zum Verkauf und will sich stärker auf das hart umkämpfte Geschäft mit digitalen Kartendiensten fokussieren.
Die zuletzt unter Druck geratene TomTom-Aktie machte nach der Ankündigung am Donnerstag einen Sprung von mehr als 16 Prozent. Die niederländische Firma hatte Mitte September auf einen Schlag rund ein Viertel ihres Werts verloren, nachdem die Autoallianz von Renault und Nissan bekanntgab, in ihren Autos künftig auf Google-Software zu setzen.
Der Schwerpunkt von TomTom werde weiterhin das Geschäft mit digitalen Karten, Navigationssoftware, Verkehrsinformationen und damit verbundenen Diensten sein, hiess es.TomTom-Chef Harold Goddijn sagte der Deutschen Presse-Agentur, er sehe sein Unternehmen weiterhin in einer starken Position bei ortsbezogenen Diensten. «Ich denke, dass es in der Autoindustrie weiterhin ein starkes Interesse daran gibt, einen eigenständigen Weg bei Software für das Armaturenbrett zu gehen», sagte er mit Blick auf die Ankündigung von Renault-Nissan und Google. Die Geschichte habe gezeigt, dass es schlecht ausgehe, wenn man die Kontrolle darüber aus der Hand gebe.
TomTom gehe davon aus, dass man auch weiterhin mit Renault und Nissan zusammenarbeiten werde - genauso wie aktuell auch mit den deutschen Autobauern Audi, Daimler und BMW, die den eigenen Kartendienst Here besitzen. «Es wird sich nicht alles auf einmal überschlagen.» Die langfristigen Auswirkungen des Google-Deals auf die Branche seien zugleich noch schwer vorherzusagen, räumte Goddijn ein. TomTom liefert Verkehrsinformationen unter anderem auch für die Karten in Apples iPhones - auch wenn es zuletzt Medienberichte gab, wonach der US-Konzern sich künftig stärker auf eigene Daten verlassen wolle.
Telematik-Dienstleistungen seien ein grundsätzlich anderes Geschäft als digitale Karten und Ortungsdienste und hätten gar nicht so viele Anknüpfungspunkte, sagte Goddijn. Er rechne nicht damit, dass es bei einer Übernahme der Sparte zu wettbewerbsrechtlichen Problemen kommen könnte. Einen Zeitraum für die Entscheidung über die Zukunft des Bereichs nennt TomTom nicht. Es habe mehrfach Übernahmeinteresse an der Telematik-Sparte gegeben.
Der Bereich steigerte im ersten Halbjahr 2018 den Umsatz um sieben Prozent auf knapp 87 Millionen Euro. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) gab es schwarze Zahlen von 29,4 Millionen Euro - ein Plus von 13 Prozent im Jahresvergleich. Beim TomTom-Konzern insgesamt sank der Halbjahresumsatz um gut neun Prozent auf 423 Millionen Euro, weil das Geschäft mit Navigationsgeräten für Verbraucher weiter schrumpft.



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