Start-ups im Silicon Valley jagen die IT-Grössen
DataDirect Networks - Software bestimmt alles
DataDirect Networks (DDN) ging 1998 aus dem Start-up Mega Drive Systems hervor. Nach einigen Jahren kauften sich die Gründer jedoch vom Einfluss der Investoren wieder frei. 2014 legte einer der Gründer und jetziger CEO Alex Bouzari die Motive dafür in einem Interview dar: Man hatte 2002 in einer Funding-Runde 12 Millionen Dollar an Venture Capital aufgenommen, doch schon bald festgestellt, dass die Geldgeber das Geschäftsmodell nicht verstanden und DDN in einen anderen Markt drängen wollten. Bouzari und sein Co-Founder Paul Bloch weigerten sich und zahlten die Geldgeber aus. Ihre Hartnäckigkeit hat sich gelohnt, denn das Unternehmen ist mittlerweile profitabel.
Dennoch wollen Gerüchte über einen Börsengang von DataDirect Networks nicht verstummen – der würde zwar frisches Geld und qualitatives Wachstum bringen, aber auch neue Abhängigkeiten.
Das Geschäft von DDN drehte sich bis vor Kurzem fast nur um Supercomputer und High-Performance-Computing (HPC). Dafür entwickelte es spezielle Speicherlösungen, mit denen sich grosse Datenmengen in hohem Tempo schreiben und lesen lassen. Erster Kunde war die NASA.
Erst jetzt will man „nach unten“, also in mittlere und kleinere Geschäftsumgebungen expandieren. Die bei HPC erfolgreich ins Spiel gebrachten schnellen Speicherverbindungen sollen jenem wesentlich grösseren Marktsegment an Firmen dienen, die sich mit Big Data und Datenanalysen beschäftigen, begründet Alex Bouzari den Strategiewechsel. DDN hat laut Bouzari ausreichend Erfahrung in Objekt- Storage und kann grosse Datenmengen aus den unterschiedlichsten strukturierten und unstrukturierten Quellen zusammenfassen und für Auswertungen vorbereiten. Die Skalierungseffekte sollen bis zu über 100 Milliarden Objekten oder über 100 Millionen Kundendaten reichen, sagt Bouzari. DDN reklamiert für sich, für diese Analyseprozesse Dutzende Rechenzentren von Web-, Cloud- und Service-Providern zusammenfassen zu können.
Die technologische Basis wird von Einzel- oder integrierten Komponenten bestimmt. Dazu gehören Converged- und Hyperconverged-Speicherplattformen, Scale-out- und Scale-up-NAS-Systeme, Tiered Storage mit verschiedenen Speicherebenen von Memory über Disk-Files bis zu Tape und Cloud, Cloud- und Software-as-a-Service-Lösungen, All-Flash-Arrays und auf Anwendungen abgestimmte IO-Beschleunigung. Um dieses breite Produktspektrum up to date zu halten, arbeitet DDN laut Bouzari mit fast allen bedeutenden Server-, Speicher- und Virtualisierungsanbietern zusammen. Bouzari: „Eine wesentliche Rolle für unsere technischen Angebote spielen die enormen Leistungssteigerungen bei CPU- und Speicherressourcen, verbunden mit gleichzeitigen Preissenkungen, die es auch Newcomern ermöglichen, sich mit ihren Produkten zu etablieren. Ausserdem sehen wir den Trend, dass Software alles bestimmt und die Hardware an Bedeutung verliert.“
Als Referenzen verweist Bouzari auf die bestehenden HPC-Kunden, mit denen man in den letzten Jahren „zum grössten Speicheranbieter in Privatbesitz“ gewachsen sei. Darunter befinden sich global agierende Firmen aus den Branchen Finanzwesen, Öl- und Gasindustrie, Life Sciences und In-dustriegüter. DDN sei, so Bouzari, durchaus eine Alternative zu Anbietern wie NetApp, EMC oder Gray.
Analysten von Gartner oder IDC bewerten das Unternehmen positiv. Gartner ordnet DDN in seinem Magic-Quadrant-Report zu Disk-Arrays als „Herausforderer“ der Spitzengruppe aus EMC, IBM, NetAPP, Hitachi, HP und Dell ein – noch vor den viel grösseren Fujitsu und Huawei. DDN muss aber erst noch beweisen, dass es sich auch dort behaupten kann, wo die ausgewiesenen Big-Data-Experten zu Hause sind.