Cloud
13.09.2017, 09:23 Uhr
Red Hat: Public Cloud als neuer Mainframe
Der Linux-Anbieter Red Hat will verhindern, dass ein Vendor Lock-in bei einem Public-Cloud-Provider zum Problem für Schweizer Kunden wird – wie es der Mainframe teilweise ist.
Der Weg in die Cloud ist für viele Schweizer Anwenderunternehmen vorgezeichnet. Die Versprechen der Anbieter – unter anderem unbegrenzte Skalierbarkeit, Abrechnung nur von bezogenen Ressourcen und höchste Sicherheitsstandards – sind zu verlockend. Zumeist allerdings nicht vorgezeichnet ist der Weg zurück. Sind die Applikationen und Daten einmal in der Cloud, bleiben sie dort eingeschlossen. Diesen möglichen Vendor Lock-in verglich Marco Bill-Peter mit Applikationen auf Mainframes, die auf den Maschinen ebenfalls eingeschlossen sind. Bill-Peter arbeitet mit seinen rund 80 Kollegen in der Schweizer Niederlassung von Red Hat. Mit der Container-Technologie und OpenShift will er verhindern, dass sich die Anwenderfirmen auf ewig an einen Cloud-Provider binden.
Während der Eröffnungsrede am Zürcher «Red Hat Forum» sprach Bill-Peter davon, dass die Open-Source-Technologie der Container den Kunden die Wahl lasse, wo und wie sie ihre Applikationen betreiben wollen. Container unterstützten sowohl Private Clouds, Hybrid Clouds als auch Public Clouds. Mit Lösungen wie Red Hats OpenShift könnten die containerisierte Anwendungen und Workloads beliebig verschoben werden – auch zwischen den Hyperscalern wie Amazon, Google und Microsoft. Somit erübrigt sich der Vendor Lock-in, sagte der Vice President Customer Experience & Engagement von Red Hat.
Red Hat biete mit der Container-Technologie und der Orchestrierungslösung OpenShift die Voraussetzungen an, um Schweizer Unternehmen bei der Wahl ihrer zukünftigen IT zu unterstützen, sagte Bill-Peter. Der Country Manager Léonard Bodmer ergänzte, dass die Lösungen bereits auf viel Interesse stossen hierzulande. Das dokumentiere auch die Rekordteilnehmerzahl am «Red Hat Forum» von fast 700 registrierten Personen.
Microsoft auf der Red-Hat-Bühne
Noch vor drei Jahren wäre der Vortrag eines Microsoft-Repräsentanten am «Red Hat Forum» undenkbar gewesen. Vor zwei Jahren vereinbarten die beiden Hersteller eine globale Kooperation. Nun konnte sich Marc Holitscher, Chief Technology Officer von Microsoft Schweiz, auf die Bühne wagen. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit Red Hat und beispielsweise den integrierten Support der zwei Anbieter bei Technologiefragen.
Microsoft hat nach den Worten Holitschers erkannt, dass in Anwenderunternehmen selten nur eine Technologie zu finden ist. Oftmals existieren Windows und Linux parallel. Neu könnten nun auch Red Hat (sowie andere Linux-Distributionen) auf Microsofts Cloud-Plattform Azure bereitgestellt werden. Von diesem Angebot werde rege Gebrauch gemacht, sagte der CTO. Alleine seit 2016 habe sich die Anzahl der Open-Source-Workloads auf Azure mehr als verdreifacht. Azure selbst verzeichnete ein vergleichbares Wachstum.
Cloud in der Finanzindustrie
Die Unternehmensberatung Accenture will die Nutzung von Cloud-Technologie in der Schweiz weiter fördern. Die Datenschutzvorschriften und Regulierung waren bis anhin Hindernisse für eine Public Cloud. Wie Josh Meyer an dem Anlass sagte, arbeite Accenture eng mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma zusammen, um die Hindernisse zu beseitigen. Der Global Financial Services Cloud Enablement Lead sah die Verhandlungen auf einem guten Weg. Nach positiven Ergebnissen in mit den Regulatoren in Luxemburg und Singapur könne bald die Schweizer Finanzbranche in die Cloud gehen.
Für hiesige Banken und Finanzdienstleister hatte Meyer eine Weltpremiere zu präsentieren: Das «Accenture Financial Services Cloud Studio» soll in Kürze zuerst in der Schweiz lanciert werden. Die Lösung wird es den Anwenderunternehmen erlauben, vom Regulator geprüfte, von dedizierten Security Providern abgesicherte Private respektive Public Clouds zu nutzen. Dafür partnert Accenture unter anderem mit Cisco, Equinix, HPE sowie Red Hat.
Die Zukunft der Finanzdienstleistungsindustrie ist die Cloud, war sich Oliver Bussmann sicher. Der frühere CIO von SAP und UBS berät mittlerweile Schweizer Firmen – und engagiert sich stark für das «Crypto Valley». Die im Raum Zug ansässigen Start-ups nutzen vielfach Open-Source-Technologien wie Blockchain und beziehen die Computing-Ressourcen aus der Cloud. Wenn die Schweizer Finanzinstitutionen mit den Innovationen der Jungunternehmen mithalten wollten, hätten sie keine Wahl. Die Cloud sei die einzige Option, sagte Bussmann. Die Voraussetzungen würden geschaffen: Auch aus den eigenen Gesprächen wisse er, dass sich die Regulatoren hin zur Akzeptanz der Cloud bewegen.