Homeoffice, Videokonferenzen, Dienstreisen
07.03.2023, 10:59 Uhr
New Work: Wie Corona in drei Jahren die Arbeitswelt verändert hat
Homeoffice, Videokonferenzen, Dienstreisen, Workation: In den vergangenen drei Jahren hat sich die Arbeitswelt erneuert, die Digitalisierung hat ihr Übriges dazu beigetragen. Welche Veränderungen die Pandemie mit sich brachte - und welche New-Work-Modelle Bestand haben.
Die Corona-Pandemie hat das Leben schlagartig verändert, als Mitte März 2020 plötzlich Kontaktbeschränkungen eingeführt und Büros geschlossen wurden. Homeoffice war bis dahin für viele Arbeitnehmer undenkbar, selbst wenn es ihr Beruf theoretisch möglich machte. Videokonferenzen waren vielerorts eine Seltenheit, schon bei der Telefonkonferenz streikte gerne die Technik. Doch Covid-19 liess in vielen Fällen keine andere Möglichkeit als Arbeiten am Küchentisch inklusive Kindergeschrei im Video-Meeting und zahlreiche abgesagte Dienstreisen.
Plötzliche Veränderungen sind oft auch plötzlich wieder Geschichte. Das Coronavirus aber blieb - und mit der Pandemie auch einige Veränderungen für die Arbeitswelt.
Plötzliche Veränderungen sind oft auch plötzlich wieder Geschichte. Das Coronavirus aber blieb - und mit der Pandemie auch einige Veränderungen für die Arbeitswelt.
Homeoffice
"Die Arbeitnehmer wollen tendenziell mehr im Homeoffice arbeiten als vor der Pandemie, aber nicht so viel wie während der Pandemie", sagt Ulf Rinne, Arbeitsmarktexperte vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Drei Jahre nach Beginn des ersten Lockdowns in Deutschland gebe es durchaus eine Erwartungshaltung an die Arbeitgeber, Homeoffice zu ermöglichen. "Homeoffice wird jetzt mitverhandelt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern", sagt Rinne.
Nach Zahlen des Ifo-Instituts arbeiteten zuletzt rund 25 Prozent der Beschäftigten "zumindest teilweise" im Homeoffice, im Dienstleistungssektor ist die Quote mit fast 36 Prozent deutlich höher. Seit Aufhebung der Homeoffice-Pflicht Ende März 2022 habe es kaum eine Veränderung gegeben.
Besonders beliebt ist Homeoffice dem Ifo-Institut zufolge bei IT-Dienstleistern (73,4 Prozent), Unternehmensberatern (71,7 Prozent) und bei Angestellten in der Werbung und Marktforschung (55,2 Prozent). Im Hotel- und Gastgewerbe spielt Homeoffice dagegen - wenig überraschend - keine Rolle.
Jeder Betrieb müsse für sich eine Lösung finden, wie nun langfristig mit dem mobilen Arbeiten umgegangen wird, meint Experte Rinne. "Aus meiner Sicht werden das meist hybride Modelle sein, zum Beispiel mit Präsenztagen, an denen alle an den Arbeitsort kommen."
Nach Zahlen des Ifo-Instituts arbeiteten zuletzt rund 25 Prozent der Beschäftigten "zumindest teilweise" im Homeoffice, im Dienstleistungssektor ist die Quote mit fast 36 Prozent deutlich höher. Seit Aufhebung der Homeoffice-Pflicht Ende März 2022 habe es kaum eine Veränderung gegeben.
Besonders beliebt ist Homeoffice dem Ifo-Institut zufolge bei IT-Dienstleistern (73,4 Prozent), Unternehmensberatern (71,7 Prozent) und bei Angestellten in der Werbung und Marktforschung (55,2 Prozent). Im Hotel- und Gastgewerbe spielt Homeoffice dagegen - wenig überraschend - keine Rolle.
Jeder Betrieb müsse für sich eine Lösung finden, wie nun langfristig mit dem mobilen Arbeiten umgegangen wird, meint Experte Rinne. "Aus meiner Sicht werden das meist hybride Modelle sein, zum Beispiel mit Präsenztagen, an denen alle an den Arbeitsort kommen."
Workation
Homeoffice ist das eine - aber was, wenn die Arbeit per Laptop auch in einer Strandbar erledigt werden kann? Workation, also die Kombination aus Arbeit (work) und Urlaub (vacation), hat mit dem Homeoffice seit Beginn der Corona-Pandemie ebenfalls einen Aufschwung erlebt - zumindest bei denen, die es sich leisten können und auf den passenden Stellen sitzen.
"Workation ist derzeit noch ein Nischenthema", sagt Arbeitsmarktforscher Rinne. "Gerade mit Blick auf die jüngere Generation ist es für Unternehmen aber durchaus eine Möglichkeit, im Wettbewerb um knappe Personalressourcen solche Angebote mitzudenken." Rechtlich seien mit Workation noch viele offene Fragen verbunden, insbesondere bei Aufenthalten ausserhalb der EU.
"Workation ist derzeit noch ein Nischenthema", sagt Arbeitsmarktforscher Rinne. "Gerade mit Blick auf die jüngere Generation ist es für Unternehmen aber durchaus eine Möglichkeit, im Wettbewerb um knappe Personalressourcen solche Angebote mitzudenken." Rechtlich seien mit Workation noch viele offene Fragen verbunden, insbesondere bei Aufenthalten ausserhalb der EU.
Videokonferenzen
Auch in Sachen Digitalisierung hat die Corona-Pandemie der Arbeitswelt einen Schub versetzt. In vielen Büros wurde die digitale Ausstattung deutlich verbessert, Kommunikationsanwendungen wie Microsoft Teams oder Zoom erlebten ein Hoch. In 72 Prozent der Unternehmen wurden Online-Meetings und Videokonferenzen Anfang 2022 "sehr häufig" oder "häufig" genutzt, wie aus dem Digital Office Index des Digitalverbands Bitkom hervorgeht. Im Mai 2020 lag der Anteil noch bei 61 Prozent, im März 2018 bei 48 Prozent. Hinzu kommt: Innerhalb der Unternehmen dürfte sich der Personenkreis der Videokonferenz-Teilnehmer deutlich vergrössert haben.
"Schon lange vor der Pandemie waren Videokonferenzen in Unternehmen für wenige ausgewählte Personen und Bereiche möglich", sagt dazu Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Durch die ausgeprägte Nutzung des Homeoffice sowie den Wegfall von Dienstreisen, Konferenzen und Veranstaltungen seit Corona sind Videokonferenzen in den Büros von heute ein Standard, auf den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr verzichten wollen."
Für Unternehmen wie Zoom wurde die Corona-Zeit daher zu einer Erfolgsperiode - wie auch andere Tech-Unternehmen steckt der Videokonferenzdienst aber inzwischen in Schwierigkeiten: Im Februar kündigte das Unternehmen angesichts der ungewissen Wirtschaftslage einen grossen Stellenabbau an. Zoom hatte während der Pandemie eine Einstellungsoffensive gestartet, die sich als überdimensioniert herausstellte.
"Schon lange vor der Pandemie waren Videokonferenzen in Unternehmen für wenige ausgewählte Personen und Bereiche möglich", sagt dazu Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Durch die ausgeprägte Nutzung des Homeoffice sowie den Wegfall von Dienstreisen, Konferenzen und Veranstaltungen seit Corona sind Videokonferenzen in den Büros von heute ein Standard, auf den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr verzichten wollen."
Für Unternehmen wie Zoom wurde die Corona-Zeit daher zu einer Erfolgsperiode - wie auch andere Tech-Unternehmen steckt der Videokonferenzdienst aber inzwischen in Schwierigkeiten: Im Februar kündigte das Unternehmen angesichts der ungewissen Wirtschaftslage einen grossen Stellenabbau an. Zoom hatte während der Pandemie eine Einstellungsoffensive gestartet, die sich als überdimensioniert herausstellte.
Dienstreisen
Während Homeoffice und Videokonferenzen boomten, drohte der Dienstreise in der Corona-Pandemie das Aus. Aber weit gefehlt: In den vergangenen Monaten ist ihr Comeback zu erkennen - auch, weil Arbeitnehmer in verschiedenen Umfrage immer wieder angeben, dass sie Geschäftsreisen mit Vor-Ort-Treffen sehr schätzen.
Die Vor-Corona-Verhältnisse sind aber noch weit entfernt, vor allem mit Blick auf inländische Flugreisen. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt flogen 2019 rund 15 Millionen Passagiere auf Verbindungen mit Start und Ziel in Deutschland - im Vergleich zu 2 Millionen 2021 und 4 Millionen 2022. Rechnet man auch Inlandsflüge hinzu, die zum Umstieg unternommen werden, geht die Branche für Sommer 2023 von 57 Prozent der Passagierzahlen von 2019 aus. Diese Zahlen beinhalten nicht nur Geschäftsreisende, gerade im innerdeutschen Verkehr dürfte ihr Anteil an allen Passagieren aber recht hoch sein.
Der internationale Flugverkehr hat sich etwas besser erholt. Insgesamt lag die Zahl der Passagiere an deutschen Flughäfen im vergangenen Jahr bei 66 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019.
"Die deutschen Unternehmen stellen mehr und mehr ihre Reiserichtlinien um", meint Stefanie Berk, Marketingvorständin für den Fernverkehr der Deutschen Bahn. Bei Geschäftsreisen werde inzwischen öfter auf die Schiene gesetzt. Nach DB-Angaben haben sich in den vergangenen zwölf Monaten die Verkaufszahlen der BahnCard an Business-Kunden verdoppelt. Mit der BahnCard erhalten Reisende 25 oder 50 Prozent Rabatt auf den Fahrpreis, mit der BahnCard 100 kann jeder Zug ohne weitere Kosten genutzt werden.
Die Vor-Corona-Verhältnisse sind aber noch weit entfernt, vor allem mit Blick auf inländische Flugreisen. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt flogen 2019 rund 15 Millionen Passagiere auf Verbindungen mit Start und Ziel in Deutschland - im Vergleich zu 2 Millionen 2021 und 4 Millionen 2022. Rechnet man auch Inlandsflüge hinzu, die zum Umstieg unternommen werden, geht die Branche für Sommer 2023 von 57 Prozent der Passagierzahlen von 2019 aus. Diese Zahlen beinhalten nicht nur Geschäftsreisende, gerade im innerdeutschen Verkehr dürfte ihr Anteil an allen Passagieren aber recht hoch sein.
Der internationale Flugverkehr hat sich etwas besser erholt. Insgesamt lag die Zahl der Passagiere an deutschen Flughäfen im vergangenen Jahr bei 66 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019.
"Die deutschen Unternehmen stellen mehr und mehr ihre Reiserichtlinien um", meint Stefanie Berk, Marketingvorständin für den Fernverkehr der Deutschen Bahn. Bei Geschäftsreisen werde inzwischen öfter auf die Schiene gesetzt. Nach DB-Angaben haben sich in den vergangenen zwölf Monaten die Verkaufszahlen der BahnCard an Business-Kunden verdoppelt. Mit der BahnCard erhalten Reisende 25 oder 50 Prozent Rabatt auf den Fahrpreis, mit der BahnCard 100 kann jeder Zug ohne weitere Kosten genutzt werden.
Also alles neu auf der Arbeit?
Bei allen Entwicklungen in den Bereichen Homeoffice, Dienstreisen und Videokonferenzen: Für viele Menschen hat sich in der Pandemie und auch jetzt, in der Zeit ohne Corona-Beschränkungen, überhaupt nichts am Arbeitsalltag grundlegend verändert - Masketragen und auf das Virus testen mal ausgenommen. Kassiererinnen, Kellner, Altenpfleger und Bauarbeiterinnen können trotz aller Digitalisierung nicht von zu Hause arbeiten, um sich den Weg zur Arbeitsstätte zu sparen.
Das Homeoffice-Potenzial liegt in Deutschland Arbeitsmarktexperten zufolge bei rund 50 Prozent der Beschäftigten - und ist stark abhängig vom Einkommen. Bei einem Bruttomonatseinkommen von 4000 Euro liegt das Homeoffice-Potenzial dem Ifo-Institut (2020) zufolge bei rund 80 Prozent, bei einem Bruttoeinkommen von 2500 Euro pro Monat dagegen nur bei 25 Prozent.
Das Homeoffice-Potenzial liegt in Deutschland Arbeitsmarktexperten zufolge bei rund 50 Prozent der Beschäftigten - und ist stark abhängig vom Einkommen. Bei einem Bruttomonatseinkommen von 4000 Euro liegt das Homeoffice-Potenzial dem Ifo-Institut (2020) zufolge bei rund 80 Prozent, bei einem Bruttoeinkommen von 2500 Euro pro Monat dagegen nur bei 25 Prozent.