Online-Buchhandel 12.05.2014, 08:59 Uhr

Münchner Finanzinvestor übernimmt Weltbild

Für die insolvente Verlagsgruppe Weltbild ist ein Käufer gefunden: Die Private-Equity-Firma Paragon Partners, bislang eher im Tiefkühl- und Schülernachhilfe-Segment aktiv, übernimmt das Unternehmen.
Rettung in Sicht: Weltbild-Zentrale in Augsburg
(Quelle: Weltbild)
Offenbar will sich der Investor nicht nur die Rosinen herauspicken - wie die Anteile am elektronischen Lesegerät Tolino - sondern die gesamte Verlagsgruppe übernehmen, inklusive des zuletzt schwierigen Katalog- und Filialgeschäfts: Die Münchner Paragon Partners will sämtliche Unternehmensteile von Weltbild, auch die Tochtergesellschaften in der Schweiz und in Österreich, berichten Süddeutsche Zeitung und Manager Magazin. Ein entsprechender Vorvertrag wurde bereits unterzeichnet. Ziel ist es offenbar, die Verlagsgruppe als Ganzes fortzuführen.

Digitalisierung als Erfolgskriterium

Wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Zukunft dürfte nicht zuletzt die Digitalisierung des Geschäfts sein. Dafür hatte bislang das Geld nicht ausgereicht, die Transformation hätte 135 Millionen Euro gekostet. Zum Online-Segment gehören unter anderem die Webshops Weltbild.de, Jokers.de und Kidoh.de. Ausserdem wollte die Verlagsgruppe künftig vor allem auf den E-Reader Tolino setzen, der als Kooperationsprojekt von Thalia, Weltbild, Hugendubel, Club Bertelsmann sowie der Deutschen Telekom Amazons Vormachtstellung auf dem E-Book-Markt angreifen will.
Was genau der neue Investor Paragon Partners vorhat, ist allerdings noch nicht klar. Bislang gibt es keine Stellungnahmen der beteiligten Vertragspartner, für den heutigen Montagnachmittag hat die Gewerkschaft Verdi allerdings die verbliebenen 2.200 Mitarbeiter zu einer Versammlung eingeladen. Dort werde Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz über das Ergebnis der Verhandlungen informieren.
Paragon Partners verfügt nach eigenen Angaben über Eigenkapital in Höhe von rund 650 Millionen Euro, das unter anderem die drei Partner Krischan von Moeller, Marco Attolini und Edin Hadzic mitbringen. Daneben stammt das Geld aus Pensionskassen, Lebensversicherungen und Universitätsstiftungen.

Neu in der Buchbranche

Die private Finanzgesellschaft, die sich auf mittelständische Unternehmen mit Sitz in Deutschland, Österreich und der Schweiz fokussiert, hat bislang eher in andere Segmente investiert. Zum Portfolio gehören unter anderem der Kühl- und Tiefkühlspezialist Kadi und Polo, ein Spezialfachhändler für Motorradbekleidung und -zubehör.
Bis 2013 war Paragon Partners ausserdem an der Nachhilfeorganisation Schülerhilfe beteiligt. Dennoch gibt es einen Bezug zur Buchbranche: Von Moeller war zwischen 1999 und 2002 Leiter der Unternehmensentwicklung  bei der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck.
Stefan von Holtzbrinck hatte sich, wie Bastei Lübbe und der österreichische Unternehmer Josef Taus, dem auch Libro gehört, ebenfalls für eine Übernahme der Verlagsgruppe interessiert. Weltbild musste Mitte Januar 2014 Insolvenz anmelden, nachdem der Gründer und bisherige Eigentümer, die katholische Kirche, nicht bereit war, weitere 130 Millionen Euro zur Rettung zuzuschiessen. Seitdem hatte sich der Konzern von rund 50 der insgesamt 220 Buchläden getrennt.




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