IT-Branche in der Schweiz 12.05.2016, 09:26 Uhr

Lohnt sich die Unternehmensgründung?

Sie war Ende der 90-er Jahre die Boom-Branche, doch die Anzahl der IT-Gründungen ist seit 2010 drastisch zurückgegangen. Die Herausforderungen an IT-Gründer sind deutlich gestiegen.
(Quelle: Foto: Fotolia / Coloures-pic)
Dies ganz unabhängig von den optimalen Voraussetzungen für junge Unternehmen in der Schweiz.
Schon im Jahr 2012 konstatierte Professor August-Wilhelm Scheer im Fachmagazin IM+io, dass Gründungen in der IT-Branche künftig nur von Erfolg gekrönt sein könnten, so sie auf einer neuartigen Idee basieren. Die könne sich einerseits mit einer neuen Technologie, andererseits aber auch mit einem innovatives Businessmodell befassen - vergleichbare Produkte auf den Markt bringen und so in Konkurrenz zu den Grossen treten zu wollen, sei hingegen aussichtslos.

Die Anforderungen an das Gründungsteam sind hoch, neben einer fundierten fachlichen Kompetenz und dem ausgeprägten Willen, sich selbst und die Idee permanent weiterzuentwickeln, spielen auch die unternehmerischen Fähigkeiten eine wichtige Rolle: Wachsende Unternehmen erfordern vielfältige Management-Kompetenzen. Am Anfang steht also die zündende und bahnbrechende Idee, die allerdings nur der Beginn einer anspruchsvollen Reise zu neuen Qualitäten sein kann. Der sich verändernde IT-Markt spiegelt sich logischerweise in den einschlägigen Statistiken wider. Bislang sind die Zahlen der Unternehmensneugründungen in der Schweiz bis einschliesslich 2013 ausgewertet.

Der Zuwachs an Unternehmen in der Schweiz ist kontinuierlich, aber langsam. So wurde für 2013 ein Anstieg an registerpflichtigen Firmen von rund zwei Prozent auf 12.440 ermittelt. Eine Entwicklung zeichnet sich jedoch klar ab: Die Neugründungen in der IT-Branche sind im Vergleich zu den Jahren zwischen 1995 und 2010 drastisch zurückgegangen - ganze 951 registerpflichtige Unternehmen, also Kapitalgesellschaften und Einzelunternehmen mit mehr als 100.000 CHF Jahresumsatz, befassten sich im Jahr 2013 mit Informations- und Kommunikationstechnologie. Diese allgemeine Bezeichnung umfasst allerdings auch die Dienstleister sowie Händler für IT-Produkte, andererseits bleibt eine ganze Reihe der IT-Unternehmen unter der Grenze für die Registrierungspflicht.

Die Erfolgsaussichten für Unternehmensgründungen in der IT-Branche sind in der Schweiz nicht schlecht: Wie das Schweizerische Bundesamt für Statistik ausgewertet hat, überleben 79,8 Prozent der Neugründungen im Dienstleistungssektor das erste Jahr und 48,6 Prozent das fünfte Jahr. Diese Quoten liegen allerdings deutlich unter den Durchschnittszahlen, die mit 83,3 bzw. 57,4 Prozent angegeben werden. Nicht zuletzt die optimalen Rahmenbedingungen, auf die Startups in der Schweiz treffen, spielen eine wesentliche Rolle - und diese Ausstrahlung reicht weit über die Landesgrenzen hinaus: Rund jede dritte Unternehmensgründung wird von ausländischen Initiatoren durchgeführt. Das Ranking wird von Deutschland und Frankreich angeführt, Italien folgt mit etwas Abstand auf Platz 3, wie die Erhebung von Expat-News belegt. Und der Erfolg gibt ihnen Recht: Die Schweiz steht bei Expats an Nr. 1, weil u. a. einerseits die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten so attraktiv sind und andererseits ein angenehmer Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben möglich ist.

Vor allem Personen aus der EU profitieren vom Freizügigkeitsabkommen, das sowohl für Selbstständige als auch für Angestellte ein Niederlassungsrecht vorsieht. Um ein Unternehmen in der Schweiz zu gründen, sind neben der Beantragung einer Aufenthaltsbewilligung allerdings einige Vorüberlegungen angeraten: Der konkrete Standort entscheidet ebenso über die Höhe der zu zahlenden Steuern, die im Vergleich zu den EU-Ländern nach wie vor sehr niedrig sind, wie die Gesellschaftsform. Gleichzeitig sind die Kapitalanforderungen zur Gründung einer GmbH oder AG zu beachten, im Gegenzug könnten also auch ein Einzelunternehmen in Frage kommen - hier empfiehlt sich die Einschaltung von Experten, die auf der Grundlage des konkreten Geschäftsfeldes eine stringente Konzeption ausarbeiten und viele Formalitäten abnehmen können.

Die Umsetzung wiederum erfordert weitere wichtige Schritte: Passende Räumlichkeiten, Möbel und Technik zu finden, sind nur einige der vielen Themen, mit denen Startups sich beschäftigen müssen. Und gerade hier ist Sorgfalt empfehlenswert, denn insbesondere die IT-Branche lebt von der Kreativität ihrer Entwickler. Die Umgebung sollte also einerseits zu den Freigeistern passen und ausreichend Raum lassen, andererseits empfehlen sich ergonomisch geformte Möbel und hochwertige Beleuchtungen, die die einseitige Belastung ausgleichen können. Entscheidend ist aber die Idee - die Rahmenbedingungen sind in der Schweiz noch immer hervorragend.



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