Hintergründe 02.08.2016, 03:20 Uhr

Deshalb kauft Oracle NetSuite

Was NetSuite für Oracle so attraktiv macht: Ein Kaufpreis 9,3 Milliarden ist wahrlich kein Schnäppchen. Oracle kauft damit auch Cloud-affine Kunden ein. Pro Kunde macht das 310.000 Dollar.
(Quelle: Katherine Welles / Shutterstock.com)
Oracle akquiriert NetSuite für 9,3 Milliarden US-Dollar. Der Deal soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. NetSuite sei das weltweit am häufigsten genutzte Enterprise Resource Planning (ERP) aus der Cloud, wirbt die Firma und haut kräftig auf die Pauke. Mit zum Portfolio gehören ausserdem ein CRM und eine E-Commerce-Lösung.
Aber, jetzt kommt die Preisfrage: Oracle hat ja bereits ein ERP (J.D. Edwards) und ein CRM (Peoplesoft). Beide Produkte laufen on-premise und in der Cloud. Warum kauft ein Software-Anbieter also etwas, das er schon besitzt?
Akquisitionen werden aus zwei Gründen getätigt. Eine Technologie-Akquise, also ein Knowhow- und Technik-Einkauf, halten wir beim Technologieführer Oracle für wenig wahrscheinlich. Oracle hat bereits alles im Angebot, von der Hardware, der Datenbank und Middleware bis zur Business-Software ganz oben auf dem Stack. Dann hat es die Ellison-Company wohl auf die 30.000 NetSuite-Kunden abgesehen, die bereits mit deren ERP und CRM arbeiten. Pro Kunden sind das 310.000 Dollar.

Oracle hofft auf Synergie-Effekte

Oracle kauft mit NetSuite Cloud-affine Kunden ein und hofft auf Synergie-Effekte. Wer bereits erfolgreich mit Business-Software aus der Cloud (von NetSuite) arbeitet, schaltet vielleicht demnächst auch Oracles eigene Cloud-Programme dazu. Denn der Umsatz mit der Cloud läuft für Mark Hurd und Larry Ellison noch nicht zufriedenstellend. Darüber können auch die hohen Wachstumsraten von 36 Prozent (Jahr über Jahr) nicht hinweg täuschen.
Zwar konnte Oracle im Jahresvergleich 2015/2016 seinen Umsatz im Cloud-Geschäft von 2,09 auf 2,85 Milliarden Dollar steigern. Nicht wenig, aber das sind trotzdem nur magere sechs Prozent des Gesamtumsatzes. Der Rückgang im klassischen Lizenzgeschäft wird dadurch nicht vollständig kompensiert.

Starke Konkurrenz durch SAP

Die Cloud, diese Erfahrung mussten auch andere klassische Software-Anbieter machen, braucht Geduld und einen langen Atem. Jetzt rächt sich, dass Oracle-Gründer Larry Ellison - damals noch CEO - sich zu lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht und auf das klassische Software-Lizenzgeschäft verlassen hat. SAP und, mit Einschränkung, auch Microsoft hatten die Cloud früher auf der Agenda. Und ernten folgerichtig auch früher die Früchte ihrer Initiativen. SAPs Geschäft mit Cloud-Subskriptionen und -Support wuchs schon im Jahresvergleich 2014/2015 um 110 Prozent.
Oracle war lange Zeit Opfer des eigenen Erfolges. Seine Datenbank dominierte auf ähnliche Weise den Datenbank-Markt wie Microsoft-Windows den Desktop. Und Erfolg macht faul. Der Mega-Trumpf Datenbank kann aber ein Türöffner sein - auch für die Cloud. Swisscom ergänzte beispielsweise vor ein paar Tagen ihr Cloud-Portfolio mit Database-as-a-Service - und startet mit Oracle.
Mit der "Cloud Machine", die Oracle im Mai dieses Jahres auf den Markt brachte, erleichtert der Anbieter zudem seinen Kunden die Migration in die Wolke. Die Cloud Machine überträgt die gewohnten Sicherheitsmechanismen der Private Cloud auf Public-Cloud-Angebote. Kunden können also nicht nur problemlos, sondern auch reinen Gewissens zwischen private und public migrieren.

Wer macht das Rennen?

Die Umsätze des Erzrivalen SAP bewegen sich in ähnlichen Regionen wie die von Oracle. Für Q2 2016 beziffert SAP die Erlöse mit Cloud-Subskriptionen und -Support mit 720 Millionen Euro. Und von hohen Wachstumszahlen im höheren Prozentbereich, ob von Microsoft, SAP oder Oracle, sollte man sich nicht täuschen lassen. Noch kleine Märkte skalieren stark. Das Rennen um die Business-Cloud hat gerade erst begonnen.



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