Bye bye Homeoffice
31.03.2017, 13:07 Uhr
IBM-Mitarbeiter sollen ins Büro zurück
Weg vom Homeoffice, zurück ins Büro: IBM will seine Mitarbeiter zurück in die Niederlassungen holen. Für 2.600 Angestellte im US-Marketing heisst es nun umziehen oder Job wechseln.
Strategiewechsel bei IBM: Das amerikanischen Unternehmen will Medienberichten zufolge, dass 2.600 Mitarbeiter der US-Marketing-Abteilung nur noch in den Firmenräumlichkeiten arbeiten und nicht mehr von zuhause oder unterwegs aus. Laut des Portals Quartz informierte die neue Marketing-Leiterin Michelle Peluso die Angestellten in einer Videobotschaft über die bevorstehenden Veränderungen.
Ein Schlüssel zum Erfolg sei für die Managerin, die erst seit knapp einem Jahr im Unternehmen ist, "kreative und inspirierende Arbeitsplätze" – und die gebe es im Büro. Damit hat sie die Abteilung offenbar gehörig aufgemischt. Denn für viele Mitarbeiter bedeute der Richtungswechsel eine radikale Veränderung. Die einzelnen Teams würden künftig auf sechs zentrale Standorte verteilt – Atlanta, Raleigh, Austin, Boston, San Francisco und New York. Konkret heisst das für die Angestellten: entweder umziehen oder Job wechseln. Interne Quellen bezeichneten den IBM-Sinneswandel Quartz gegenüber als "niederschmetternde Neuigkeiten".
"Schulter an Schulter" arbeiteten bereits die Design- und Sicherheitsabteilung, das Beschaffungswesen, grosse Teile der IT-Abteilung sowie die Teams, welche an Watson, Watson Health, Watson IoT und dem Cloud Development arbeiten. Andere hätten diesen Schritt noch vor sich. Der Richtungswechsel ist ein Bruch für das Unternehmen, das in dieser Hinsicht eine Pionierrolle einnahm und seit den 80er-Jahren Heimarbeitsplätze für seine Mitarbeiter einrichtete. 2009 arbeiteten 40 Prozent der weltweit 386.000 IBM-Angestellten im Homeoffice. Das Unternehmen konnte so seine Büroflächen massiv verkleinern und jährlich um die 100 Millionen Dollar einsparen.
IBM stellt sich gegen Trends
Mit dem Richtungswechsel schwimmt der Blaue Riese gegen den Strom. Flexible Arbeitsformen sind in der heutigen Arbeitswelt zur Normalität geworden. Mit Business-Chat-Apps wie Slack oder Microsoft Teams können sich Abteilungen trotzdem noch austauschen – egal von wo aus gearbeitet wird. Laut Quartz mangelt es IBM aber nicht an Produktivität, sondern an Innovationsfähigkeit. Obwohl die Bereiche Cloud-Computing oder künstliche Intelligenz bei IBM stark wachsen und nun etwa 40 Prozent des Umsatzes ausmachen würden, reiche dies immer noch nicht, um die Verluste aus anderen Bereichen zu kompensieren. "Der Wert von Innovationen ist so hoch, dass er jegliche Produktivitätssteigerung übertrumpft", wird der Management-Professor John Sullivan von der San Francisco State University zitiert. Unternehmen wie Apple oder Facebook machen demnach einen Umsatz von rund zwei Millionen US-Dollar pro Mitarbeiter – bei IBM sind es hingegen 200.000. Der Schlüssel zur Innovation ist laut John Sullivan der persönliche Austausch im Unternehmen.