Expansionspläne
24.11.2015, 11:19 Uhr
Huawei drängt nach Europa
Huawei will in Europa den Markt für Unternehmenskunden verstärkt angehen. Dabei soll ein neues europäisches Entwicklungszentrum den Kundenkontakt intensivieren.
(Quelle: Huawei)
Bei Smartphones und Netzwerken gehört Huawei längst zur Weltspitze, doch im Enterprise-Geschäft hat sich der chinesische Konzern in Europa bisher etwas schwer getan. Das soll sich nun ändern, sagte Leon He, President Western Europe der Business Enterprise Unit, auf dem CIO Forum in Lissabon: „Wir haben das Geschäft fünf Jahre aufgebaut, jetzt sind wir bereit für die Expansion.“
Dabei soll vor allem der richtige Mix aus Hardware, Software und Dienstleistungen neue Lösungen möglich machen. Mit Produkten wie Flash-Speicher im Storage-Bereich oder Servern hat man bereits die nötigen Grundlagen im Haus. Auch Abteilungen wie die Netzwerksparte werden eingebunden, etwa beim Bau des Kommunikationsnetzes für die Deutsche Bahn.
Einen Schwerpunkt für die nächsten Jahre sieht Huawei in der Cloud, wo mit der Deutschen Telekom als Partner die Open Telekom Cloud als Angebot zum Start im Frühjahr 2016 eingerichtet wird. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Internet of Things (IoT).
Mit dessen Siegeszug wird es zukünftig nötig sein, etwa auf einem Firmencampus Tausende Module empfangs- und sendebereit zu halten und dabei die möglichen Zugangstechnologien von 3G bis 5G effektiv und kostensparend einzusetzen. Dazu entwickeln die Chinesen mit LiteOS ein eigenes Betriebssystem für Connected Devices, das kaum Speicher- und Strombedarf hat und kostengünstig auf M2M-Modulen verwendet wird.
eLTE als Ersatz für WLAN
Weitere Innovationen in diesem Bereich sind eLTE, das als Mobilfunklösung auf Firmengeländen WLAN ersetzen kann, und LTE-M für die Machine-to-Machine-Kommunikation. LTE-M soll im Unterschied zur eher Consumer-orientierten Haupttechnologie LTE, die für grosse Datenmengen bei schnellem Tempo optimiert ist, auf die speziellen technischen Bedürfnisse der M2M-Kommunikation ausgerichtet sein.
LTE-M erlaubt dank eines eigens dafür entwickelten Chip-Sets eine hohe Reichweite bei einem Zehntel des Stromverbrauchs im GSM-Bereich. Ausserdem kann eine Funkzelle bis zu 100.000 Module versorgen. Leon He: „Heute sind 90 Prozent der Objekte nicht verbunden, das wird sich in den nächsten Jahren dramatisch ändern. Jede vertikale Industrie wird digitalisiert. Die Frage, wie man dies löst, ist zentral für uns.“
Ein erfolgreiches Modell, das sich in anderen Bereichen schon bewährt hat, ist für Huawei die enge Kooperation mit Partnern aus der Industrie beim Erstellen von Lösungen. Dazu richtet die Business-Sparte ein neues europäisches Entwicklungszentrum ein, das noch diesen Monat in München seine Arbeit aufnehmen wird.
Hier sollen sich Partner und Kunden mit den Experten von Huawei austauschen. Zudem sollen Trainings und Qualifikationsmassnahmen stattfinden. Das Unternehmen will damit das im professionellen Bereich so wichtige Vertrauen aufbauen, erklärte Tao Yang, Chief Strategy and Marketing Officer Western Europe, im Gespräch mit Telecom Handel.
Im Labor werden dafür Szenarien mit der nötigen Hardware-Infrastruktur errichtet, in denen Entwickler auch komplexe Lösungen testen können. „Wir sind nun in Europa präsenter und unsere Partner müssen nun nicht mehr extra nach China reisen“, freut sich Tao Yang.