Corona-Krise 26.03.2020, 07:55 Uhr

Distributoren: Support in harten Zeiten

Distributoren und Kooperationen haben verschiedene Massnahmen aufgesetzt, mit denen sie ihre Handelspartner während der Corona-Krise unterstützen wollen.
(Quelle: Wetzkaz Graphics/Shutterstock)
Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ist es für den stationären Handel unverzichtbar, verlässliche Partner in der Distribution an seiner Seite zu wissen. Telecom Handel hat bei den Grosshändlern nachgefragt, wie sie dem Handel während der Corona-Krise unter die Arme greifen. Wir haben die Antworten hier zusammengetragen. Wenn der eine oder andere Distributor auf diesen Seiten nicht vertreten ist, so liegt das nicht am fehlenden Willen, sondern vielmehr daran, dass diese Unternehmen ihre Kräfte derzeit für die Umstrukturierung des Handels­supports bündeln.

Also

Abhängig von Umsatzvolumen und -niveau bietet Also an, Zahlungsziele für betroffene Reseller zu erhöhen. Dazu stellt die Also Holding einen zusätzlichen zweistelligen Millionenbetrag an Liquidität bereit. Auch bei den Kreditlinien will das Unternehmen flexibel auf die Situation des jeweiligen Resellers eingehen. Die Umsetzung erfolge kurzfristig, die Massnahmen seien zunächst bis Ende April befristet, wie es weiter hiess. Infos gibt es auch unter ­support4corona@also.com.

Michael Telecom

Oliver Hemann, Prokurist bei Michael Telecom
Quelle: Michael Telecom
Bei Michael Telecom will Prokurist Oliver Hemann – „wie auch ausserhalb von solchen Krisensituationen“ – „kulant und partnerschaftlich“ mit entsprechenden Anfragen umgehen. Grundsätzlich sollten Partner jedoch „so früh wie möglich das Gespräch mit uns suchen, was zum Beispiel individuelle Zahlungszielverlängerungen bei Aufträgen angeht“, so Hemann. Die Betreuung der Händler durch die Mitarbeiter von Michael Telecom sei vollständig gesichert, verspricht er. Weitere Infos gibt es beim jeweiligen Ansprechpartner per Mail und Telefon.

Municall

Durch die Fokussierung auf B2B laufen die Zielvereinbarungen bei Municall noch bis zum 31. Dezember. Geschäftsführer Robert Egartner verspricht Händlern, die etwa durch das bei Vodafone zum 31. März endende Geschäftsjahr in Schwierigkeiten bei den Zielen kommen, „eine Lösung zu finden“. Ferner will er „bei Bedarf mit Vorschusszahlungen auf Provisionen“ unterstützen. Die Provisionen würden bei allen Partnern garantiert abgerechnet, so Egartner weiter.

Stahlgruber

Bei Stahlgruber kann aufgrund des Abgleichs von Provisionsanspruch und Warenbezug des Vormonats gegen Absprache ein vorgezogener Abschlag erfolgen, ­ausserdem verspricht der Grosshändler individuelle Rücknahmen von Geräten zur Schaffung weiterer Liquidität. Auf der Website von Stahlgruber findet sich ­zudem ein Corona-Info-Portal mit Informationen über Überstützung der KfW, Beantragung von Kurzarbeitergeld und Schadenersatz. Der Dropshipment-Service ist bis zum 1. Mai kostenfrei. Damit das Tagesgeschäft weitergeht, ist das komplette Personal von Stahlgruber im Homeoffice, die Logistik ist in zwei Teams aufgeteilt, die sich nicht treffen, um den Warenversand sicherzustellen. Ein weiteres Ausfall-Team fürs Lager ist vorbereitet.

Ingram Micro

Alexander Maier, Senior Vice President & Chief Country Executive bei Ingram Micro Deutschland
Quelle: Ingram Micro
Bei Ingram Micro verweist man unter anderem auf sein ISO-zertifiziertes Programm, das Business Continuity Plans (BCP) und Notfall-Aktionspläne (EAP) umfasst, sowie auf das Technology Solutions Financing mit Fokus auf den Bereichen Cloud und Managed Services. Dies umfasst unter anderem Sale-and-Lease-Back, das sich insbesondere an Kunden richtet, die Hardware gekauft haben und dies bilanzneutral darstellen wollen. Mit Hilfe des Private Label Program können Reseller ausserdem in ihrem eigenen Namen einen IT-Nutzungsvertrag mit ihrem Endkunden abschliessen. Ausserdem wollen die Dornacher ihre Handelspartner mit einer Zahlungszielverlängerung oder aber der Ausweitung des Kreditrahmens unterstützen. Zudem gebe es „Spielraum über den normalen Kreditrahmen hinaus“, so Alexander Maier, Senior Vice President & Chief Country Executive bei Ingram Micro Deutschland.

Epsilon Telecom

Epsilon-Geschäftsführer Christian Krug
Quelle: Epsilon
Bei Epsilon Telecom entstehen „durch die interne Verrechnung von Provisionsansprüchen und Warenbestellung“ erweiterte Zahlungsziele von bis zu acht Wochen „für das Gros unserer Händler, die Warenbezug und Provisionsgeschäft über uns abwickeln“, so Geschäftsführer Christian Krug. Zurzeit setze der Grosshändler verstärkt Video- und Telefonkonferenzen in Vertrieb und Marketing ein und erweitere das bestehende Angebot an Webex- und Online-Schulungen. „Aktuell nutzen unsere Partner und Kunden die frei gewordenen Kapazitäten, um Erreichbarkeit und Digitalisierung voranzutreiben. Negative Auswirkungen spüren wir als B2B-Distribution aktuell noch nicht. Unser Personal ist zu 90 Prozent ins Homeoffice verlagert worden und somit der Betrieb selbst bei weiteren Mobilitätseinschränkungen der Bevölkerung jederzeit gewährleistet.“

Brodos

Auch bei Brodos will man die Händler mit grösstmöglicher Kulanz unterstützen. ­Etwaige Zielvereinbarungen direkt mit ­Brodos würden „im Sinne der Partnerschaft zum Ende der Krise beleuchtet“, so Vorstand Frank Lüttjohann. Damit die ­Brodos-Partner weiterhin Geschäft machen können, bieten die Baiersdorfer unter anderem die Lieferung zum Kunden sowie Kommissionsware. Etwaige Zahlungen an Brodos in Form der Möbelmieten „werden bei Bedarf ausgesetzt, Gleiches gilt für Cross-Channel-Produkte wie den Online-Shop“, so Lüttjohann weiter. Bei Warenrücksendungen seitens eines Händlers will er individuell entscheiden, ohnehin sei man ständig und „mehr denn je“ im direkten Austausch mit den Partnern. Das zeige unter anderem auch der ­eigens zum Thema veranstaltete Live-Stream auf Youtube, bei dem Brodos-Chef Dominik Brokelmann und Lüttjohann auf dringende Fragen der Händler eingingen.

Herweck

Neben der Unterstützung bei behördlichen und unternehmerischen Massnahmen, wie Informationen zur Beantragung von Kurzarbeit, staatlichen Finanzierungsinstrumenten und Verhandlungen mit Vermietern, stellt Herweck den Partnern auch Kommunikationsmittel zur Verfügung, um den Kontakt mit ihren Kunden aufrechtzuerhalten. Dazu gehören Print- und Online-Werbung sowie Online-Kommunikation. Zudem wurde eine Webseite mit Massnahmen und Tipps eingerichtet, die ständig aktualisiert wird: www.herweck.de/corona. Warenrücknahmen sowie Zahlungszielverlängerungen seien „in vertretbarem Umfang“ möglich, Vorstand Hans-Jürgen Witfeld verweist hier allerdings auch auf die Vorgaben der Kreditversicherer, die es zu beachten gelte. Wie viele andere Distributoren auch bieten die Saarländer die Lieferung an Kunden im Namen des Händlers. Auch bei Zielvereinbarungen versuche man zusammen mit den Herstellern und Netzbetreibern Kulanzregelungen zu finden.

Motion TM

Bei Motion TM haben laut David Lange, Strategische Geschäftsentwicklung, „viele Mitarbeiter im Homeoffice bis tief in die Nacht Überstunden geleistet“, um das neue Moon Prime Light zu entwickeln, eine abgespeckte Version der Online-Lösung Moon Prime. Händler können damit die beiden Whitelabel-Online-Shop-Lösungen für das Cardware- und Hardware-Geschäft komplett kostenfrei nutzen. Zudem wurde die Provisionsberechnung von flexibel auf fix umgestellt. So erhält der Händler unabhängig vom Angebot 30 Euro Provision für jeden Auftrag mit 24 Monaten Laufzeit oder für eine Vertragsverlängerung. In Kooperation mit Vodafone kann Motion TM nun auch „flächendeckend alle Verträge provisionieren“, so Lange weiter. Weitere Infos gibt es unter www.moon-fachhandel.de/prime-light.

Eno Telecom

Jörg Wolters, Leitung Vertrieb Handel bei Eno Telecom
Quelle: Eno Telecom
Jörg Wolters, Leitung Vertrieb Handel bei Eno Telecom, bietet den Händlern unter anderem an, die Provisionen mit Ware zu verrechnen. Weitere Formen der Finanzierung will er direkt im Einzelfall mit dem Partner abstimmen. Logistik wie auch der Repair-Service stehen laut Wolters komplett zur Verfügung. Weitere ­Angebote sind Lieferung im Namen Dritter, das Eno-Whitelabel-Online-Shop-System, Social-Media-Vorlagen für Postings, Mailing-Vorlagen und Textentwürfe sowie die eigens eingerichtete Internet­seite unter www.eno.de/wir-sind-da mit aktuellen Informationen.

Faro-com

Bei Faro-com werden Zielvereinbarungen entsprechend verlängert und im Einzelfall Kulanzentscheidungen getroffen. Zudem gibt es verlängerte Zahlungsziele sowie vorzeitige Abschlagszahlungen von Zielgeldern, wenn bereits jetzt eine Zielerreichung gegeben ist. Auch mit vorzeitigen Auszahlungen oder Provisionsabschlägen könne man dem Händler entgegenkommen. Als Direktmassnahmen bietet der Distributor Dropshipping direkt an die Endkunden, die Möglichkeit des IMEI-Picking und eine eigene Aktivierungs-Hotline.

ElectronicPartner

EP-Vorstand Friedrich Sobol
Quelle: EP
„Bei der abschliessenden Bewertung des Jahres 2020 und der vereinbarten Zahlungsziele werden wir selbstverständlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Handel berücksichtigen“, verspricht EP-Vorstand Friedrich Sobol. Aktuell befinde man sich zudem in Verhandlungen mit den Industriepartnern bezüglich der Verlängerung von Zahlungszielen. Neben kostenfreiem Werbematerial erhalten Partner ausserdem in Sondernewslettern ständig aktualisierte Infos und Tipps. „Die Versorgung der Verbundgruppen-Mitglieder mit Ware aus den Lagern in Augsburg und Halle ist gewährleistet, durch ausreichende Bevorratung und einen getrennten Schichtbetrieb“, so Sobol.

ASVG

Von ASVG-Seite heisst es in Bezug auf die Corona-Krise: „Aktuell prüft die Telekom Möglichkeiten von Wiedereröffnungen der eigenen Telekom Shops mit einer Beantragung auf Grundversorgung. Sobald dieser Beschluss genehmigt ist, empfehlen wir jedem Telekom Partner, auf seine Kommune zuzugehen, um ebenso die Eröffnung der Telekommunikationsgeschäfte mit Begründung der Grundversorgung zu beanspruchen.“ Telekom Partner haben laut dem Distributor die Möglichkeit, Zahlungsziele zu verlängern und Provi­sionsabschlagszahlungen zu beantragen. Der ASVG-Aussendienst sei zum Schutz der Mitarbeiter vorerst eingestellt. Das Vertriebsteam werde sich jedoch regelmässig und aktiv telefonisch bei den Händlern melden. Der Warenversand seitens ASVG sei gewährleistet.

EinsAmobile

Auch Hakan Erdem verspricht flexible „Anpassungen von Jahreszielvereinbarungen“ für die Partner von EinsAmobile. Neben ohnehin langen Zahlungszielen von bis zu 60 Tagen könnten Händler ­ausserdem auf „Konsignationsware und IMEI on Demand“ zugreifen, so der Marketingchef. Des Weiteren bietet EinsAmobile ein erweitertes Retourenrecht, den Direktversand an Endkunden sowie „aktive Unterstützung und Beratung bei kritischen Prozessen, vertrieblichen Themen und sämtlichen Marketingmassnahmen. Zudem setzt EinsAmobile ab sofort und für unbestimmte Zeit die Kooperationsgebühr für die Ashops aus. Insbesondere die Partnershop-Betreiber sollen damit weiter entlastet werden, so Erdem. 

TK World

Händler von TK World sollen von einer hohen Flexibilität des Distributors bei der Erreichung der jeweiligen Ziele profitieren, verspricht Geschäftsführer Kai-Uwe Flormann. Allgemein will er die OnlineVermarktung der Partner stärken, unter anderem ist deshalb die individuelle Webseite „Mein Webauftritt“ für ein halbes Jahr gratis. Weiterhin gibt es Social-Media-Vorlagen für alle Netzbetreiber und Unterstützung bei der Schaltung von Facebook- und Google Ads. Zudem hat TK World eine Online-Partner-Community zur gemeinsamen Entwicklung neuer ­Vermarktungsideen ohne Ladengeschäft, zum Austausch untereinander und beim Lösen von Problemen wie der Beantragung von Krediten oder Kurzarbeitergeld eingerichtet.

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