CIO-Forum
20.06.2017, 10:01 Uhr
Daten sind das neue Gold
Die Digitalisierung schreitet voran. Viele Unternehmen digitalisieren allerdings, ohne zu transformieren. Das bedarf einer Veränderung der Unternehmenskultur. Und: Unternehmen müssen ihr Alleinstellungsmerkmal, ihre Nische finden.
Die Digitalisierung geht in die nächste Runde. Die Technik verändert sich im Stundentakt und mit ihr die Rolle des CIOs. Das alles sind IT-Entscheider inzwischen gewohnt. Ihnen wird in der Regel eine hohe Bereitschaft zur Digitalisierung attestiert. Oft müssen aber noch der gewinnbringende Verwendungszweck für die IT und das Verständnis seitens der Mitarbeitenden gefunden werden. Für beides bedarf es einer neuen Denkweise – vor allem aber ist ein Kulturwandel vonnöten. Ohne Kulturveränderung ist alles verloren war dann auch das Motto des vom Euroforum organisierten CIO-Forums in der Schweizer Gemeinde Rüschlikon.
Rund 65 CIOs und Berater nahmen am kleinen aber feinen Anlass teil, an dem hochkarätige CIOs zu Wort kamen. "Der CIO muss sich anpassen", mahnte auch Prof. Dr. Walter Brenner, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Uni St. Gallen, der durchs Programm führte. Soweit nichts Neues.
Digitalisieren UND transformieren
Die Trennung von IT- und Digitalabteilung fördere das Silodenken und hindere ganz klar die Digitale Transformation, meinte Keynote-Speakerin Xiaoqun Clever, Chief Technology and Data Officer der Ringier Gruppe. "Hier sehe ich die künftige Rolle des CIOs – IT-Verantwortlicher sowie Data und Digital Officer in einer Person", so die CIO. Zudem würden viele Unternehmen die Digitalisierung betreiben ohne zu transformieren. Das sei ein grosser Fehler. "Die Digitale Transformation ist kein Strategiespiel mehr, sondern ein knallhartes Execution-Spiel", warnte Clever.
Es gilt die Nische zu finden
Unternehmen müssten jetzt so agil wie möglich werden, viel mehr experimentieren und bei ihrer Datensammlung und -analyse nicht nur die Vergangenheit sondern auch künftige Szenarien berücksichtigen, sonst seien sie weg vom Fenster. Einfach zu machen, was die anderen machen, reiche schon längst nicht mehr aus. Unternehmen müssten sich ein firmeneigenes Ecosystem schaffen und ihr Alleinstellungsmerkmal finden. Heisst: Daten sammeln, die kein anderer besitzt, isolierte Datensätze innerhalb eines Unternehmens zusammenführen und zusammen analysieren und nutzen und in mindestens einem Bereich schneller oder besser sein als die Konkurrenz.
Daten sind das neue Gold
Diese These unterstützte auch Ursula Soritsch-Renier, Chief Information Officer and Group Digital Leader bei Sulzer. Es gehe um einzigartigen Content. "Daten sind das neue Gold", so Soritsch-Renier, "fragen Sie sich, wo Ihre Nische ist." Auch sie plädiert für eine Doppelrolle des CIOs.
"Digitalisierung ist eindeutig ein kulturelles Thema", sagte Jochen Decker, Leiter Digitalsierung, Strategie und Qualität bei der SBB. Eine Silowelt sei nicht mehr zuträglich, Kunden und Lieferanten müssten mehr einbezogen werden. Unternehmen sollten die digitale Innovation fördern, Risiken eingehen, Mut haben und Offenheit entwickeln.
"Lassen Sie Fehler zu, nehmen Sie Hierarchie-Ebenen raus, Spezialistentum ist nicht mehr tragbar!" Agilität sei die Antwort auf alle Herausforderungen. Und es bedarf dringend Inseln des Experimentierens.
Den Menschen nicht vergessen
Für Dr. Christian Bock, Oberzolldirektor der Eidgenössischen Zollverwaltung sind die Mitarbeitenden, vor allem jene, die sich durch digitalen Veränderungsprozesse infrage gestellt fühlen, die grösste Herausforderung. Mit dem Projekt "DaziT" und einer 400-Millionen-Franken-Investition (rund 370 Millionen Euro) wird der Zoll sämtliche Prozesse digitalisieren. Das Projekt wird ganz klar Stellen kosten.
"Wir müssen uns fragen, was Daten bewirken", ergänzte Dr. Diana Bitzel, Head of Global IT bei Lonza. Sie plädierte für Simplizität, Schnelligkeit, Innovation.
Für Olaf Romer, Head Corporate IT, Group CIO der Baloise Group heisst Digitalisierung Änderung der Kundenschnittstelle. Die habe sich schneller verändert als gedacht, so Romer, man hechele da immer etwas hinterher. Aber: "Der Kunde entscheidet heute, über welchen Kanal er mit uns in Kontakt treten will."