Bitkom
17.12.2020, 06:39 Uhr
86.000 offene Stellen für IT-Fachkräfte
Die Corona-Krise dämpft laut Bitkom-Umfrage den Fachkräftemangel nur vorübergehend ab. Sechs von zehn Unternehmen erwarten künftig eine Verschärfung der Personalnot.
Der Mangel an IT-Spezialisten hat sich unter dem Eindruck der Corona-Krise verringert, liegt aber weiterhin auf hohem Niveau. Ende 2020 sind quer durch alle Branchen 86.000 Stellen für IT-Experten frei. Das ist der zweithöchste jemals gemessene Wert seit Ersterhebung 2011. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl vakanter Stellen um 31 Prozent zurück, als ein historischer Höchststand von 124.000 unbesetzten Jobs zu verzeichnen war. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte des Digitalverbands Bitkom. Grundlage ist eine repräsentative Befragung von mehr als 850 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen in Unternehmen aller Branchen. Demnach konstatieren sieben von zehn (70 Prozent) aktuell einen Mangel an IT-Spezialisten. Vor einem Jahr waren es mit 83 Prozent nur unwesentlich mehr. Dabei erwarten sechs von zehn Unternehmen (60 Prozent), dass sich der IT-Fachkräftemangel künftig verschärfen wird.
Die Personalsuche kostet immer mehr Zeit. Im Durchschnitt dauert es sechs Monate, eine offene IT-Stelle zu besetzen, vor zwei Jahren waren es fünf Monate. Fast die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) berichtet, dass IT-Jobs langsamer besetzt werden können als andere Positionen. "Selbst während der Corona-Krise leidet Deutschland unter einem Mangel an IT-Fachkräften. Die Krise hat in allen Branchen Defizite bei der Digitalisierung aufgezeigt und einen Digitalisierungsschub ausgelöst, der die Nachfrage nach IT-Spezialisten schon bald wieder ansteigen lässt", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. "Gerade während der Krise entscheidet sich, welche Unternehmen sich erfolgreich für die digitale Zukunft aufstellen können. Jetzt ist der Moment, in digitale Geschäftsmodelle zu investieren, und dafür braucht es zwingend Digital-Know-how." Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, fordert der Bitkom ergänzend zu einer besseren Aus- und Weiterbildung die Stärkung von Frauen in der IT und die Förderung qualifizierter Zuwanderung.
Programmierer und IT-Administrationen gesucht
Software-Spezialisten sind in der Wirtschaft mit Abstand am gefragtesten. Jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) mit vakanten IT-Jobs sucht Software-Entwickler beziehungsweise Software-Architekten. Dahinter folgen IT-Anwendungsbetreuer beziehungsweise IT-Administratoren, die von jedem dritten dieser Unternehmen (35 Prozent) gesucht werden. 8 Prozent suchen Data Scientists beziehungsweise Big-Data-Experten, 6 Prozent IT-Projektmanager beziehungsweise IT-Projektkoordinatoren. 5 Prozent der Unternehmen mit offenen IT-Stellen möchten IT-Sicherheitsexperten einstellen, 3 Prozent IT-Service-Berater und 2 Prozent Ingenieure für Industrie 4.0 beziehungsweise Robotik.
Gesuchte Soft Skills
Neben der fachlichen Eignung sind auch Soft Skills entscheidend im Einstellungsprozess für IT-Fachkräfte. Ein "Must-have" bei den Kompetenzen und Persönlichkeitseigenschaften sind für nahezu alle Unternehmen Zuverlässigkeit (97 Prozent) und Teamfähigkeit (95 Prozent) sowie analytisches Denken (88 Prozent). Eine grosse Rolle spielt auch die Verständigung: Knapp neun von zehn Unternehmen (87 Prozent) sehen Deutschkenntnisse als Muss, acht von zehn (82 Prozent) allgemeine Kommunikationsfähigkeiten. Am anderen Ende stehen Einfühlungsvermögen (21 Prozent) und interkulturelle Kompetenz (26 Prozent), die nur selten als "Must-have" gesehen werden, also als unbedingte Voraussetzung. Allerdings sehen viele Unternehmen diese Eigenschaften bei Bewerbern gern: Zwei von drei (66 Prozent) wünschen sich von neuen Mitarbeitern Einfühlungsvermögen, sechs von zehn (59 Prozent) interkulturelle Kompetenz.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 853 Geschäftsführer und Personalleiter von Unternehmen mit 3 und mehr Beschäftigten aller Branchen (exklusive Landwirtschaft und öffentlichem Sektor) telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft in Deutschland.