Games.ch
08.09.2020, 10:05 Uhr
Testbericht Project CARS 3
Gebt Gas und habt Spass: Slightly Mad möchte mit «Project CARS 3» endlich in den Racing-Mainstream. Ob das gelingt oder die Rennspielserie unter diesem neuen Anspruch leidet, erfahrt ihr im Test.
Test von Olaf Bleich, games.ch
Die wichtigste Frage bei jedem Racing-Game: Wie fühlt sich das Spiel auf der Strecke an? Im Fall von «Project CARS 3» können wie dies nur mit «sehr gut» beantworten. Allerdings passt ihr das Programm auch stark an eure eigenen Bedürfnisse und vor allem an eure Fähigkeiten an.
Entwickler Slightly Mad bemüht sich redlich, das Spiel auch Einsteigern zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck gibt es gleich zum Start ein kleines Tutorial, und beim ersten Betreten der Menüs folgen kurze Erklärtexte. Die Hilfen erstrecken sich über Brems- und Lenkassistenten bis hin zu Traktionskontrollen und dem neuen und auf Symbolen basierenden Strecken-Hilfesystem. Dieses ersetzt die klassische dynamische Ideallinie. Drei Symbole zeigen an, wann ihr abbremsen, einlenken und beschleunigen solltet.
Tatsächlich funktioniert das ganz gut. Nur die innerhalb des Erfahrungssystems integrierte Bewertung für perfekt gefahrene Kurven erschien uns in der aktuellen Version noch fehlerhaft. Abhängig von den gewählten Hilfen erhaltet ihr mehr oder weniger Erfahrungspunkte. Wer also die Herausforderung sucht, kommt auch schneller im Spiel voran.
Spass auf der Strecke
Slightly Mad sucht ganz offenkundig mit «Project CARS 3» den Mittelweg zwischen Simulation und Einsteigerfreundlichkeit. Tatsächlich aber gelingt das ganz ordentlich, auch wenn Gelegenheitsspieler zwischendurch sicherlich auf die angesprochenen Fahrhilfen zurückgreifen werden.
Auch der dritte Ableger der Rennserie möchte, dass ihr ihn auf seine Weise spielt. Das bedeutet: Nicht nur das Gas-, sondern auch das Bremspedal ist euer Freund. Jeder Wagen fährt sich anders. Beispielsweise mussten wir anfangs feststellen, dass der Porsche 959 S einiges an Fingerspitzengefühl am Gas erfordert, um nicht auszubrechen. Ganz im Gegensatz etwa zum gutmütigen Honda Civic vom Beginn des Spiels. Durch die häufigen Fahrzeugwechsel und die Progression aufgrund der leistungsstärkeren Fahrzeuge müsst ihr euch immer wieder auf neue Gegebenheiten einstellen.
Hinzu kommen die je nach Schwierigkeitsgrad durchaus fordernden dynamischen Wettereffekte, die die Strecken, vor allem aber die Curbs gefährlich glatt machen. «Project CARS 3» spielt sich mit dem Controller ausgezeichnet, ein Lenkrad ist aber für Rennspielpuristen Pflicht. Letztere freuen sich garantiert auch über die grosse Auswahl an Kameraperspektiven: Von der Helmansicht bis hin zur Stossstangen- und Ego-Perspektive ist alles dabei, was der Rennfahrer braucht.
Einzig das Schadensmodell bleibt auch im dritten «Project CARS» eine Baustelle. Zwar stellt das Spiel Unfälle mit feuerroten Effekten dar. Die optischen Schäden am Boliden wirken aber doch ein wenig zahm im Vergleich zu anderen Mitbewerbern, und so spielen sie eigentlich keine Rolle für den Spielverlauf.
Hinzu kommen die je nach Schwierigkeitsgrad durchaus fordernden dynamischen Wettereffekte, die die Strecken, vor allem aber die Curbs gefährlich glatt machen. «Project CARS 3» spielt sich mit dem Controller ausgezeichnet, ein Lenkrad ist aber für Rennspielpuristen Pflicht. Letztere freuen sich garantiert auch über die grosse Auswahl an Kameraperspektiven: Von der Helmansicht bis hin zur Stossstangen- und Ego-Perspektive ist alles dabei, was der Rennfahrer braucht.
Einzig das Schadensmodell bleibt auch im dritten «Project CARS» eine Baustelle. Zwar stellt das Spiel Unfälle mit feuerroten Effekten dar. Die optischen Schäden am Boliden wirken aber doch ein wenig zahm im Vergleich zu anderen Mitbewerbern, und so spielen sie eigentlich keine Rolle für den Spielverlauf.
Mit jeder Menge Erfahrung
«Project CARS 3» koppelt euren Fortschritt zum einen an die Karriere, zum anderen an die Pilotenstufe. Je höher ihr aufsteigt, desto mehr Autos schaltet ihr frei, die ihr mit den erspielten Credits eurer Garage hinzufügen könnt. Slightly Mad schneidet sich ein dickes Stück bei aktuellen Action- und Rollenspielen ab, indem es nahezu jede eurer Aktionen in verschiedenen Bereichen wertet und eure Leistungen sammelt.
Seid ihr beispielsweise häufig mit demselben Wagen unterwegs, steigt ihr mit diesem in der Stufe auf und erhaltet so Rabatt in der Werkstatt. Daher lohnt es sich manchmal auch, erst einige Runden mit neuen Karren zu drehen, ehe ihr den virtuellen Schraubenschlüssel ansetzt. Euer Fahrer erhält mit der Zeit ebenfalls höhere Ränge. Innerhalb der Karriere begrenzt die Fahrerstufe daher die Autos, die ihr einkaufen und einsetzen dürft.
Und damit kommen wir zu den Credits: Das Preisgeld nutzt ihr zum Freischalten neuer Fahrzeuge und Upgrades, aber auch für das Beschleunigen des eigenen Spielfortschritts. Mögt ihr beispielsweise bestimmte Aufgaben oder Meisterschaften nicht, könnt ihr andere mithilfe von Credits freischalten. Auch eure Fahrerstufe dürft ihr so aufpolieren. Allerdings ist hier ebenso Fingerspitzengefühl gefragt: Wirklich alles freischalten geht natürlich nicht, schliesslich bindet «Project CARS 3» die Karriere an die abgearbeiteten Erfolge. Mikrotransaktionen gibt es übrigens nicht.
Geradlinige Karriere
Die Karriere unterteilt sich grundlegend in die Bereiche «Road», «GT» und «Bonus». Insgesamt kommt das Spiel so auf zehn Klassen mit jeweils vier Rennserien, die aus weiteren vier Wettbewerben sowie Einladungen und Herausforderungen bestehen. Jedes Event besitzt drei Aufgaben zum Sammeln besagter Erfolge. Im Verlauf der Karriere tretet ihr beispielsweise in normalen Rennen, Zeitwettbewerben oder Breakout-Events an, in denen ihr Schilder plattfahren müsst. Jede Veranstaltung erhält zusätzliche Aufgaben wie etwa das Erzielen bestimmter Bestzeiten oder Positionen.
Manchmal müsst ihr auch Kurven meistern oder saubere Runden fahren. Was sich langweilig anhört, ist dank des fordernden Renn-Gameplays durchaus unterhaltsam, und speziell die Skill-Quests wie besagtes Meistern der Kurven sorgen schnell für Motivation. Einzig der Modus «Heisse Runde» ärgerte uns immer wieder. Die Aufgabe besteht im Erfahren möglichst schneller Rundenzeiten. Allerdings dürft ihr dabei nicht von der Strecke abkommen. Oft legt das Spiel diese Regel aber zu streng aus und erklärt dadurch Runden für ungültig. Das nervt! Noch viel schlimmer wiegt allerdings die Tatsache, dass weiterhin eine Rückspulfunktion fehlt. Nach Unfällen bleibt euch die Wahl, ob ihr neu startet und die erspielten Erfahrungspunkte verliert oder durchzieht und diese einstreicht. Wirklich befriedigend ist beides nicht.
«Project CARS 3» kreiert mit den schnellen Wechseln der Divisionen und den ständig frischen fahrbaren Untersätzen ordentlich Abwechslung. Die vielfältigen Kurse und Streckenlayouts in Verbindung mit variierenden Wetterbedingungen funktionieren tatsächlich ausgesprochen gut und täuschen geschickt über die sehr geradlinige Karriere hinweg. Denn letztlich steht hier wie bei den Vorgängern auch das Fahren im Vordergrund, das das Spiel aber mit den reichhaltigen Individualisierungs- und Tuning-Optionen noch weiter aufbläst.
Der Aufbau eines eigenen, individuellen Fuhrparks ist sicherlich der Hauptanreiz innerhalb der Karriere. Egal ob zeitgenössische Strassenkutschen, Sportwagen oder klassische Fahrzeugen: Das Angebot an Autos ist reichhaltig, das Aufmotzen und das optische Ummodeln machen Spass und sorgen gerade im Multiplayer-Modus für einen gewissen Wiedererkennungswert.
Der Aufbau eines eigenen, individuellen Fuhrparks ist sicherlich der Hauptanreiz innerhalb der Karriere. Egal ob zeitgenössische Strassenkutschen, Sportwagen oder klassische Fahrzeugen: Das Angebot an Autos ist reichhaltig, das Aufmotzen und das optische Ummodeln machen Spass und sorgen gerade im Multiplayer-Modus für einen gewissen Wiedererkennungswert.
Spielmodus abseits der Karriere
Und damit wären wir dann auch bei den Optionen abseits der Singleplayer-Karriere. Da könnt ihr euch etwa eigene Events erstellen und greift dafür auf alle Strecken und Fahrzeuge des Spiels zurück. Das heisst: Hier könnt ihr Testfahrten erledigen und einfach mal den gesamten Fuhrpark ausprobieren.
Im Spielmodus «Rivalen» geht ihr auf die Jagd nach Bestzeiten und messt euch in Ranglisten mit euren Freunden. Für ein echtes Gefühl des Konkurrenzkampfes sorgen Ghosts, gegen die ihr antretet. Hinzu kommt der Online-Multiplayer-Modus, in dem ihr etwa an Herausforderungs-Events teilnehmen könnt oder eben auch Einzelrennen festlegt. Euer Fahrprofil ist natürlich an alle anderen Spielarten gekoppelt, sodass ihr immer weiter Erfahrungspunkte und auch Credits sammelt.
Fazit
«Project CARS 3» ist definitiv ein Fortschritt gegenüber dem teils doch recht biederen und mitunter sogar etwas frustrierenden Vorgänger. Wo der zweite Teil scheiterte, setzt nun der Nachfolger an: Die Karriere macht allein dank des umfangreichen Fortschrittssystems deutlich mehr Freude. Auch die Möglichkeit des Aufbaus eines eigenen Fuhrparks motiviert zum Weiterspielen.
Auf der Strecke selbst präsentiert sich «Project CARS 3» mit vielerlei Hilfefunktionen zugänglicher. Wir vermissen weiterhin die optionale Rückspultaste, damit man nicht bei jedem Fahrfehler das komplette Rennen neu starten muss. Wenn wir jetzt noch von dem zahmen Schadensmodell absehen, präsentiert sich «Project CARS 3»" aber als ausgesprochen rundes und vor allem gut spielbares Racing-Game.
Sowohl Gelegenheitsraser als auch Fortgeschrittene finden sich hier wieder. Ein Selbstläufer ist «Project CARS 3» aber trotzdem nicht. Gerade in den höheren Klassen stellt einen das Spiel mitunter ordentlich auf die Probe. Und genau das ist es letztlich doch, was wir uns alle von einem Renntitel erwarten: packende Duelle um die Spitze, coole Karren und spannende Positionskämpfe. All das bietet «Project CARS 3» und erhält deshalb von uns eine Kaufempfehlung.
Dieser Testbericht erschien zuerst auf games.ch.