Echtes Plastikgeld 22.02.2022, 15:42 Uhr

Praxistest: SwatchPay

Einfacher kann das Bezahlen mit einer Uhr nicht funktionieren – im Guten wie im Schlechten.
Der Ausschnitt zeigt eine transparente Swatch am Handgelenk einer Frau in einer weissen Bluse
Hoch die Hände, Monatsende! Es kann nie schaden, eine Kreditkarte dabeizuhaben.
(Quelle: Swatch)
Das Bezahlen mit Apple Pay ist eines der gewichtigsten Argumente für eine Apple Watch. Doch selbst wenn Apple im Stundentakt neue Armbänder raushaut, wird die Mutter aller Smartwatches nicht spannender: Irgendwann sieht man sich an allem satt. Und weil ich in der letzten Zeit nur noch zum Einkaufen das Haus verlasse und die Apple Watch nur als mobile Kreditkarte umschnallte, stellte sich die Frage: Vielleicht wird eine pfiffige Swatch mit der Bezahlfunktion SwatchPAY zu einer angenehmen Abwechslung?

Kauf und Einrichtung

Gedacht, getan. Auf der Website von Swatch sind alle verfügbaren Modelle aufgeführt, die im Vergleich zu den regulären Swatch-Modellen allerdings semi-pfiffig daherkommen. Ausserdem unterscheiden sie sich in drei Grössen, was die Auswahl weiter einengt: «Big Bold» mit einem Durchmesser von 47 Millimetern ist mir zu klotzig. «Gent» mit Durchmesser 34 Millimeter ist etwas für kleine Mädchen, sodass es eine «New Gent» mit 41 Millimeter sein musste, genauer: eine «Sea Pay» für 95 Franken:
Der Screenshot zeigt auf der Website drei Swatch-Modelle; das hellblaue Modell ist hervorgehoben
Dann halt dieses Modell
Quelle: Swatch
Die Pay-Modelle lassen sich bei einem Swatch-Händler nicht nur kaufen, sondern auch gleich vor Ort aktivieren. Doch weil der nächste Stützpunkt zu weit entfernt ist, habe ich die Swatch direkt über die Webseite bestellt. Dazu muss ein kostenloses Swatch-Konto angelegt werden.
Tipp: Legen Sie dieses Konto inklusive E-Mail-Verifizierung an, bevor Sie zum Kauf schreiten. Dann verläuft die anschliessende Registrierung wesentlich geschmeidiger und ist im Nu abgeschlossen.
Wählen Sie unter der Uhr im Einblendmenü die Option «Ja, am Ende der Bestellung aktivieren» (1). Wenn die Uhr in den Warenkorb gelegt wird, wird empfohlen, die Kompatibilität zur Kreditkarte zu prüfen, (2) indem die ersten sechs Ziffern eingeben werden:
Vor dem Kauf sollte die Kreditkarte auf ihre Tauglichkeit überprüft werden
Quelle: PCtipp.ch
Denn im Gegensatz zu Apple Pay unterstützt SwatchPAY deutlich weniger Herausgeber – und so weit ein erster Augenschein reicht, auch nur solche aus der Schweiz. Karten von Revolut und anderen Neobanken bleiben aussen vor.
Eine Liste der verfügbaren Karten und Banken finden Sie hier. Viele Karten fehlen nur scheinbar, weil sie nicht alle namentlich erwähnt werden. So steht zum Beispiel Swisscard mit der Cashback-Karte im Verzeichnis, die bei uns als kostenlose Coop-Karte im Einsatz ist. Sie funktioniert ebenfalls mit SwatchPAY – aber um die Tauglichkeit der eigenen Karten zu prüfen, gibt es ja die erwähnte Prüffunktion. Wenn alles stimmt, sieht das etwa so aus:
In einem nächsten Schritt wird die Kreditkarte an die Swatch gebunden
Quelle: PCtipp.ch
Als nächstes werden die Daten der Kreditkarte hinterlegt, die mit der Swatch verknüpft werden soll:
Die echte Karte wird durch eine virtuelle Karte ergänzt, die auf der Swatch zum Einsatz kommt
Quelle: PCtipp.ch
Und damit endet die Reise vorerst. Jetzt heisst es warten.

Erstkontakt

Die Swatch wurde am Freitag bestellt und kam am Montag an, fertig konfiguriert. Respekt! Die rote Box wird von der Aufforderung begleitet, die App (iPhone, Android) zu laden. Auf der Rückseite steht wiederum der achtstellige ID-Code, der die Aktivierung mit der gewählten Kreditkarte bestätigt. Dazu gleich mehr.
Schnell geliefert, tadellos präsentiert
Quelle: PCtipp.ch
Die Swatch selbst ist so swatchig, wie man es sich nur vorstellen kann, mit einem weichen angenehmen Silikonband. Der einzige sichtbare Unterschied zu einer regulären Swatch sind die NFC-Funkwellen am Band:
Das Symbol zeigt: Diese Uhr begleicht die Zeche
Quelle: PCtipp.ch
Der Erstkontakt verläuft also ziemlich unaufgeregt.

Installation und App

Die Installation ist ein Kinderspiel. Beim Start der App wird die Anmeldung mit dem Swatch-Konto verlangt. Anschliessend wird der ID-Code auf der Rückseite der Schachtel eingegeben und diese Mini-Prozedur mit einem Code abgeschlossen, der via SMS kommt. Auch diese Erfahrung ist so schlicht und unkompliziert, dass mir nichts einfällt, was noch besser laufen kann.
Kein Schnickschnack, sondern eine einfache, gradlinige Installation
Quelle: PCtipp.ch

Zahltag

Im Vergleich zu Apple Pay unterscheidet sich das Bezahlen mit SwatchPAY deutlich. Bei Apple Pay wird die PIN nur beim Anlegen der Apple Watch abgefragt, aber nicht bei der Transaktion. Damit diese zustande kommt, muss die Seitentaste zweimal gedrückt werden. Danach gibt es kein Halten mehr: Der Betrag kann ohne weiteres Nachfragen so hoch sein, wie es das Limit der Kreditkarte zulässt.
Die Swatch mit SwatchPAY verhält sich hingegen genau wie eine NFC-fähige Kreditkarte – nicht mehr und nicht weniger. Es gibt nichts zu drücken; sobald die Swatch am Terminal ankommt, wird die Transaktion eingeleitet und innerhalb von einer Sekunde oder zwei abgeschlossen. Allerdings gelten auch dieselben Spielregeln, wie bei einer regulären NFC-Karte: Wird der Betrag von 80 Franken überschritten, muss die PIN am Terminal eingegeben werden – also an jenem Gerät, mit dem ich mir nur eine platonische Beziehung wünsche.
Die blaue Swatch von vorne am Handgelenk
Eine Swatch eben – mit integrierter Kreditkarte
Quelle: PCtipp.ch
Diese Eingabe der PIN ist vielleicht der gewichtigste Nachteil von SwatchPAY. Natürlich kann Swatch nur bedingt etwas dafür, denn ein Sicherheitsnetz muss ja sein. Aber verglichen mit der Apple Watch mutet das wie ein grosser Schritt rückwärts an.
Was die Swatch aus nachvollziehbaren Gründen ebenfalls nicht liefert, ist die sofortige Anzeige der Transaktion auf dem Display. Hingegen wäre zu erwarten, dass wenigstens die App sofort reagiert. Doch das iPhone blieb bei diesem Test stumm, obwohl der App jede erdenkliche Erlaubnis erteilt wurde, um Krach zu machen. Immerhin wird ein Einkauf sofort in der SwatchPAY-App angezeigt; die Kontrolle ist also jederzeit gewährleistet.
Genauso wenig, wie eine Kreditkarte eine Batterie braucht, ist sie bei der Swatch nötig. Selbst wenn die Uhr kein Tick mehr von sich gibt, funktioniert der Bezahlvorgang. Ausserdem ist es nicht nötig, das Smartphone dabeizuhaben – allerdings gilt das auch für die Apple Watch.

Fazit

Die Bezahlung funktioniert tadellos, aber die PIN-Eingabe ab 80 Franken ist ein Wermutstropfen. Dessen ungeachtet ist das eine ideale Uhr für den Militärdienst, den Besuch in der Badi oder beim Bummel durch die Altstadt, ohne auf eine Überdosis Geld hinzuweisen.
Schön wäre eine Obergrenze der Bezüge, sodass sich die Swatch auch an einem Kind montieren lässt – quasi als Notfallbatzen. Immerhin lässt sich die virtuelle Karte mit einem Tippen in der App sperren und wieder entsperren, sodass eine vermeintlich verlorene Swatch nicht in eine Panikattacke mündet.
Unter dem Strich ist SwatchPAY eine einfache und sympathische Lösung, um mobil zu bezahlen. Im Vergleich zu Apple Pay und den Möglichkeiten von Neobanken wie Revolut wirkt die ganze Einrichtung und Verwaltung schon fast ein wenig hemdsärmelig, aber das will nichts heissen: Die Einrichtung ist einfach und auf die nötigsten Schritte reduziert, sodass auch Personen ohne jegliche Affinität zur Technik sofort damit klarkommen.




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