Mittelklasse-Smartphone
25.05.2023, 19:44 Uhr
OnePlus Nord CE 3 Lite 5G im Test
Dieses Handy kostet nur Fr. 16.50 pro Buchstaben im Namen. Lesen Sie hier, ob sich der Deal lohnt.
Das *tief Luft holen* OnePlus Nord CE3 Lite 5G *puh* ist das neuste Mittelklasse-Angebot von OnePlus. Preislich etwa zwischen dem Samsung Galaxy A54 und A34 angesetzt, will es vor allem mit einer auffälligen Kamera und alten Publikumsfavoriten punkten. Doch der Reihe nach.
Design und Haptik
Der Trend zu immer hochwertiger aussehenden Mittelklasse-Smartphones hat seine Grenzen. Und scheinbar ist diese Grenze etwa in der Preisklasse des Nord CE 3 Lite erreicht. Auf den ersten Blick sieht das Gerät ganz schick aus und schindet mit dem riesigen Kamera-Array erfolgreich Eindruck. Bei näherer Betrachtung merkt man aber schnell, dass es sich um ein günstigeres Handy handelt.
Auch in der Hand macht sich das bemerkbar. Der Rahmen des Nord CE 3 Lite fühlt sich an wie diese pulverbeschichteten Ikea-Metallstangen. Wobei ich das angenehmer finde als die glänzenden Metallrahmen der aktuellen Spitzenmodelle. Die Rückseite versprüht den Charme von Plexiglas und hat diese leicht weiche Qualität, die etwas billig wirkt. Im Gegenzug dazu ist das Nord CE 3 Lite auch etwas leichter als die Konkurrenz. Bei den Farben haben Sie die Wahl zwischen Limettengrün und auffällig, oder Dunkelgrau und quasi unsichtbar. Die beiden Varianten könnten, was den Aufmerksamkeitsfaktor angeht, kaum unterschiedlicher sein.
Optisch auffällig sind vor allem die bereits erwähnten Kamera-Ausbuchtungen. Diese sind etwa so gross wie ein 20-Rappen-Stück und erinnern schon fast an ältere Digitalkameras. Obwohl nur zwei Ausbuchtungen vom Rücken des Nord CE 3 Lite abstehen, sind drei Kameras darin versteckt, wie man beim genaueren Hinsehen erkennen kann.
Ausstattung & Leistung
OnePlus hat hier eine smarte Entscheidung getroffen. Mit der Leistung gewinnt man bei einem Mittelklasse-Smartphone keine Preise, also soll es die Ausstattung richten. Das Oppo-Tochterunternehmen setzt deshalb auf einige Features, die bei den Spitzenmodellen anderer Hersteller verbannt wurden. Das Nord CE 3 Lite verfügt über einen 3,5-mm-Audioanschluss, eine microSD-Speichererweiterung (geteilt mit dem zweiten SIM-Slot), und einen reichhaltigen Lieferumfang inklusive Ladegerät, Schutzhülle und bereits montierter Displayschutzfolie. Zudem ist das Handy in einem günstigen Bundle mit den True-Wireless-Kopfhörern OnePlus Nord Buds 2 verfügbar.
Das bereits erwähnte Ladegerät ist ebenfalls speziell: Es liefert bis zu 67 Watt und kann damit sogar einige Laptops betreiben. Für das Nord CE 3 Lite heisst das vor allem: Es ist richtig schnell aufgeladen. In einer halben Stunde kommt es auf etwa 80 Prozent. Das ist zwar rasend schnell, wird dem Akku langfristig aber nicht guttun. Bei regulärem Gebrauch hält das Nord CE 3 Lite knapp zwei Tage durch. Um mich richtig wohlzufühlen, würde ich es aber dennoch häufiger aufladen. Falls Sie hingegen zu den Menschen gehören, die mit weniger als 10 Prozent Akku noch stressfrei aus dem Haus gehen, brauchen Sie mit diesem Handy nur selten eine Steckdose.
Beim Speicher haben Sie zwei Varianten zur Auswahl: 128 GB oder 256 GB Nutzspeicher mit je 8 GB RAM. Der Nutzspeicher lässt sich wie erwähnt per microSD-Karte erweitern. Dabei verwendet das Nord CE 3 Lite einen hybriden Kartenslot, bei dem der zweite SIM-Slot auch für die microSD-Karte doppelt. Falls Sie also zwei SIM-Karten verwenden möchten, müssen Sie auf die Speichererweiterung verzichten, da das Nord CE 3 Lite keine eSIM-Option anbietet.
Etwas enttäuschend ist das Nord CE 3 Lite bei der Leistung. Das Snapdragon-695-SOC leistet gerade etwa gleichviel wie das Vorgängermodell. Das reicht für die meisten Alltagsarbeiten aus, kommt aber schon vereinzelt leicht ins Stocken. Der Benchmark-Vergleich zeigt: Mit dem nur knapp teureren Samsung Galaxy A54 kann das OnePlus nicht mithalten. Das merkt man auch in der Praxis. Beim Samsung läuft alles eine Spur geschmeidiger.
Am Display sollte das nicht liegen. Hier verwendet OnePlus die gleiche 120-Hz-Bildwiederholrate wie Samsung. Allerdings kann es sein, dass die Wiederholrate beim OnePlus schneller und stärker gedrosselt wird. Ansonsten ist das Display in Ordnung. Farblich ist es in unserem Fall etwas gar blaustichig. Die Auflösung von 1080 × 2400 ist auf 6,7 Zoll aber schön scharf. Laut Datenblatt unterstützt das Nord CE 3 Lite sRGB und Display P3. Inwiefern die beiden Farbräume «unterstützt» werden, ist jedoch nicht genauer angegeben.
Kameras
Hinter der riesigen Kamera-Ausbuchtung verbirgt sich dann auch eine riesige Kamera. Zumindest was die Pixel angeht. 108 Megapixel liefert der von Samsung hergestellte Sensor. Diese nutzt das Nord CE 3 Lite aber nicht, um gigantische Fotos zu schiessen, sondern kombiniert die Informationen in ein kompakteres 12-Mpx-Bild, das man dann auch in nützlicher Frist teilen kann.
Die Qualität der Fotos ist in Ordnung. Um ein paar Erinnerungen festzuhalten und diese später am Handy anzuschauen, reicht die Qualität aus. Wer die Bilder im grösseren Format, etwa auf einem TV oder ausgedruckt, geniessen möchte, stösst mit dem Nord CE 3 Lite schnell an Grenzen. Besonders flexibel ist die Kamera ebenfalls nicht. Trotz der drei sichtbaren Linsen gibt es nur eine reguläre Brennweite. Die Dreifach-Zoomstufe ist digital und dank des hochauflösenden Sensors ziemlich gut. An einen optischen Zoom kommt sie aber nicht heran. Ein zusätzliches Weitwinkel-Objektiv gibt es nicht.
Jetzt fragen Sie sich wohl: Wofür sind denn die zwei anderen Linsen, wenn nicht für alternative Brennweiten? Die beiden Objektive unter der Hauptkamera sind mehr für administrative Arbeiten da. Beide lösen nur mit 2 Megapixeln auf und erledigen spezifische Aufgaben. Da ist einmal das Makro-Objektiv, welches in Kombination mit der Hauptkamera für bessere Nahaufnahmen sorgt. Und es gibt einen Tiefensensor, der Tiefendaten für verschiedene Zwecke bereitstellt. Die Makrobilder des Nord CE 3 Lite sind okay, wenn auch mit niedriger Auflösung. Besser macht es die 16-Mpx-Frontkamera, die mit dem Portraitmodus kompatibel ist und solide Fotos macht. Für die Preisklasse kann man hier zufrieden sein.
Grottig sind hingegen die Videoaufnahmen des Nord CE 3 Lite. Bei FullHD (1920 × 1080) und 30 FPS ist Schluss, und das noch in mässiger Qualität. Schnellere Aufnahmen gibt es nur im Zeitlupen-Modus, dann in 720p und 120 FPS. Interessanterweise gibt es keine Möglichkeit, regulär in 720p und 60 FPS aufzunehmen. Entweder man filmt «normal» in 30 FPS oder im Zeitlupenmodus mit 120 FPS.
Software
Auch bei OnePlus kommen keine veralteten Betriebssysteme mehr auf Mittelklasse-Phones. Das Nord CE 3 Lite erscheint mit Android 13 und dem OxygenOS-Interface. Dieses ist mittlerweile praktisch an das Interface ColorOS vom Mutterkonzern Oppo angeglichen. Dieses lehnt sich wiederum stark bei Samsung an. Somit ist das Nord CE 3 Lite für die meisten Android-Nutzer einfach zu verstehen, aber halt auch nicht besonders interessant. Grösstenteils funktioniert die Designsprache von OxygenOS gut und auch die deutsche Übersetzung wurde im Vergleich zu vor ein paar Jahren deutlich verbessert.
Angenehm: Bei OnePlus gibt es vergleichsweise wenig Bloatware. Da der Hersteller nicht über ein so starkes Ökosystem wie etwas Samsung oder Sony verfügt, gibt es weniger Doppelspurigkeiten. Die meisten vorinstallierten Apps sind wirklich nötig und/oder nützlich. Es lassen sich sogar einige der OnePlus-Apps komplett deinstallieren. Mit den wenigen verbleibenden Apps, die man tolerieren muss, kann man recht gut leben. Auf jeden Fall ist es ein Stück weniger als bei den meisten anderen Herstellern.
Fazit
Das OnePlus Nord CE 3 Lite 5G ist für den Preis ein ordentliches Smartphone. Mit den wichtigsten Aufgaben des Alltags kommt es zurecht und es kann ein günstiger Einstieg in die Smartphone-Welt sein. Allerdings gibt es in der gleichen Preisklasse bessere Geräte wie das Samsung Galaxy A34, oder für nur 50 Franken mehr das deutlich bessere Galaxy A54. Punkten kann das neue Nord mit seinem grosszügigen Lieferumfang.
Testergebnis
Lieferumfang, wenig Bloatware
Haptik, Kamera, Leistung
Details: 6.7-Zoll-Display (1080 × 2400), Snapdragon 695, 8 GB RAM, 128/256 GB Nutzspeicher (erweiterbar), USB-C, 3,5 mm Audio, 108-Mpx-Weitwinkel, 2-Mpx-Makro, 2-Mpx-Tiefensensor, 16-Mpx Frontkamera, Android 13, Fingerabdrucksensor (im Rahmen), inkl. Schutzhülle und Ladegerät
Preis: Fr. 330.-
Infos: