Action-Kamera
11.05.2023, 15:15 Uhr
GoPro Hero 11 im Test
Die neuste GoPro wird grösser, aber nur von Innen.
Bei jeder neuen GoPro stellt sich die gleiche Frage: Lohnt sich das Upgrade? Und auch bei der Hero 11 lautet die Antwort: Kommt drauf an. Die Hero 11 ist die klar beste GoPro bis dato und ein ordentliches Upgrade zur Hero 10. Je nachdem, welche Features Sie am meisten brauchen, wirkt sich das aber mehr oder weniger auf Ihren Alltag aus. Wobei gesagt sein soll: Die Hero 11 ist fast durchs Band besser als ihre Vorgängerin.
Das liegt zu einem stattlichen Teil am neuen Sensor. Schliesslich wirkt sich ein besserer Sensor auf alle möglichen Bereiche der Kamera aus. Die Hero 11 verbaut einen 27-Mpx-Sensor im 8:7-Format. Dieses unübliche Seitenverhältnis ist nicht dazu gedacht, exakt so verwendet zu werden. Vielmehr bietet es die Möglichkeit, verschiedene Videoformate auf dem gleichen Sensor aufzuzeichnen und den zusätzlichen Platz für Stabilisierung und ähnliche Tricks zu verwenden. Das fast quadratische Format hilft zudem dabei, Videos sowohl für Social Media als auch traditionell querformatige Medien auszugeben. Die 27 Mpx des neuen Sensors bieten eine Auflösung von bis zu 5599 × 4927. Da kann man auf praktisch jedes übliche Format zuschneiden und hat sogar noch Platz aussen herum.
Ein grosses Upgrade gibt es auch für Cineasten. Die Hero 11 kann neu 10-bit-Farben, was beim Nachbearbeiten der Footage deutlich mehr Spielraum mit sich bringt. Allzu extreme Edits sollte man aber auch bei der Hero 11 nicht planen. Mit einer maximalen Bitrate von 120 Mbps ist die Datentiefe doch eher begrenzt. Es muss halt alles auf eine microSD-Karte passen.
Für Actionshots bringt die Hero 11 zwei neue optische Tricks mit sich. Da wäre zunächst der HyperView. Diese Ansicht ist noch weitwinkliger als Superview und soll eine noch immersivere Sichtweise bieten. Bisher war dies nur mit dem Max-Linsenmod machbar, in der Hero 11 ist das Feature eingebaut. Ein netter Vorteil des Ultra-Weitwinkels: Alles wirkt ein wenig schneller, sodass sogar ein gemütlicher Jogging-Lauf rasant aussehen kann. Einziges Problem: Nach HyperView muss sich GoPro einen neuen Superlativ einfallen lassen, wenn sie noch einmal einen Schritt weitergehen will.
Der zweite Trick der Hero 11 ist dann schon eher etwas für Hartgesottene, oder zumindest findige Kameraleute. Mit dem Horizon-Lock kann die Hero 11 den Horizont einer Aufnahme komplett fixieren, sogar bei einer 360-Grad-Fassrolle. Sprich: Die Kamera macht einen Salto, der Horizont bleibt aber statisch fixiert. Mit der Hero 10 waren ohne weitere Accessoires nur je 45 Grad möglich. Der Effekt ist spektakulär und dürfte einige spannende Kameratricks ermöglichen.
Unter anderem dafür wurde der Bildstabilisator der Hero 11 weiter verbessert. Das System heisst neu Hypersmooth 5 und stabilisiert noch besser und extremer als zuvor. GoPro verbaut dazu einen automatischen Boost-Modus, der speziell zugeschaltet wird, wenn es die Aufnahme erfordert. Wer sich reguläre Kameras oder Smartphones gewöhnt ist, wird von der GoPro so oder so weggepustet. Die Bildstabilisation der Hero 11 ist besser als alles andere auf dem Consumer-Markt. Die Mini-Kamera hat durchaus ihre Schwächen, aber die Bildstabilisation ist definitiv keine davon.
Eher zu den Schwächen der Kamera gehörte jeweils die Akkulaufzeit. Das ändert sich mit der Hero 11 nur teilweise. Der Akku bleibt grundsätzlich der Gleiche, allerdings wird die Hero 11 bereits mit der technologisch besseren Enduro-Batterie ausgeliefert. Die Enduro-Batterie bietet die gleichen 1720 mAh, ist allerdings chemisch anders zusammengesetzt und hält etwas länger durch. Besonders unter kalten Bedingungen soll die Enduro-Batterie besser funktionieren. Wir empfehlen dennoch zusätzliche Akkus für jeden Dreh. Wer gerne nachts unterwegs ist, erhält mit der Hero 11 ein Set an Nachtmodi für Sternaufnahmen und Light Painting.
Zuletzt macht GoPro noch einen Schritt auf alle jene zu, die sich schlicht nicht besonders für Kameratechnik interessieren. Neu gibt es einen Easy Mode, der die Aufnahmeeinstellungen stark vereinfacht. Statt komplizierter Zahlen gibt es eine einfach gehaltene Auswahl an Voreinstellungen. Sie sagen der Kamera, was Sie aufnehmen möchten, und die Kamera stellt alles passend ein. Natürlich ist die manuelle Bedienung weiterhin möglich.
Äusseres & Bedienung
Optisch gibt es bei der Hero 11 eine einzige Änderung zum Vorgängermodell: Auf der linken Seite steht neu 11 statt 10. Ansonsten ist alles gleichgeblieben. Das liegt nicht nur daran, dass die GoPro grundsätzlich funktioniert, sondern auch daran, dass möglichst viele Accessoires kompatibel bleiben sollen. Schliesslich ist GoPro längst nicht nur eine Kamera, sondern ein Ökosystem von Zubehör, Mods und Erweiterungen.
Für die Bedienung gibt es zwei Buttons, Touch – und lautes Piepen. So hören Sie auch, dass die Kamera aufnimmt, wenn sie auf dem Helm montiert ist. Durch die wenigen Bedienelemente muss man sich anfangs kurz an die wichtigsten Tastenkombinationen gewöhnen, allerdings lässt sich fast alles auch per Touch bedienen.
Besonders praktisch ist in diesem Kontext auch die Quik-App. Diese bietet zwar auch eine breite Auswahl an Editing-, Publishing- und Cloud-Diensten, ist primär aber als Fernsteuerung für die Hero 11 und andere GoPro-Modelle praktisch. Sie können nicht nur diverse Funktionen der Kamera über die App fernsteuern, sondern auch direkt auf die Footage zugreifen.
Bildqualität
Wer sich eine GoPro kauft, ist sich stets bewusst: Der Inhalt zählt mehr als die Qualität. Geht es um reine Pixel, kommt die GoPro nicht an reguläre Kameras ran. Dafür ist der Sensor zu klein, das Objektiv zu kompakt. Reine Pixelqualität ist aber auch nicht der Sinn einer GoPro: Sie ist dazu da, all das einzufangen, was mit einer regulären Kamera nicht möglich ist. Die GoPro hängt am Flügel eines Sportflugzeuges. Sie klebt am Helm eines Rallye-Fahrers. Sie steckt in der Hosentasche der Vlogger und passt auch bei der zweiwöchigen Wanderung in den Anden noch in ein Seitenfach des Rucksacks.
Dann kommt der nächste Layer der GoPro-Qualität: Der Sensor ist gross genug, um alle populären Formate einfangen zu können. Von UHD-Weit- bis Social-Hochformat. Super-stabilisiert, wasserfest und simpel. Tiefgehende Postproduktion geht mit dem Material der GoPro nicht besonders gut, aber es geht gut genug, um bereits stark aussehenden Inhalten den letzten Schliff zu verleihen. Im Prinzip kann die Kamera alles, ausser bestechende Pixel. Mit der Hero 11 macht die Bildqualität aber noch einmal einen ordentlichen Sprung nach vorne. Zwar nutzt GoPro auch hier den grösseren Sensor vor allem für bessere Stabilisation und mehr Flexibilität, aber auch qualitativ ist Fortschritt da. Die neuen 10-bit-Farben öffnen deutlich mehr Möglichkeiten in der Postproduktion.
Fazit
Die Hero 11 Black ist mit Abstand die beste GoPro bis dato. Den nur leicht höheren Preis im Vergleich zur Hero 10 ist sie absolut wert. Falls Sie aber eine Hero 10 zu einem günstigen Ausverkaufs-Preis finden, kann das durchaus eine gute Alternative sein. Besitzer von bisherigen GoPros werden wohl noch eine Weile auf ihren bisherigen Modellen bleiben können, aber gerade der verbesserte Sensor ist schon sehr verlockend. Innerhalb des Action-Cam-Marktes ist die Sache klar: GoPro hat die Lage im Griff. Nur schon das gigantische Ökosystem schlägt die Konkurrenz um Längen. Dazu ruht sich GoPro nicht auf ihrem Erfolg aus, sondern liefert mit der Hero 11 ein starkes Upgrade, das auf der ganzen Linie überzeugt. Tipp: Rechnen Sie ein wenig Extra-Geld für Accessoires mit in den Kaufpreis ein. Erst damit macht die GoPro so richtig Spass.
Testergebnis
Flexibilität, Verarbeitung
Accessoire-hungrig
Details: 27 Mpx, 8:7 (5599 × 4927), 1/1.9”-Sensor, ƒ/2.5, ISO 100-6400, 5,3k 60p, 4k 120p, FHD 240p, max. 120 Mbps, TimeLapse, 3-fach Mikrofon-Array, 2,27” LCD, 1,4” Front-LCD, USB-C, microSD, 1720-mAh-Enduro-Akku, 71,8 × 50,8 × 33,6 mm, 154 g
Preis: Fr. 478.-
Infos: