Testcenter
20.10.2022, 19:15 Uhr
E-Book-Reader Tolino Epos 3 im Test
Kann der neue 8-Zoll-E-Book-Reader aus der Highend-Reihe überzeugen? Online PC testet.
Drei Jahre nachdem Tolino den 8-Zoll-E-Book-Reader Epos 2 vorgestellt hatte, präsentierte der Hersteller kürzlich den Nachfolger – den Epos 3. Bei Epos handelt es sich um die Highend-E-Reader-Serie von Tolino. Hierzulande ist der Epos 3 bei Orell Füssli für 299 Franken (Stand: 18.10.22) zu kaufen.
Die Hardware
Der Epos 3 bietet wie der Vorgänger (unser Test) ein grosszügiges 8-Zoll-Display. Davon abgesehen ist einiges neu: Das aktuelle Modell erhielt – wie der Vision 6 letztes Jahr (Test Vision 6) – den schnelleren Prozessor (AllWinner-B300-Quad-Core, 1.8 GHz), das E-Ink-Carta-1200-Display und den USB-C-Anschluss.
Ausserdem neu ist die Grösse des internen Speicherplatzes: Mit 32 GB internem Speicher toppt der Epos 3 alle bisherigen Tolinos. Durch dieses Upgrade passen nun laut Hersteller bis zu 24'000 E-Books auf den E-Book-Reader.
Der Epos 3 misst 18,14 × 16,05 × 0,76 Zentimeter und wiegt 232 Gramm. Zum Vergleich: Der Vision 6 (7 Zoll) misst 14,46 × 16,16 × 0,59 cm bzw. 215 Gramm. Das 8-Zoll-Touchdisplay bietet HD-Auflösung (1440 × 1920 Bildpunkte, 300 ppi). Die Griffleiste ist auch beim aktuellen Epos 3 ergonomisch geformt und dort befinden sich die zwei Blättertasten.
Wenn Sie nicht sicher sind, welcher Gerätetyp zu Ihnen passt, können Sie übrigens auch unseren Kaufberatungs-Artikel lesen, in dem Kindle-, Tolino-, Kobo- und Pocketbooks-Geräte verglichen werden (Stand: April 2022).
Weitere Spezifikationen
Um Sie nicht weiter mit Specs zu langweilen, findet die interessierte Leserschaft unten ein PDF mit den technischen Daten zum Tolino Epos 3.
Inbetriebnahme und Leseerlebnis
Inbetriebnahme
Wie bei Tolinos in der Schweiz üblich, meldet man sich entweder mit seinem Orell-Füssli- oder seinem Weltbild-Konto beim E-Book-Reader an. Dadurch kann man direkt im jeweiligen Shop E-Bücher kaufen und hat Zugriff auf seine bereits darüber gekauften E-Books. Nebst der Anmeldung mit dem Benutzerkonto richtet man die WLAN-Verbindung ein und es kann losgehen.
Leseerlebnis
Ich lese am liebsten liegend und im Querformat. Da kommen mir die Blättertasten sehr gelegen. Hochkant gehalten, fand ich die Rückseite, mit beiden (Frauen-)Händen gehalten, immer noch ein wenig rutschig, aber gestört hat es nicht.
Angenehm sind auch die automatische Display-Rotationserkennung und der Vergrösserungsmodus (via Weitere Einstellungen). Gerade für Personen mit Sehbeeinträchtigungen ist dies sicher sehr angenehm.
Mit dem Vergrösserungsmodus werden die Bedienelemente und das Buchcover vergrössert. Auch bei diesem Tolino gibts übrigens kein Tap2Flip (wie schon beim Vision 6).
Tolino-Cloud
Wenn Sie über einen Tolino-Partner ein E-Buch kaufen, also hierzulande im Orell-Füssli- oder Weltbild-Onlineshop, wird das Buch automatisch in der Cloud abgelegt. Dafür haben Sie – nebst den internen 32 GB – gratis 25 GB Datenspeicher für E-Books zur Verfügung (Schweiz, Deutschland und Österreich).
Lesefortschritt
Sie beginnen beim «Zmörgele» ein E-Buch per E-Book-Reader und möchten dann – logischerweise an exakt der Stelle, an der Sie aufgehört haben – per Smartphone (Tolino-App) im Zug weiterlesen: Der Lesefortschritt wird auf fünf nutzbaren Endgeräten pro Konto synchronisiert. Durch die Tolino-Cloud kann man also flexibel zwischen den Geräten wechseln, ohne dass der Lesefortschritt verloren ginge. Dies hat im Test gut funktioniert.
Weitere Tolino-Features sind: Schriftart und -grösse individuell einstellen, Lesezeichen, Markierungs- und Notizfunktion, Wörterbuchfunktion, Sammlungen und eine Volltextsuche. Erwähnenswert ist die Bildschirmsperre, siehe auch nächste Seite.
Family Sharing
Mit Family Sharing können Sie E-Bücher mit Mitbewohnern, Partnern oder der Familie teilen – und mit zwar bis zu fünf Familienmitgliedern. Voraussetzung ist allerdings, dass alle im selben Haushalt wohnen. Jedes Familienmitglied benötigt ein eigenes Kundenkonto aus der Tolino-Allianz (Orell Füssli oder Weltbild). Mit Family Sharing können Sie dann beispielsweise Kinderbücher oder einen Krimi mit der ganzen Familie teilen.
Seit Februar 2021 umfasst die Funktion nebst E-Books auch Hörspiele und Hörbücher. Wie Sie die Family-Sharing-Funktion aktivieren und Bücher teilen, hat der PCtipp in diesem Tipp erklärt. Family Sharing können Sie auf dem Tolino-E-Book-Reader, der Tolino-App (Android, iOS) sowie dem Tolino-Webreader verwenden. Audiobooks können Sie leider nur via App oder Webreader mit den Familienmitgliedern gemeinsam hören. Unsere Tipps für die Tolino-App finden Sie übrigens hier.
Falls Kinder ein eigenes Gerät besitzen und/oder Sie Ihre Erwachseneninhalte vor neugierigen Kinderaugen schützen möchten, können Sie Ihren Tolino per Zahlensperre (PIN) schützen. Wie das geht, ist hier erklärt.
Audiobooks
Wer Hörbücher nutzt: Dies ist leider nicht via Tolino E-Book-Reader nutzbar, da diese Geräte weder über Lautsprecher noch über eine Kopfhörerbuchse verfügen. Auch der Epos 3 verfügt nicht über Bluetooth-Technologie, daher klappt das Anhören von Hörbüchern auch nicht mit einem BT-Kopfhörer. Das ist umso ärgerlicher, als Orell Füssli seit Juni 2022 eine digitale Flatrate für E-Bücher und Hörbücher namens Skoobe (ebooks rückwärts) anbietet. Beim Abodienst gibt es auch Varianten mit Hörbüchern. Und Audiobooks kann man zwar via Tolino-App und Tolino Webreader anhören – nicht aber via Epos 3.
Tempo und Akkulaufzeit
Tempo
Das Tempo ist etwas, das mich bei Tolinos noch nie wirklich überzeugt hat. Seit dem Hard- und Software-Update für den Vision-6 im vergangenen Jahr ist es merklich besser geworden, aber man ist heutzutage einfach ein anderes Tempo bei Gadgets gewohnt. Wer bei einem Tolino-E-Book-Reader ein längeres WLAN-Passwort eintippt – oder noch schlimmer, den Webbrowser (z. B. für Onleihe) nutzt –, wird verstehen, was ich meine. Der Epos 3 erhielt denselben Prozessor (1,8 GHz-All-Winner-B300-Quad-Core-CPU) und auch 1 GB RAM und ist daher gleich schnell wie der Vision 6 von 2021. Das bedeutet: Ist OK, aber da ist Luft nach oben.
Akkulaufzeit
Ich war ein wenig enttäuscht, als ich in den Specs sah, dass im Epos «nur» ein 1200-mAh-Akku verbaut wurde. Der letztjährige Vision 6 verfügt über einen 1500-mAh-Akku. Und vor Kurzem erst wurde zudem der neue Shine 4 präsentiert (PCtipp berichtete). Die Shine-Linie ist günstig und klein – und das Gerät erhielt ebenfalls einen 1500-mAh-Akku. Beim Highend-Gerät Epos 3 hätte ich – mindestens – dasselbe erwartet.
Die Akkulaufzeit beträgt denn auch nur ein paar Tage, was im Rahmen liegt. Allerdings habe ich bei einer Kaufberatung im Frühling 2022 schon besseres gesehen – beispielsweise bei einem Amazon Kindle Paperwhite Signature Edition waren es sogar mehrere Wochen; ein Rakuten Kobo Libra 2 und ein PocketBook Touch HD 3 hielten je ca. eine Woche durch.
Was vermisst wurde, Fazit und Kaufberatung
Was vermisst wurde
Die fehlende Bluetooth-Konnektivität, welche ich bei neuen Geräten 2022 erwartet hätte, wurde bereits erwähnt. Dadurch ist es nicht möglich, BT-Kopfhörer zu koppeln, wodurch man wiederum keine Audiobooks auf dem E-Reader anhören kann.
Es ist auch ein wenig ärgerlich, dass man via Family Sharing grundsätzlich Hörbücher teilen kann, aber dann nur via Tolino-App gemeinsam mit den Liebsten hören kann – nicht aber via E-Book-Reader.
Und nicht zuletzt: Nachdem ich im Frühling ein PocketBook mit Farbdisplay getestet habe (InkPad Color) komme ich nicht umhin, mich zu fragen, wann Tolino von den bisherigen Graustufen auf Farbe umstellt.
Fazit
Tolino muss sich langsam sputen, wenn der Hersteller den Anschluss bei Audiobooks nicht verlieren will. Konkurrenten wie Rakuten Kobo (sieht aus wie ein Tolino) und PocketBook aus der Schweiz verfügen über Bluetooth-Konnektivität, wodurch auch auf einem E-Book-Reader ohne Kopfhörerbüchse oder Lautsprecher Audiobooks per BT-Kopfhörer angehört werden können.
Es sei erwähnt, dass ich schon diverse E-Book-Reader von verschiedenen Herstellern getestet habe und deshalb zugegebnermassen etwas anspruchsvoll bin. Aber Hörbücher auf dem E-Book-Reader anhören, indem man Kopfhörer via Bluetooth koppeln kann, ist jetzt kein sensationelles Feature und wird von der Konkurrenz mehrheitlich bereits angeboten.
Kaufberatung
Die Vorteile des Epos 3 liegen in den zahlreichen Funktionen, die das Gerät bietet und das E-Ink-Display ist wirklich gut, der Speed ist okay. Das grosse Display plus Vergrösserungsmodus ist ein grosses Plus für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen.
Allerdings ist das 8-Zoll-Gerät nicht gerade mobil, da zu gross. Daheim liest es sich damit zwar sehr angenehm. Doch bei dieser Displaygrösse stellt sich rasch die Frage, ob ein Tablet nicht die bessere Wahl wäre. Das Gerät ist mit rund 300 Franken auch ziemlich teuer für einen E-Book-Reader und für wenig mehr Mammon kann man heute ein gutes Tablet kaufen.
Testergebnis
Schnellere CPU, mehr interner Speicher (32 GB), USB-C-Anschluss, Lesefortschritt, automatische Display-Rotation, Family-Sharing, Skoobe (Orell Füssli), Onleihe möglich, Display-Grösse
Kein Bluetooth, keine Audiobooks, keine Apps, Preis-Leistung semi
Details: 8-Zoll-E-Ink-Carta-1200-Display (HD-Auflösung 1140 × 1920 Pixel/300 ppi), Touch-Display, automatische Display-Rotation, SmartLight, kapazitiver Touchscreen, Blättertasten, Wi-Fi, USB-C-Anschluss, IPX8-Wasserschutz, 32 GB interner Speicher plus Tolino-Cloud (25 GB), 1 GB RAM, AllWinner-B300-Quad-Core-CPU (1,8 GHz), Extras: Hall-Sensor, Vergrösserungsmodus, Sleepscreen, Modus für Linkshänder, Flugmodus, Masse: 18,14 × 16,05 × 0,76 cm, Gewicht: 232 Gramm, Software: 15.4.0
Preis: Fr. 299.- bei Orell Füssli (Stand: 19.10.22)
Infos: