15.04.2014, 00:00 Uhr

Testbericht Samsung Galaxy S5

Die Zeiten der ganz grossen Innovationen sind vorbei: Das lassen zumindest die Spezifikationen und ersten Erfahrungen mit dem 2014er-Jahrgang der neuen Top-Smartphones erwarten. Etwas schnellere Prozessoren, optimierte Kameras und die jeweils neueste Android-Version sind die ?Innovationen?. Auch nach der Präsentation des Samsung-Flaggschiffs Galaxy S5 auf dem Mobile World Congress machte sich ein wenig Ernüchterung breit, denn den ganz grossen Fortschritt konnte es auf den ersten Blick nicht bieten. Jetzt kommt es mit einer grossen Kampagne auf den Markt und muss den Erfolg der millionenfach verkauften Vorgänger toppen.
Wenn man nur das Gehäuse betrachtet, sind schon einmal keine Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger erkennbar -  denn Samsung hat am Grunddesign und den Materialien nicht viel geändert. Dafür ist das S5 etwas grösser und 15 Gramm schwerer geworden. Die Oberseite aus Glas und der Rahmen wirken noch wertig, doch der abnehmbare Akkudeckel, der die Rückseite bildet, hinterlässt einen eher billigen Eindruck. Samsung nennt dieses Material ?hochwertiges Polycarbonat?, in der Realität fühlt es sich an wie Kunstleder. Zumindest liegt es gut in der Hand und rutscht nicht so schnell vom Tisch. Doch Konkurrenten wie das iPhone 5s oder vor allem das neue HTC One erscheinen dank Metall und Aluminium doch sehr viel edler.

Das Galaxy S5 ist gemäss der Norm IP67 geschützt, soll also rund 30 Minuten unter Wasser aushalten. Dazu müssen aber der Akkudeckel und die Klappe über dem Ladestecker/USB-Anschluss ganz fest angedrückt sein. Gerade beim Deckel könnte das nach einigen Monaten intensiver Nutzung aber ein Problem werden, wenn sich das Material etwas verändert. Lobenswert ist aber, dass Samsung im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten in dieser Preisklasse einen wechselbaren Akku verwendet.

Spitzen-Display trifft auf Speichergeiz
 
Wie beim Vorgänger gibt es auf der Oberseite nur eine physische Taste zur Bedienung, die zwei Softkeys daneben werden lediglich bei Berührung eingeblendet. Die linke Soft-Taste, die bisher bei Samsung ein Menü mit Optionen aufrief, bringt nun die zuletzt genutzten Programme auf das Display, was von alten Galaxy-Usern etwas Umgewöhnung verlangt. Über diesen Tasten befindet sich das minimal von 5 auf 5,1 Zoll vergrösserte Super-Amoled-Display mit voller HD-Auflösung. Samsung hat es geschafft, dieses noch einmal zu verbessern - vor allem was die Leuchtkraft der Farben und die Helligkeit betrifft. Mit fast 13 Zentimetern Diagonale steht auch genügend Platz für multimediale Inhalte oder Filme zur Verfügung. Spiegelungen halten sich ebenfalls in Grenzen.  
 
Beim Speicher geben sich die Koreaner mit 16 GB - von denen noch rund 11 im Auslieferungszustand zur Verfügung stehen - etwas geizig, die 32-GB-Version gibt es vorerst nicht in in der Schweiz. Immerhin schluckt der MicroSD-Slot Karten mit bis zu 64 GB, auf die auch Apps ausgelagert werden können. Beim Arbeitstempo schwingt sich Samsung zu neuen Bestwerten auf: Der 2,5-Ghz-Quadcore-Prozessor von Qualcomm ist der derzeit wohl schnellste verfügbare Rechenknecht. Dazu kommen noch 2 GB Arbeitsspeicher. Auch zum Datentransfer steht alles derzeit technisch Machbare von LTE Cat4 bis zu WLAN-ac bereit.

Schön schnell arbeiten auch der Auslöser und der Autofokus der Kamera, für die es leider keinen Direktstartknopf gibt. Die Auflösung wuchs gegenüber dem Vorgänger von 13 auf 16 Megapixel, doch vor allem bei schwachem Licht sind echte Fortschritte erkennbar, was die Schärfe und Farbwiedergabe betrifft. Es gibt umfangreiche Modi und Einstellungen, darunter zum Beispiel für Panoramen und Portraits. Eine Premiere sind HDR-Bilder und Videos in Echtzeit, hier kann der Anwender schon im Sucher sehen, welchen Effekt der Hochkontrastmodus auf dem späteren Bild haben wird. Videos kann das Gerät sogar in Ultra-HD mit 3.840 x 2.160 Pixeln drehen ? allerdings nehmen diese dann auch entsprechend viel Speicherplatz in Anspruch.
 
Mit aktuellem Android an die Spitze
 
Als Betriebssystem verwendet das Galaxy S5 Android in der aktuellen Version 4.4, das der Hersteller durch seine Benutzeroberfläche TouchWiz recht stark verändert hat. Im Vergleich zum Vorgänger wurden die Übersichtlichkeit und die Direktzugriffe deutlich optimiert. Alles wirkt sehr bunt und frisch. Auch der Nachrichten-Feed My Magazine ist nun auf einem eigenen Screen deutlich ansprechender gestaltet. In einem Kinderbereich können Inhalte und Apps für Kids bunt aufbereitet und begrenzt zugänglich gemacht werden.

Die App S-Health arbeitet nicht nur mit Accessoires wie dem Armband Gear Fit zusammen, sondern funktioniert auch mit den Sensoren des Smartphones. Sie zählt so Schritte und misst über einen Sensor, der unter der Kameralinse auf der Rückseite des Telefons platziert ist, den Puls. Das geht leider nicht in Bewegung, so dass die Funktion für Sportler eher ungeeignet ist. In den Menüknopf hat der Hersteller zudem einen Fingerabdrucksensor integriert, der aber weniger gut anspricht als beim iPhone.
Der Akku mit seinen 2.800 mAh brachte im Test bei normaler Nutzung mehrere Tage Laufzeit, die durch den Stromsparmodus verlängert werden können. Im seiner höchsten Stufe schaltet dieser alle Funktionen bis auf Telefon- und SMS-Empfang ab; das Display erscheint dann in Schwarzweiss.

Fazit

Insgesamt zeigt das Galaxy S5, dass auch die Summe vieler kleiner Innovationen ein starkes Ergebnis bringen kann. Was die Leistung und die Software betrifft, ist es derzeit das beste Smartphone und kann bedenkenlos gekauft werden. Ein Umstieg vom ebenfalls starken Galaxy S4 ist allerdings nicht zwingend notwendig. Wer stark auf die Optik seines mobilen Begleiters achtet, wird allerdings etwas enttäuscht sein - denn wenn es noch Raum für Fortschritte gibt, dann bei den Materialien und dem Design. (ph/th)



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