Nikon Z 8 im Testcenter
Sensor & Bildqualität
Die Z 8 verwendet den gleichen 45,7-Mpx-Sensor wie die Z 9. Das ist insofern interessant, als genau hier der Unterschied zwischen der D850 und der D6 lag. Die D850 bot eine höhere Auflösung, aber weniger Speed. Die Z 8 und Z 9 bieten den gleichen Sensor, den gleichen Prozessor, und damit sowohl die gleiche Auflösung als auch den gleichen Speed. Für die Z 8 ist das technisch ein Schritt nach vorn, für die Z 9 rückt die interne Konkurrenz gefährlich nahe. Ob sich die Strategie für Nikon auszahlt, wird sich zeigen. Eine Z 8 mit höherer Auflösung (z. B. wie die 61 Mpx der Sony a7R V) und dafür etwas weniger Speed wäre durchaus auch eine spannende Variante gewesen und hätte für mehr Auswahl im High-End gesorgt. Andererseits spart Nikon mit dem geteilten Sensor und Prozessor wahrscheinlich ein Vermögen an Entwicklungskosten. Die günstigere Nische einer hochwertigen Kamera mit etwas weniger extremen Spezifikationen deckt die Z 7 bereits gut ab.
Über die eigentliche Bildqualität gibt es gar nicht viel Spannendes zu sagen: Sie ist top und einer modernen Spitzenkamera mehr als würdig. Zum Teil liegt das auch daran, dass aktuell nur wenig Entwicklung in der reinen Bildqualität der Sensoren stattfindet, da die modernen Modelle alle schon ausgezeichnet sind. Wie alle Kamerahersteller hat auch Nikon einen eigenen Stil, der sich in die Bilder der Z 8 einbringt. Es sind hier aber nicht die populären Canon-Farben oder der eigenwillige Stil von Fujifilm, sondern vielmehr eine detailreiche Unaufgeregtheit, welche die Realität so präzise abbildet wie kein anderes Kamerasystem. Auch das ist bei Nikon schon seit vielen Jahren Tradition und es ist gut zu sehen, dass sich dies auch bei den neuen Flaggschiffen weiterzieht. Bei schlechtem Licht gibt es bei regulären Kameras weiterhin die Brute-Force-Methode. Soll heissen: Die Bilder werden mit höheren ISO-Werten erzwungen. Anders als bei Smartphones, die ihre optischen Unzulänglichkeiten mit Rechenleistung kompensieren, muss hier der Sensor das Gros der Arbeit stemmen. Bei der Z 8 heisst das: Bis 10'000 ISO ist alles in Butter, bis 12'800 noch grösstenteils brauchbar. Darüber wird es heikel, wobei die Bilder je nach Anwendungszweck durchaus noch gut sein können. Weniger für ein detailliertes Landschafts-Poster, im Fotojournalismus hingegen schon.
Während die Entwicklung bei den Sensoren selbst eher stagniert, gibt es in anderen Bereichen der Fotografie grössere Entwicklungssprünge. Und Nikon ist hier bei einem davon ganz an der Spitze: Wie schon die Z 9 hat auch die Z 8 keinen mechanischen Verschluss mehr. Das hat bisher kein anderer der grossen Hersteller gewagt. Laut Nikon ist das möglich, weil der neue Prozessor in der Z 9 und der Z 8 markant schneller ist und damit schnell genug Daten aufzeichnen kann, ohne dass Bildprobleme wie Banding oder der Rolling-Shutter-Effekt das Ergebnis trüben würden. In unserem Test konnten wir tatsächlich keinerlei Probleme in diese Richtung feststellen, was vor allem auch den Videoaufnahmen enorm zugutekommt. Der rein digitale Verschluss bietet dafür einige Vorteile. So wird die Kamera quasi lautlos, was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist. Vor allem, wer von einer Spiegelreflex wie der D850 auf die Z 8 umsteigt, wird einen kleinen, haptisch-akustischen Kulturschock erleben. Auf Wunsch kann ein akustisches Auslöser-Geräusch abgespielt werden, was aber nicht den gleichen Effekt hat. Die Vorteile des elektronischen Verschlusses überwiegen derweil deutlich. Verschlusszeiten bis 1/32'000 s, Bildraten von bis zu 120 FPS, keine internen Erschütterungen, weniger bewegliche Teile, die kaputtgehen können. Alles gute Argumente für den elektronischen Verschluss, vor allem da die Nachteile weitestgehend ausgeräumt sind. Wer das Klappern vermisst, kauft sich am besten eine alte Film-SLR, um dieses Verlangen gelegentlich stillen zu können. Dafür klappert dort sogar noch der Spiegel mit.
Sie haben übrigens richtig gelesen: Unter bestimmten Umständen sind bis zu 120 FPS mit dieser Kamera möglich. Verlässlich in voller Qualität sind 20 FPS in RAW, und 30 FPS in JPG an der Tagesordnung. Will man darüber hinaus, muss man stetig grösser werdende Kompromisse eingehen. Interessant noch zum Thema JPG: Nikon will in Zukunft stärker auf HEIF-Dateien setzen, da diese bessere Qualität mit vergleichbarer Kompression bieten. Bei der Z 8 sind noch beide Varianten möglich.
Ein weiteres Grenzland der Innovation findet man beim Autofokus. Auch hier hat Nikon bei der Z 8 alles in die Waagschale geworfen und bietet Spitzentechnologie, die mit Jedem mithalten kann. Zum Einsatz kommt das bewährte 3D-Matrix-Scanning, das Nikon schon seit Jahren perfektioniert. Das Ergebnis: Der Autofokus der Z 8 ist schnell, zuverlässig und so gut wie jeder Situation gewachsen. Die Erkennungsautomatik erhält zudem ein neues Ziel: Flugzeuge sind bei der Z 8 als separater Tracking-Modus anwählbar. Ansonsten erkennt die Z 8 unter anderem auch Menschen, Tiere und Fortbewegungsmittel wie Autos oder Motorräder.
Zuletzt bietet die Z 8 eine robuste Bildstabilisation am Sensor. Dabei wird der Sensor selbst entgegen den Bewegungen der Kamera verschoben. Die Stabilisation an sich ist nicht besonders beeindruckend, wird aber in Kombination mit den vielen stabilisierten Nikon-Objektiven sehr mächtig. Die Z 8 ist hier in der Spitzengruppe mit dabei, wenn auch nicht unbedingt als grosser Tempomacher.
Video
Brauchen Sie 8k60p-Videos im Rohdatenformat? Wir auch nicht. Mit der Nikon Z 8 können Sie das aber haben, sollten Sie es brauchen. Vielleicht in ein paar Jahren. Aktuell spannender sind die 4k120p-Aufnahmen, die es ebenfalls im Nikon-Rohdatenformat N-RAW, oder in Apple ProRes RAW HQ mit 4:2:2-Farben gibt. Beide Formate verstehen sich in 12 Bit. Für sparsamere Anwenderinnen und Anwender gibt es auch ProRes HQ (10 Bit), H.265/HEVC (8 Bit / 10 Bit) oder H.264/AVC (8 Bit).
Für die anspruchsvolleren Formate wie 8k60p sollten Sie drei Dinge bedenken:
- Der Speicherbedarf ist enorm
- Sie benötigen zwingend eine CFe-Karte, die für Video geeignet ist
- Längere Clips sind nur mit externem Strom bei kühlen Temperaturen möglich
Qualitativ gibt es ohnehin nichts zu beanstanden. Zwar ist die Z 8 keine primäre Videokamera, was man an Dingen wie der fehlenden Aktivkühlung schnell merkt. Unter den Fotokameras mit Videofunktion oder sogar den Hybridkameras findet man aber kaum bessere Videoqualität. Auch hier ist die Z 8 an der absoluten Spitze der Kamerabranche dabei.