Schutz der Privatsphäre
11.08.2015, 03:43 Uhr
Windows 10 und die Piratenparteien
Microsoft geht sehr ungezwungen mit dem Schutz der Privatsphäre in Windows 10 um. Den Schweizer Piraten stösst das sauer auf. Sie fordern Gesetzesänderungen.
Windows 10 sammelt Daten und leitet diese weiter, wenn der Benutzer die AGBs nicht genau liest. Unter anderem muss explizit verboten werden, dass Windows-10-Apps "die Werbungs-ID für App-übergreifende Erlebnisse erlauben". Zur Erklärung: Windows 10 erstellt bei der Einrichtung eines Nutzerkontos automatisch eine ID für zielgerichtete Werbung, die mit der E-Mail-Adresse verknüpft wird, die unter anderem für App-Downloads verwendet wird. So will Microsoft personalisierte Anzeigen schalten können.
Für die Piratenpartei Schweiz ist das inakzeptabel. Die Deutschen Piraten schweigen sich dagegen bislang zu dem Thema aus, obwohl sie vor ein paar Tagen erst einen Bundesparteitag abgehalten haben. Eine Bitte um eine Stellungnahme wurde nicht mehr vor Veröffentlichung dieser Meldung beantwortet.
Guillaume Saouli, Co-Präsident der Piratenpartei Schweiz: "In einem Ausbeutungssystem dafür bezahlen zu müssen, in Anwendungen nicht mit Werbung belästigt zu werden, ist vollkommen inakzeptabel. Das sind die schlimmsten Geschäftspraktiken! Der Besitzer eines Computers darf sich nicht ausplündern lassen und sein Privatleben darf nicht von Konzernen durchforscht werden."
Deshalb fordern die Schweizer Piraten, dass jede Funktion, die im Hintergrund Daten übermittelt, erstmal ausgeschaltet bleibt und nur mit expliziter Zustimmung des Benutzers, dem sogenannten Opt-in, eingeschaltet wird. Der Benutzer müsse durch klare Kennzeichnung auf einen Blick erkennen können, welche Daten an wen übermittelt werden. Diese Information sei in Piktogrammen darzustellen, wie dies beispielsweise bei Bio-Lebensmitteln oder dem Energieverbrauch von Geräten der Fall ist. Die obligatorische Verwendung dieser Piktogramme und von neutralen Erklärungstexten solle der Datenschützer bei wichtigen Produkten wie Windows 10 vor dem Release prüfen.
Auch sei es ein Unding, dass Benutzer bei den virtuellen Marktplätzen von Microsoft, Apple und Google einen Account eröffnen müssen, um Gratis-Apps herunterladen zu können. Da solle ebenfalls der Gesetzgeber tätig werden und vorschreiben, dass Funktionen auch mit dem zwingend erforderlichen Minimum an Personendaten betrieben werden können. Die Menschen seien gegen diese Art der Verknüpfung aufgrund des Kartells dieser wenigen Anbieter wehrlos.