Abkürzungen 28.06.2019, 09:49 Uhr

SwissID, SuisseID und E-ID – was bedeuten diese Begriffe eigentlich?

Abkürzungen sind praktisch, doch manchmal können Sie dazu führen, dass man die Übersicht verliert. Wir haben uns drei herausgepickt, die mit digitaler Identität zu tun haben.
Die SuisseID kam nicht recht vom Fleck
(Quelle: Archiv NMGZ)
E-ID, SwissID, SuisseID... man hört die Begriffe immer wieder, aber welcher bedeutet eigentlich was?

SuisseID: der erste Versuch

Der Bund hatte mit SuisseID 2010 den ersten Versuch gestartet, den elektronischen Geschäftsverkehr zu lancieren. Vorangetrieben wurde sie vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Mit der SuisseID sollte eine rechtsgültige elektronische Unterschrift und eine sichere Authentifizierung möglich werden. Ähnlich wie eine Bankkarte funktionierte die SuisseID mit einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN-Code). Die SuisseID war als Chipkarte oder USB-Stick erhältlich.
Doch der SuisseID war nur bescheidener Erfolg beschieden. Gründe waren gemäss Projekt-Evaluation die komplizierte technische Umsetzung und hohe Einstiegshürden. Ausserdem hinderli: ein zu geringer Bedarf (das Ziel von 300'000 Nutzern konnte nicht erreicht werden) und die Kosten (in der Standardausführung rund 55 Franken pro Jahr, Fr. 164 für drei Jahre).
2017 übertrug das SECO die Markenrechte SuisseID an die SwissSign AG, welche noch im selben Jahr die SwissID lancierte.

SwissID: das anlaufende Login-Verfahren

Login mit SwissID beim Kanton Zug («Zuglogin»)
Quelle: SwissID-Login/Screenshot
Im Mai 2017 übernahm die Post-Tochter Swiss Sign die Markenrechte der SuisseID. Das Gemeinschaftsunternehmen der Schweizerischen Post und der SBB gab ab Herbst 2017 die neue SwissID heraus.
SwissID ist ebenfalls eine digitale Identität. Damit kann man sich bei Schweizer Onlinediensten einfach und sicher einloggen. SwissSign Group hat aus den Fehlern des Bundes gelernt und bietet die Verwendung der SwissID kostenlos an. Wer sich für die erste Identifikationsstufe registriert, legt einen Benutzer mit Passwort an. Benötigt wird die E-Mail-Adresse und die Mobiltelefonnummer (2FA).
Die SwissID ergibt derzeit insofern Sinn, als es in der Schweiz noch keine staatlich geprüfte und anerkannte E-ID (digitale Identität) gibt. Ausserdem müssen sich Internetnutzer nur ein Login für diverse Onlineservices merken.
Wie funktioniert die SwissID?
Sie können individuell definieren, welcher Onlinedienst was über Sie erfährt, beispielsweise Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder persönliche Angaben wie Ihre Adresse. Der Dienst bietet ein Login-Verfahren mit Zwei-Faktor-Authentifizierung über SMS oder Mobile ID.
In einem zweiten Schritt können Sie – wenn Sie dies möchten – eine geprüfte Identität hinterlegen.
Das Login mit SwissID verwenden derzeit z.B. die Post, SBB (seit Sommer auch für SwissPass-Kunden) St. Galler Kantonalbank, der Kanton Graubünden und Medien wie Blick oder der Beobacher sowie seit Mai das Immobilienportal newhome.ch.
SwissSign wurde ursprünglich 2001 als SwissSign AG gegründet, seit 2017 ist es ein Joint Venture von Post und SBB, seit 2018 die SwissSign Group AG mit staatsnaher Trägerschaft. Ausserdem sind Krankenkassen wie Axa, CSS, Helvetia, Mobiliar oder Swica dabei.

SwissID-Identitätsprüfung und E-ID

SwissID (Fortsetzung)

Identitätsprüfung
Eine geprüfte Identität hat den Vorteil, SwissID bei Onlinegeschäften einzusetzen, die einen elektronischen Identitätsnachweis erfordern.
Das Wie und die Preise
Sie können dies grundsätzlich via Postschalter, Gemeinde-/Stadtverwaltung oder per App durchführen.
Bei den Gemeinden hängt es von der Gebührenordnung der jeweiligen Gemeinde- oder Stadtverwaltung ab. Derzeit findet erst ein Pilotprojekt im Kanton Jura statt.
Am Postschalter kostet die Dienstleistung satte Fr. 25.-. Im Moment ist dies erst im Kanton Jura möglich, wo ein Pilotprojekt läuft. Eine Liste der Post-Filialen finden Sie hier (In welchen Filialen...).
In der App ist die Prüfung kostenlos.
Wie funktionierts?
Wie Sie Ihre Identität mit der iPhone-App prüfen lassen, haben wir in diesem Tipp beschrieben. Derzeit ist dies nur für iPhone-Besitzer verfügbar; die Android-App wird noch entwickelt.

E-ID: das Sorgenkind

Seit Jahren arbeitet der Bund an der E-ID. Es geht um eine staatlich anerkannte elektronische Identifizierung (E-ID). Im Alltag können Sie Ihre physische Identitätskarte oder den Pass vorzeigen; online gestaltet sich die einwandfreie Identifizierung schon schwieriger. Zweck der E-ID ist also eine sichere und einfache Identifikation für den Online-Geschäftsverkehr.
Die E-ID soll für das Vereinbaren von Arztterminen, Onlineshopping, oder E-Government-Anwendungen nutzbar sein, beispielsweise wenn man einen Strafregisterauszug bestellen möchte.
Der Bundesrat möchte rechtliche und organisatorische Rahmenbedinungen schaffen, doch er kommt nicht so recht vom Fleck. Um nur die jüngste Geschichte zu bemühen: Im März dieses Jahres verabschiedete der Nationalrat (NR) ein Gesetz, nach dem private Unternehmen digitale Identitäten (E-ID) herausgeben können.
Zwei Monate später hat der NR der Einführung einer staatlich anerkannten digitalen Identität (E-ID) zugestimmt. Er hiess das Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste mit 128 zu 48 Stimmen gut.
Umstrittene Aufgabenteilung
Die Aufgabenteilung war sehr umstritten. Denn herausgegeben wird die E-ID von privaten Anbietern, sogenannten Identity Providern (IdP). Der Bund unterzieht die IdP und deren Systeme einem Anerkennungsverfahren und regelmässigen Kontrollen. Die SwissSign Group, die die SwissID herausgibt, ist bereits in den Startlöchern. Zum Konsortium gehören Post, SBB, Swisscom, Six, Grossbanken und Versicherungen. Nach Ansicht des Bundesrats ist der Bund angesichts des technologischen Wandels und der Vielfalt möglicher technischer Lösungen nämlich nicht in der Lage, die E-ID selber zu entwickeln.
Herr und Frau Schweizer wollen E-ID vom Staat
Dass private Firmen anstelle des Staates die E-ID herausgeben können, sorgte für Kritik. Eine repräsentative Umfrage bei Herr und Frau Schweizer sollte klären, ob sie damit einverstanden sind. Waren sie nicht: 87 Prozent der befragten Schweizer wollen, dass der Staat die E-ID ausstellt. Nur 2 Prozent möchten diese von privaten Unternehmen erhalten.
Vor allem Junge sind gegen die Privatisierung: 18- bis 34-jährige sprechen sich mit 90 Prozent sehr deutlich für eine staatliche Lösung aus. Die drei Konsumentenschutz-Organisationen Digitale Gesellschaft, die Politik-Plattform WeCollect und der Verein PublicBeta hatten die Studie bei Demoscope in Auftrag gegeben.



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