Realität zurückspulen und nochmals erleben

System berücksichtigt Kausalitäten

Holz betont die Unterschiede zu einer Videoaufzeichnung: Die Nutzer:in kann die verpassten Ereignisse in der Asynchronen Realität selektiv ansteuern. Die VR-​Brille zeigt ihr Objekte, mit denen etwas geschehen ist, als halbtransparente Umrisse an. Sobald sich die Nutzer:in einem solchen Objekt nähert, spielt das System die entsprechende Aufzeichnung ab.
Würden Ereignisse aber nur aufgrund einer Position abgespielt, fehlten der Betrachter:in womöglich zusammenhängende Ereignisse, ohne die die Aufzeichnung nicht verständlich wäre. Das System stellt deshalb sicher, dass alle vorhergehenden, zusammenhängenden Ereignisse ebenfalls abgespielt werden. Dass das Computersystem diese Kausalitäten erkennen und deuten kann, sei eine der Kerninnovationen dieser Arbeit, sagt Holz.

Rekonstruktion von Vergangenem

Das «Ausklinken» aus der Realität ist nur ein Anwendungsszenario. Das System ermöglicht es nämlich auch, dass Nutzer:innen vergangene Realitäten erleben können, bei denen sie physisch gar nicht präsent waren. So könnten etwa Teams in Schichten nahtlos an physischen Prototypen zusammenarbeiten – das System würde ihnen dann helfen nachzuvollziehen, wie sich die Prototypen in ihrer Abwesenheit entwickelt haben, heruntergebrochen bis auf ihre Einzelteile. Fender sagt: «Das Spezielle an dem System ist, dass die Nutzer:innen ihren Blick nachträglich auf einen bestimmten Gegenstand richten und seinen Einfluss auf das Geschehen ermitteln können.»
Vorstellbar wären auch Unterrichtssituationen, in denen Schüler:innen oder Studierende an Modellen oder Experimenten arbeiten. Die Lehrperson könnte diese Situationen später zeitunabhängig «nacherleben» und präzisere Rückmeldungen geben oder Arbeiten anhand ihres Entstehungsprozesses bewerten.
Dieser Artikel ist zunächst auf ETH-News erschienen.




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