Internet 19.10.2018, 09:22 Uhr

Endlich gratis surfen in SBB-Zügen – aber erst 2019

Ab 2019 führen die SBB einen Pilottest fürs kostenlose Surfen durch. Swisscom-Kunden bleiben aber auf der Strecke.
(Quelle: SBB CFF FFS/David Schweizer)
SBB-Kunden sollen künftig kostenlos und flüssig in den Zügen surfen können. Dazu führen die SBB 2019 einen Technologietest unter dem Namen SBB FreeSurf durch, wie sie der geladenen Presse am SBB-Servicestandort in Zürich Herdern mitteilten. Das Gratis-Internet basiert auf der Mobilfunkversorgung 3G/4G und soll eine «schnellere und flüssigere Internetverbindung mit mehr Bandbreite im Vergleich zu WLAN» bieten.
WLAN im Zug wirkt wie ein Flaschenhals: Die WLAN-Signale diverser Nutzer werden gebündelt und müssen auf wenige Verbindungen aus dem Rollmaterial ins Mobilfunknetz übertragen werden.

Test auf drei Strecken

Der Technologietest erfolgt auf den 44 Intercity-Neigezügen (ICN), die auf den beiden Linien IC5 und IC51 zwischen Zürich–Genf, St. Gallen–Lausanne sowie Basel–Biel verkehren.
Für Kunden ohne Schweizer SIM-Karte – beispielsweise Touristen –, werde im Rahmen des Tests eine mobile Hotspotlösung geprüft. Ab 2020 soll das Gratis-Internet in allen SBB-Fernverkehrszügen verfügbar sein.
Kunden, die eine Flatrate haben, können laut SBB zwar nicht vom Gratis-Internet profitieren. Allerdings wollen die SBB diesen Kunden einen Mehrwert bieten. So sollen über die App zum Beispiel ein digitaler Zeitschriftenkiosk angeboten und zielgerichtete Kundeninformationen verteilt werden.

SBB-FreeSurf-App

So soll die SBB-FreeSurf-App aussehen
Quelle: nmgz/cm
Kunden brauchen fürs Internet die App SBB FreeSurf
Quelle: nmgz/cm
Kunden brauchen fürs Gratis-Internet die App «SBB FreeSurf». Man muss sich einmalig registrieren. Beim Test mitmachen kann, wer ein mobiles Gerät und eine Schweizer SIM-Karte besitzt. Des Weiteren muss man Kunde von Salt oder Sunrise sein, denn bisher machen nur diese beiden Mobilfunkanbieter beim Test mit. Mit weiteren Mobilfunkanbietern seien die SBB im Gespräch.
So sieht ein Beacon aus. Ein Stück kostet 15 bis 20 Franken. Für ihre 44 IC-Wagen kaufen die SBB etwa 1000 Beacons
Quelle: nmgz/cm
Betritt man einen ICN-Zug, wird der Kunde über ein sogenanntes Beacon lokalisiert. Ein Beacon ist ein Minisender, der via Bluetooth Low Energy eine Nachricht an das Smartphone senden kann. Beacons können nur senden, nicht empfangen.
Der Kunde öffnet die zuvor installierte App SBB FreeSurf und bestätigt, dass er kostenloses Internet nutzen möchte. Nachdem er angemeldet ist, erhält er eine Bestätigung, dass er sofort kostenlos mit seinem Mobilfunkanbieter surfen kann. Wenn er den Zug verlässt oder die Verbindung abschaltet, erhält der App-Nutzer wiederum eine Nachricht, dass der Gratis-Internet-Zugang nicht mehr aktiv ist. Die App SBB Freesurf funktioniert mit Android und iOS.
Mark Brandl, Innovations-Manager bei den SBB, erklärt, wie die App funktioniert:
Vom Kunden wird einzig die Mobiltelefonnummer verlangt. Wer die Nutzer sind, werde nicht erfasst. «Es gibt auch keine Rückschlüsse darauf, wo man sich befindet», versichert Mark Brandl, Innovations-Manager bei den SBB. Längerfristig soll dieser Dienst in die reguläre SBB-App integriert werden.

Mobilfunkdurchlässige Scheiben

Im Hinblick auf den neuen 5G-Mobilfunkstandard setzen die SBB zukünftig nebst Repeatern (Signalverstärkern) auch auf laserperforierte Fensterscheiben. Diese besitzen eine höhere Mobilfunkdurchlässigkeit.
Die oftmals langsame Verbindung im Zug liegt daran, dass Reisende in einem sogenannten Faradayschen Käfig sitzen. Gemeint ist ein von Metall umgebener Raum, in diesem Fall ein Zug, der die Passagiere vor elektromagnetischen Wellen abschirmt. Bei diesen Scheiben wird aus der dünnen Metallbeschichtung des Glases ein kaum sichtbares Linienmuster herausgelasert. Dieser Vorgang verringert die Abschirmung der Funkwellen. Jedoch bleibt die Isolationseigenschaft weitgehend erhalten.
Diese Scheiben werden bei Neubeschaffungen oder Modernisierungen von Zügen eingebaut. Laserperforierte Fensterscheiben sind seit zwei Jahren auf dem Markt. Aktuell testen die SBB Modelle mehrerer Hersteller.
In den kommenden Jahren werden mehr als 13'000 solcher mobilfunkdurchlässiger Scheiben eingesetzt
Quelle: SBB




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