Kuriose Fälle
29.11.2017, 11:00 Uhr
Die kuriosesten Datenrettungsfälle
Katzenpipi und Expresslieferung im Pizzakarton: Die Datenrettungsspezialisten von Attingo haben auch in diesem Jahr wieder einiges gesehen.
In den Datenrettungslabors von Attingo haben sich auch 2017 einige äusserst kuriose Fälle zugetragen. Wie es scheint, haben einige Anwender auch aus dem letztjährigen Bericht keine Lehren gezogen. Auf jeden Fall wäre es auch für Datenmessies höchste Zeit, gute Vorsätze fürs nächste Jahr zu fassen. Im Folgenden eine Auswahl der schrägsten Datenrettungsfälle.
1. Die Ameisenstrasse
Wussten Sie, dass auch Ameisen zu Datenverlust führen können? Das kann tatsächlich vorkommen, wenn zu viele der Krabbelwinzlinge ins heimische Refugium einziehen. Allerdings waren nicht die Ameisen selber schuld. Demnach stellte ein Steuerberater eines Morgens mit Entsetzen fest, dass sich übers Wochenende die kleinen Tierchen in seinem Laptop eingenistet hatten. Offenbar zog sich dabei eine ganze Ameisenstrasse aus den Lüftungssschlitzen des Notebooks über den Schreibtisch. Wutentbrannt griff der Mann angeblich zu einem Buch, um die Eindringlinge mit einem Schlag zu zermalmen. Dass er dabei versehentlich den Laptop traf, offenbarte sich dann beim Headcrash der Festplatte. Zum Glück konnten die Daten sogar gerettet werden. Angeblich sei der Steuerberater nun ein anderer Mensch und gehe liebevoller mit der Tierwelt um.
2. Katzenpipi
Ja, auch die lieben Haustiere können ihren Unmut kundtun, wenn man sie zu lange alleine lässt. Katzen protestieren naturgemäss gerne, wenn sie vernachlässigt werden. So fand ein Kunde nach einer einwöchigen Dienstreise seine Wohnung in unschönem Zustand vor. Die Mieze hat protestiert, weil die Fütterungsvertretung nicht die Wunschmenüs lieferte. Das Geschäftchen hat die Katze daraufhin überall verrichtet, nur eben nicht im Katzenklo, sondern direkt auf dem MacBook von Herrchen. Als dieser das MacBook einschalten wollte, kam es wegen des Urins gleich zum Kurzschluss bei der Festplatte. Er hatte offenbar Glück im Unglück, wie Attingo berichtet. Die Daten konnten auch hier noch rechtzeitig gerettet werden.
3. Der Zahnarzt
Man erhalte ja so ziemlich viele demolierte Festplatten, wie Attingo schreibt. Manchmal seien nur das Siegel gebrochen oder Torx-Schrauben mit einem Kreuzschlitzschraubenzieher gelöst oder einfach die Deckel abgebrochen worden, weil die Schrauben nicht gefunden wurden. Und es gibt schon fatale Zufälle, wie sie seltener nicht sein könnten. So lief bei einem Zahnarzt über Nacht eine Datensicherung vom NAS auf eine externe Festplatte. Daran dachte der Medicus erst wieder, als ihm beim Versetzen des Tisches die ganze Datenangelegenheit zu Boden fiel. Aber er machte alles noch schlimmer und öffnete nach dem Total-Crash alle Festplatten, jedoch ohne jeglichen Erfolg, das Innenleben der Datenträger selber wiederherstellen zu können. Da der Arzt im Innern der Datenträger herumfummelte, war der Rettungsaufwand für Attingo enorm. Nur ein Teil der Daten konnte angeblich rekonstruiert werden.
4. Vorsicht und Paranoia
Allzu paranoide Datenverschlüsselung kann fatal sein. Das zeigt ein Fall von Attingo. So hatte eine Geschäftsführerin eines Unternehmens für Steuerprüfung insgesamt vier ineinander verschachtelte, unterschiedliche Verschlüsselungssysteme auf dem Laptop im Einsatz, also eine integrierte HDD-Verschlüsselung, Full-Disc-Encryption per Software, die Verzeichnisverschlüsselung des Betriebssystems sowie eine Container-Verschlüsselung. Als es dann einmal unerwartet an der HDD zu einem Hardware-Schaden kam, wurde der Kundin erstmals bewusst, dass sie sämtliche Sicherungskopien der Verschlüsselungs-Keys nicht gesichert hatte.
Irgendwie sei es dann Attingo aber doch gelungen, die Master-Keys aus den Sektoren der HDD auszulesen – ohne diese wäre in Kombination mit den anderen Schlüsseln nichts mehr zu retten gewesen.
Pizza und Sabotage
5. Pizzakarton
In welchem Zustand die HDDs manchmal ins Datenrettungslabor gelangen, verdeutlicht, dass gewisse Anwender wirklich keine Ahnung von den sensiblen Komponenten einer Magnetfestplatte haben. Offenbar hatte es ein Datenrettungskunde besonders eilig, sodass er sein defektes HDD etwas behelfsmässig in einen Pizzakarton gepackt hat. Den Datenrettern lief zuerst das Wasser im Munde zusammen, jedoch war statt eines Snacks eine mit Papiertüchern und gut eingeklebte Festplatte in der Packung enthalten. Auch dieser Kunde hatte Glück im Unglück. Alles liess sich noch retten.
6. Sabotage von der Konkurrenz
Auch kuriose Mitbewerber unter Datenrettungssspezialisten soll es geben. So soll ein solcher Anbieter einem Kunden zuerst bei einer Reparatur eine Offerte von 200 bis 400 Franken in Aussicht gestellt haben. Daraus wurden dann aber nach der Analyse schon 2700 Franken. Als Attingo den Datenträger selber geöffnet hatte, waren zunächst keine sichtbaren Schäden auf den Magnetscheiben ersichtlich. Auch die Schreib-/Leseköpfe funktionierten einwandfrei. Nach einem längeren Analyseverfahren war jedoch klar: Der freundliche Mitbewerber hat den Datenträger manipuliert, indem er dem Kunden die Magnetscheiben vorsätzlich umgekehrt eingebaut hat. Dieses Problem konnte man lösen.
7. Verwirrrte Wissenschaftler
Sichtlich verwirrt, wie in der Bilderbuchlegende, war angeblich ein wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Geologie-Instituts, der Attingo wegen eines defekten SSD kontaktiert habe. Das Paket traf auch vorschriftsgemäss ein und das Formular war richtig erfasst. Umso erstaunter war man beim Öffnen das Pakets, als der Mitarbeiter das Luftpolster entfernte und darin ein paar Gesteinsproben vorfand. Schnell stellte sich heraus, dass auch der Geologie-Berufskollege in Berlin nichts mit einer Festplatte anzufangen wusste.
Daten aus den Achtzigerjahren
8. Daten aus den Achtzigerjahren
Mit einem sehr ungewöhnlichen Fall hatte es Attingo letzten Sommer zu tun. Die Datenretter erhielten eine 30 Jahre alte Festplatte eines Atari-Computers mit einer ST506-Schnittstelle. Der Kunde benötigte noch einige der vor Jahrzehnten geschriebenen Quellcodes und Dokumente von Programmen. Ausserdem war die Flüssigkeit aus den Magnetscheiben inzwischen ausgelaufen. Die grösste Herausforderung bestand allerdings darin, die Inhalte des Festplatten-Urgesteins in die Moderne zu transferieren. Man hatte offenbar neun Monate damit verbracht, alle nötigen Hardware-Komponenten über Tauschplattformen zu ergattern, um das Speicher-Relikt aus den Achtzigern wieder zum Leben zu erwecken. Zusätzlich mussten Prozessoren und elektronische Komponenten angelötet werden, um schliesslich die 21 MB an Daten auslesen zu können.
Seagate ST-506: der Papa der modernen Festplatten
9. Die versteckte Nachricht
Auch SSDs kämen manchmal in schlechtem Zustand an. Andere Dienstleister erbrächten zudem nicht immer die beste Qualität, wenn es ums Retten von Daten ginge. Diese Hobby-Datenretter seien sich ihrer Schandtaten anscheinend sogar bewusst. So klebte auf einem HDD sogar noch ein Post-it mit der Notiz «Sorry». Beim Öffnen wurde schnell klar, was es mit dieser Nachricht auf sich hatte. Offensichtlich war der vorherige Bearbeiter mit dem Schraubenzieher abgerutscht und hatte einen massiven Kratzer auf der Magnetscheibe hinterlassen. Anstatt den Kunden zu informieren, hatte er einfach das HDD wieder zusammengeschraubt und es dabei belassen. Ein Fall, den auch Attingo nicht mehr lösen konnte.
10. NASs am Boden
Ob es eine gute Idee ist, den NAS im Keller zu platzieren? So hatte ein Attingo-Kunde, weil seine Heimnetzwerk-Infrastruktur noch nicht ausgereift war, den Homeserver vorübergehend im Keller, unterhalb des Badezimmers stationiert. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte: Während des Wohnungsumbaus hat sein Installateur bei der Einrichtung einer Hebeanlage gepfuscht. Auf einmal gab es keinen Zugriff mehr auf das Fotoarchiv und die Musiksammlung. Stattdessen war ein strenger Geruch aus dem Netzwerkspeicher wahrzunehmen. Nicht gerade jeder Attingo-Techniker riss sich verständlicherweise um den Job, den mit Fäkalien bedeckten Patienten im Labor zu behandeln. Irgendwie konnten dann doch alle Erinnerungen wieder restauriert werden.