Schutz und Sicherheit 17.02.2017, 14:33 Uhr

Tipps für Händler: So werden iPhone und Co. kindersicher

Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen Smartphones oder zumindest Handys. Händler können Eltern zu diesem schwierigen Thema wertvolle Tipps geben.
(Quelle: Syda-Productions-Shutterstock)
"Aber in der Schule haben alle anderen doch auch schon eins“ – diesen Satz hören die meisten Eltern, wenn bei den Kindern irgendwann der Wunsch nach ­einem Handy oder – noch besser – nach ­einem Smartphone aufkommt. Durch den immer grösseren sozialen Druck in der Gruppe fällt es vielen Eltern mit zunehmendem Alter der Kinder immer schwerer, solche Anliegen abzuweisen.
Wann das richtige Alter für den Einstieg in die mobile Kommunikation erreicht ist, ist eine schwierige Frage: Die Initiative „Schau hin“, in der verschiedene Medien Eltern zu Internet-Themen beraten, empfiehlt beispielsweise frühestens mit zwölf Jahren ein Smartphone.
Grundsätzlich fordern aber alle Beratungsstellen Eltern dazu auf, selbst zu beurteilen, wie sie die Medienkompetenz und Vernunft ihres Nachwuchses einschätzen und inwieweit sie selbst noch Einfluss auf diesen nehmen können. Auch nach der Anschaffung eines Handys oder Smartphones empfehlen Experten vor allem, nicht nur die unmittelbare Nutzung des Geräts wie etwa die installierten Apps oder Medien im Auge zu behalten, sondern vor allem auch auf Verhaltensänderungen zu achten, die durch die Nutzung bedingt sein könnten.
Ab welchem Alter die Smartphone-Nutzung stark zunimmt, zeigen Studien. Laut Iconkids & Youth hatten von den Sechs- bis Neunjährigen lediglich zwölf Prozent ein eigenes Smartphone. Eine Befragung der LBS und des deutschen Kinderschutzbundes ergab, dass dann ab dem Wechsel zu einer weiterführenden Schule die Nutzung rapide ansteigt: In der vierten Klasse hatten noch 56 Prozent ein Smartphone zur alleinigen Nutzung, ein Schuljahr später waren es bereits 80 Prozent und in der sechsten Klasse 90 Prozent.

Die Smartphones kommen

Ein einfaches Feature Phone ohne Internet-Zugang kann bereits ab dem Schul­eintritt ein Thema sein, vor allem um in Notfällen mehr Sicherheit zu gewährleisten. Und für jüngere Kinder ist es eine gute Alternative zum Smartphone, denn es bietet keinen Zugriff auf Apps und Internet. Dazu kommt der günstigere Preis, denn gerade Kinder gehen mit den Geräten oft wenig sorgfältig um. Mögliche Modelle sind zum Beispiel die seit kurzem bei Mobilcom-Debitel oder Brodos wieder ­erhältlichen Nokia-Handys.
Man würde es zwar nicht unbedingt vermuten, doch auch die Hersteller von Seniorengeräten wie Doro oder Emporia bieten Feature Phones an, die sich für Kids eignen. Spezielle Kinderhandys mit einem bunten Design und stark eingeschränkter Funktionalität gab es immer wieder auf dem Markt und sie werden auch noch immer angeboten, wie etwa von Simvalley bei Pearl, doch wirklich durchgesetzt haben sie sich nicht. Solche Geräte haben nur wenige Direktwahltasten, die vorprogrammiert werden müssen, und eine GPS-Ortung, mit der Eltern ihre Kinder suchen können.
Spätestens im Teenager-Alter wird aber ohnehin der Wunsch nach einem Smartphone, das mehr Funktionen hat, aufkommen. Laut Iconkids & Youth sind die bei Jugendlichen populärsten Nutzungsarten Spielen, Musikhören und soziale Netzwerke. Spezielle Kinder-Smartphones gibt es – im Unterschied zu einigen Tablets – aber nicht, hier beschränken sich die Angebote auf Design-Versionen wie die Hello-Kitty-Editionen von Samsung.
Grundsätzlich empfehlen sich für Kinder günstige Einsteiger-Smartphones mit Android, die es inzwischen zum Beispiel von Wiko oder Alcatel in vielen bunten Farben gibt. Interessant sind auch robuste Modelle, die wasserdicht sind und einen Sturz vertragen. Allerdings sollte Jugendlichen auch ein nicht zu sorgloser Umgang mit ­Smartphones nahegebracht werden, damit sie den Wert des Geräts respektieren. Je älter sie werden, desto mehr werden die Smartphones auch zum Statussymbol und die Nachfrage nach bestimmten Marken nimmt zu. Die Iconkids-Studie zeigt, dass Samsungs-Galaxy-Serie und die iPhone-Familie am beliebtesten sind.

Sicherheit ist am wichtigsten

Für viele Eltern zählt die gesteigerte ­Sicherheit zu den Hauptargumenten, Jugendliche mit einem Smartphone auszustatten. Dabei geht es nicht nur um die Möglichkeit, Notrufe absetzen zu können, sondern oft auch um eine Ortung zu Überwachungszwecken. Diese erfolgt über Apps oder integrierte Funktionen auf dem Gerät und kann bis hin zu einem Geofencing gehen, wenn Alarme beim Verlassen oder Betreten vorher definierter Bereiche erfolgen. Viele Experten halten allerdings wenig von solchen Überwachungen, die Jugendliche in ihrer Selbstständigkeit und der Entwicklung des Verantwortungs­gefühls einschränken.
Fragen zu diesen Möglichkeiten werden Händler trotzdem öfter hören, denn beim konkreten Kauf eines mobilen Endgeräts und des Vertrags oder einer Prepaid-Karte kommen sie öfter ins Spiel. Gerade bei zwei Problembereichen können sie auch beraten. Diese sind der Schutz der Kinder vor unpassenden oder gefährlichen Inhalten und der Schutz der Eltern vor hohen Kosten, die vor allem durch Datenverkehr sowie den Online-Kauf von Content entstehen können.
Smartphones können genutzt werden, um nicht altersgerechte Inhalte im Internet zu konsumieren, dazu kommen noch Gefahren wie das Cybermobbing in sozialen Netzwerken. Auch stellen Jugendliche mangels Wissen über die Gefahren oft Inhalte wie Selfies ins Netz, die etwa Pädophile ansprechen. Beide wichtigen Betriebssysteme, An­droid und iOS, sowie entsprechende Apps  bieten Eltern die Möglichkeit, bestimmte Inhalte zu sperren oder die Nutzung einzuschränken.
Handys für Kinder wie Kandy Mobile gibt es kaum noch.
Da Kinder den verantwortlichen Umgang mit Geld erst lernen müssen, ist auch eine Einschränkung und Kontrolle der Handy-Kosten ein zentrales Thema. Anbieter von speziellen Tarifen für Kinder wie Kandy Mobile oder Toggo Mobile haben ihre Dienste mangels Erfolg längst wieder eingestellt, so bleiben nur normale Tarife der Carrier und Provider. Am besten geeignet sind Prepaid-Karten, die mit einem Guthaben aufgeladen werden, mit dem das Kind dann für eine bestimmte Zeitspanne auskommen muss. Danach sind nur noch Notrufe und eingehende Telefonate möglich, was einen pädagogischen Effekt haben kann. Aus diesem Grund empfehlen sich auch keine automatischen Aufladungen.
Prepaid-Tarife sind aber auch für die Datennutzung mit Smartphones ideal, denn hier greift nach dem Aufbrauchen des gebuchten Datenvolumens meist eine Drosselung, die das Surfen extrem langsam macht – und so ebenfalls zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen erzieht.
Bei Laufzeitverträgen ist hingegen nicht oder kaum zu erkennen, ob das Kommunikationsverhalten eines Jugendlichen nicht bereits exzessiv ist – und ein Ein­greifen der Eltern notwendig sein könnte. ­Eine Alternative zu Prepaid können zudem Familientarife wie „Family Card Start“ der Telekom sein, in denen zusätzliche Karten günstig zu erhalten sind und beispielsweise eine Web-Nutzung für die Zusatzkarte gesperrt werden kann.

So werden Android und iOS kindersicher

Android Screenshot
Android: Der Zugang zum Google Play Store und das Herunterladen von Inhalten auf dem Smartphone kann natürlich komplett ausgeschlossen werden, indem dieser einfach nicht konfiguriert wird. Dann entfällt aber auch die Möglichkeit, sinnvolle kostenlose Apps zu installieren. Falls Kinder den Zugang bekommen sollen, ist es immer noch möglich, kostenpflichtige Apps und In-App-Käufe durch ein Passwort oder auch durch einen Fingerabdruck-Scan abzusichern. Nicht altersgerechte Apps und mediale Inhalte können zudem unter „Einstellungen -> Jugendschutzbestimmungen“ ausgeschlossen werden. Diese Klassifizierungen sind aber immer nur so gut wie die Voreinstufung durch Google.
Interessant sind auch Apps wie „Kids Place“: Sie erzeugen eine eigene Benut­zerober­fläche, die Eltern umfangreiche Kontrollmöglichkeiten zur Installation und Nutzung von Apps einräumt. Samsung bietet bei seinen eigenen Apps für die Galaxy-Serie ebenfalls einen „Kindermodus“ zum kostenlosen Download. Für iOS und Android gibt es zudem die kostenlose App „FragFinn“, die einen Webbrowser bietet, der zum Surfen lediglich vorher von Medienpädagogen geprüfte Websites öffnet. Ähnlich funktioniert die App „Meine Startseite“ des Bundesfamilienministeriums.
Apple Screenshot
iOS: Bei Apple ist eine Anmeldung im App Store nötig. App-Käufe und In-App-Käufe müssen dort durch die Eingabe der Ap­ple-ID und einen Fingerabdruck-Scan oder die PIN autorisiert werden. Durch Setzen einer Zusatzeinstellung lässt sich diese Autorisierung auch für kostenlose Apps einrichten.
In den allgemeinen Einstellungen ist es zudem möglich, unter dem Menüpunkt „Einschränkungen“ viele Funktionen, Apps und Käufe zu blockieren. Hier findet sich auch der Jugendschutzfilter für Inhalte, der nach Altersklassen geordnet ist. Es ist möglich, sogar Siri die Suche nach „anstössigen“ Begriffen zu untersagen. Dieser sehr detaillierte Filter erfordert einigen Aufwand beim Einrichten, ist dann aber auch sehr präzise.
Eine Besonderheit ist der „Geführte Zugriff“: Wenn diese Funktion im Menü „Bedienungshilfen“ aktiviert wird, kann durch dreimaliges schnelles Drücken der Home-Taste innerhalb einer App ein Menü aufgerufen werden, in dem einzelne Bereiche der App oder Bedienelemente temporär gesperrt werden können.




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