Das stille Ende einer Revolution

Zahlreiche Anwendungen betroffen

Leider wurden noch vor 2018 Anlagen verkauft, die GSM als Funkschnittstelle nutzen. Dazu zählen häufig Notruftelefone in Liftanlagen, die wegen der Abschaltung des ana­logen Telefonnetzes und des erzwungenen Wechsels auf All IP eine Ersatzanbindung benötigten. Auch ein sehr renommierter Schweizer Lifthersteller bot seinen Kunden noch 2017 eine Anbindung via GSM und nur auf Anfrage eine teure UMTS-Schnittstelle an, deren Nutzung in wenigen Jahren ebenfalls fraglich sein wird. Daneben sind bei Firmen und privaten Nutzern viele Alarmanlagen sowie GSM-Fernsteuerungen für Anlagen der Haustechnik betroffen (Storen, Licht, Warmwasser, Heizungen etc.).
Vorgesorgt hat die Firma Wunderli Electronics in Weinfelden (www.wue.ch) und empfiehlt für die Fernalarmierung den Umstieg auf 4G/LTE. So bietet sich die Möglichkeit, Betriebsanlagen und Geräte in der Liegenschaft via SMS oder mittels Anrufer-Erkennung fernzusteuern. Umgekehrt wird deren Eigentümer im Störungsfall via SMS oder Direkt­anruf informiert. Dazu zählen Wasseralarme (etwa bei Überlauf eines Abwassertanks), Alarme bei Pumpenausfall oder Heizungsstörungen, Frostwarnung im Feriendomizil oder Temperaturwarnung in Datencentern. Für potenziell hohe Folgekosten bei Störungen (etwa in Kühlhäusern für Lebensmittel oder Pharmaartikel) empfiehlt Wunderli eine Mehrfachanbindung oder extra auf dem Gelände positionierte Empfangsantennen, damit das Mobilfunksignal das zu überwachende Gerät auch sicher erreicht.

Positives Beispiel aus Bern

Hydrometrie-Messstation im Berner Gürbetal: Grundwasser-Datenerfassung als moderne M2M- Anwendung, Stromversorgung über Photovoltaikzellen
Quelle: Rüdiger Sellin/NMGZ
Das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern (AWA) überwacht die Qualität der Oberflächengewässer und des Grundwassers. Dabei ist die Vielfalt der rund 11 000 Kilometer Fliessgewässer im Kanton Bern enorm – vom klaren, sprudelnden Gebirgsbächlein bis hin zu meist träge flies­senden Flüssen. Das AWA stellt die öffentliche Wasser­versorgung sowie die Abwasserentsorgung im Kanton Bern sicher und reguliert die Wasserstände des Brienzer-, Thuner- und Bielersees. An rund 170 Messstationen werden hydrometrische Daten wie Abflussdaten, Wasserstände und Wasserqualität, aber auch wetterrelevante Daten wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit erfasst.
Nach Angaben von Simon Jaun, Fachbereichsleiter Hydrometrie beim AWA, werden an 90 Grundwassermess­stationen der Grundwasserpegel und die Grundwassertemperatur erfasst. Diese werden zwei- bis viermal pro Tag über das 4G-Mobilfunknetz von Swisscom übermittelt. Die vom AWA erfassten Daten werden auf dem GeoPortal des Kantons Bern öffentlich zur Verfügung gestellt. Das AWA hat kein Problem mit der Abschaltung von 2G/GSM, da die Messstationen bereits vor Jahren auf das zukunftssichere 4G-Netz migriert wurden. Sinnvollerweise werden dabei Postpaid-SIM-Karten verwendet.

5G noch nicht bereit

Mit 5G wird seit 2019 eine Funktechnologie auf dem Schweizer Markt eingeführt, die betreffend Effizienz und Datentempo deutlich mehr leistet und zudem praktisch alle heute denkbaren Anwendungen unterstützt.
Dank hohem Datentempo, hoher spektraler Effizienz und sehr tiefer Latenz von nur wenigen Millisekunden steht 5G im Interesse der M2M-Systemanbieter. Leider hapert es noch bei dessen Ausbau, sodass bis auf Weiteres 4G und die LoRaWAN-Technik im Fokus stehen.

Rüdiger Sellin
Autor(in) Rüdiger Sellin




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