Wettstreit der Systeme
16.10.2015, 09:28 Uhr
iOS 9 vs. Android 6.0 - wer macht das Rennen?
Android 6.0 Marshmallow ist jetzt offiziell erhältlich. iOS 9 gibt es schon ein Weilchen. Doch welches Betriebssystem hat eigentlich die besseren Features? Wir lassen die beiden Rivalen gegeneinander antreten.
Nachdem Google inzwischen die finale Version von Android 6.0 alias Marshmallow zum Download freigegeben hat und iOS 9 schon ein Weilchen verfügbar ist, wollten wir es wir es wieder einmal wissen: Welches der beiden Betriebssysteme hat eigentlich zur Zeit die besseren Features?
Runde 1: Benutzeroberfläche
Bei Android Marshmallow hat sich am klassischen Design von Android Lollipop eigentlich nicht viel geändert. Praktisch ist die neue "App-Schublade" im App-Drawer, von der aus sich sämtliche installierten Apps durchstöbern lassen.
Apple hat den Homescreen, auf dem die Apps abgelegt werden. iOS kennt übrigens auch eine Suchfunktion, mit der sich Inhalte innerhalb der Apps suchen lassen. Sucht man zum Beispiel nach einer bestimmten Nachricht, wird sie per Eingabe eines Stichworts gefunden, ohne dass man die App öffnen muss. Sehr praktisch!
Das Android-Betriebssystem erlaubt dagegen noch immer das Anlegen von Widgets, sodass man zum Beispiel die Wetter-Informationen gleich sieht, wenn man auf das Smartphone schaut. Zu viele Widgets können jedoch auch am Akku nagen.
Ergebnis: Unentschieden
Es fällt schwer darüber zu urteilen, welche Oberfläche derzeit besser ist. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Aber die App-Inhaltssuche von iOS ist wirklich sehr praktisch. Dagegen hat man bei Android das Gefühl, bei vielen Apps schneller wieder eine bestimmte App zu finden, weil durch das Herunterscrollen im App Drawer die Anfangsbuchstaben der Apps eingeblendet werden.
Kontrolle über Nutzerdaten
Bislang war es unter iOS üblich, dass man neuen Apps keine pauschalen Rechte einräumen musste, sondern nur Zugriff auf Nutzerdaten, die man auch tatsächlich in den Einstellungen freigegeben hat. Mit Android Marshmallow geht das jetzt ebenfalls.
Man erkennt unschwer, dass Google bei der App-Zugriffsberechtigung geschickt von Apple abgekupfert hat. Der Suchmaschinist hat es aber sehr gut umgesetzt.
Apple hat aber auch schon länger erkannt, dass ein Fingerabdruckscanner vielseitig genutzt werden kann, wenn er sicher umgesetzt wird: nämlich nicht nur für die Bildschirmsperre, sondern auch für Inhalte und zum Bezahlen. Letzteres versucht Google nun auch langsam mit Android Pay. Jedoch muss fairerweise eingeräumt werden, dass bei Google die Umsetzung stark von den Geräteherstellern abhängt, die überhaupt auf einen Fingerscanner setzen wollen.
Ergebnis: Apple gewinnt
Zwar bieten nun beide Anbieter eine ausgefeilte Nutzerdatenkontrolle an. Apple hat das aber schon länger vorgemacht und überlässt es Entwicklern sogar, heikle Apps durch einen Fingerabdruck vor neugierigen Blicken zu schützen. Bleibt höchstens ein vielleicht subjektiver Eindruck: Man bekommt unter iOS nicht nur die App-Berechtigungsgruppen zu Gesicht. Unterhalb werden in derselben Ansicht auch die kürzlich hinzugefügten Apps angezeigt. Diese Runde geht an Apple.
Multitasking
Android war schon immer stark beim Multitasking mit mehreren Apps. Die Frage ist jedoch, was man darunter versteht. Ist es die Art, wie man schnell zwischen Apps hin- und herhüpft oder die Art, wie man Apps parallel bedienen kann? Steigt man von Android auf ein iPhone um, mag manch einer die Navigation mit Home- und Zurück-Button missen. Apple realisiert das mit einem Hauptknopf, um das Bedienkonzept so einfach wie möglich zu halten.
Mit 3D Touch unter iOS kommt jedoch bald etwas sehr Intuitives, das sich aber erstmal bewähren muss, weil erst wenige Apps auf Display-Druck zusätzliche Interaktionen ermöglichen.
Was das parallele Bedienen von Apps anbelangt, beschränkt sich diese Option bei Android stark auf die Hersteller. Samsung kennt zum Beispiel "Popup-View", womit sich kompatible Apps wie Windows-Fenster vergrössern und verkleinern lassen. Besonders cool auf den iPads ist mit iOS 9 dagegen die neue "Split Screen"-Funktion, mit der zwei Apps geöffnet und nebeneinander gelegt werden können. Auch ganz sinnvoll ist die Bild-in-Bild-Funktion unter iOS: Man schaut sich einen Film an, während man nebenbei im Browser surft.
Ergebnis: Unentschieden
Beim parallelen Bedienen von App-Fenstern zieht Apple mit einigen Features auf den Tablets nach, auf die man als Android-Nutzer neidisch werden könnte. Nur: Warum kommt sowas nicht auch auf die iPhones, und warum gibt es das erst seit iOS 9? Beim Hin- und Herhüpfen zwischen Apps war Android schon immer ein wenig überlegen.
Das liegt am zugrunde liegenden Konzept mit den Menütasten. Mit 3D Touch dürfte sich jedoch unter iOS 9 ein breites Spektrum an neuen, intuitiven App-Shortcut-Funktionen offenbaren. Was die aktuelle Betriebssystembilanz bezüglich "Multitasking" angeht, lässt sich derzeit kein klarer Gewinner ausmachen.
Akku-Optionen und Fazit
Energiesparmodi gab es schon länger unter Android. Dabei helfen auch öfter die Hersteller mit Zusatzfunktionen nach, die nicht immer so ergiebig sind. So kennen zum Beispiel das HTC One oder das YotaPhone 2 einen Modus, der im tiefen Energiezustand nur die wichtigsten Apps zulässt und sämtliche Datenverbindungen unterbricht. Dabei wäre es viel nötiger, Leerlaufprozesse und Dergleichen zu erkennen und stumm zuschalten. Genau hier setzt nun Android 6.0 an, und das ist erfreulich.
Besonders beim Nexus 6, dessen Akku uns nie überzeugt hat, haben wir schon während der Preview-Version festgestellt, welch erstaunlich gute Standby-Laufzeiten Android 6.0 mit sich bringt. Wir werden sehen, welche Leistungsreserven Android Marshmallow den Akkus zusätzlich entlockt, sobald das Update für mehr Geräte verfügbar ist.
Apple hat dagegen erst mit iOS 9 einen zusätzlichen Energiesparmodus eingeführt und hätte ihn schon länger nötig gehabt. Denn bei der rohen Akkuleistung sind noch heute viele High-End-Android-Handys dem Apple-Lager haushoch überlegen.
Ergebnis: Android gewinnt
Klarer Sieger ist hier Android, obwohl iOS inzwischen auch einen Energiesparmodus kennt und sein OS schlank hält. Grund: Android räumt dem Nutzer ganz einfach mehr Kontrolle über den Akkuverbrauch ein. Marshmallow hat zudem die Batterieansicht noch einmal etwas verbessert und hält jetzt zusätzliche Statistiken zur Batterienutzung bereit.
Fazit
Noch ist das Rennen unentschieden. Es ist kaum möglich, einen eindeutigen Sieger zu küren. Zu stark ist die Gefahr, von persönlichen Vorlieben vereinnahmt zu werden. Erfreulich zu sehen ist, dass Apple sich mehr den Entwicklern öffnet. Man darf sich aber im Moment wirklich mit beiden Betriebssystemen anfreunden, wenn man sich in beiden Welten wohlfühlt. Die Unterschiede verschmelzen in vielerlei Hinsicht, und einige Entwicklungen entfalten sich gerade erst zu diesem Zeitpunkt.