Sicherheits-Tipps
22.12.2024, 15:30 Uhr
Handy – ganz privat
Datenschutz ist ein Thema, das man gerne ignoriert. Zu trocken und kompliziert scheint die Materie. Doch gerade auf dem Smartphone ist er besonders wichtig. Mit unserer Wegleitung schützen Sie Ihre Daten effizient und nachhaltig.
(Quelle: Shutterstock/olesia_g)
Heute ist es kaum möglich, keinen digitalen Fussabdruck zu hinterlassen. Allerdings können Sie Ihre digitalen Spuren zumindest reduzieren. Dafür brauchen Sie kein Expertenwissen, sondern nur etwas Zeit und Geduld … und diesen Artikel.
Generelle Massnahmen
Starten wir mit einigen allgemeinen Datenschutzmassnahmen, die für jedes Gerät und System sinnvoll sind.
Deinstallieren Sie ungenutzte Apps
Grundsätzlich können Sie davon ausgehen, dass jede App Daten sammelt. Dies gilt vor allem für kostenlose Anwendungen, die oft durch den Verkauf von Daten finanziert werden. Stellen Sie also sicher, dass Sie die Apps deinstallieren, die Sie schon länger nicht mehr genutzt haben.
Sind Sie sich nicht sicher, ob Sie eine App wieder einmal brauchen, wenden Sie folgende Faustregel an: im Zweifelsfall deinstallieren. Neu installiert ist eine Anwendung ruckzuck.
Ersetzen Sie wichtige Apps
Smartphones kommen oft mit vorinstallierten Apps, die viele Ihrer digitalen Schritte überwachen. Oft gibt es Alternativen, die wesentlich weniger oder sogar gar kein Daten sammeln. Nutzen Sie diese. Dazu gleich mehr.
Webbrowser
Google Chrome ist bekannt für seine Sammelfreude. Zwar tun das auch andere Webbrowser wie Microsoft Edge, doch ist Google Chrome vor allem auf Android-Smartphones häufig vorinstalliert. Eine bessere Alternative ist die Webbrowser-App Brave, Bild 1.
Der Browser sammelt nicht nur viel weniger Daten über Sie, sondern blockiert auch aktiv Tracker (to track = verfolgen) von Websites, die Ihr Nutzerverhalten analysieren und weiterleiten, Bild 2. Brave hat zudem den Vorteil, dass in der App ein Werbeblocker integriert ist, der standardmässig läuft. Dadurch laden Seiten nicht nur schneller, sondern Sie sparen zusätzlich
Datenvolumen.
Brave holen Sie im App-Shop Ihres Smartphones oder via brave.com.
E-Mail-Client
E-Mail-Apps wie Gmail sind zwar praktisch, wissen aber alles über Sie. Oft willigen Sie durch Akzeptieren der AGB ein, dass der App-Anbieter sämtliche Inhalte Ihrer E-Mails mitlesen darf. Diese Transparenz wird unter anderem genutzt, um gewisse smarte Funktionen zu gewährleisten. So erkennt etwa Gmail automatisch Termine in Ihrem Posteingang und kann diese in den Google Kalender eintragen. Das ist zwar praktisch, allerdings erstellen Firmen damit ein Nutzungsprofil von Ihnen, um von Ihren Daten zu profitieren – etwa, indem Sie diese weiterverkaufen.
Eine bessere Alternative kommt aus der Schweiz: Proton Mail, Bild 3. Dieser Anbieter unterliegt nicht nur dem Schweizer Datenschutzgesetz, sondern bietet auch End-to-End-Verschlüsselung und Null-Zugriff-Verschlüsselung an. Oder mit anderen Worten: Proton Mail kann Ihren Mailverkehr nicht mitlesen. Der Nachteil ist allerdings, dass Sie Proton Mail nicht mit einer Mailadresse eines anderen E-Mail-Anbieters wie Bluewin oder Gmail nutzen können. Proton Mail ist also kein flexibler E-Mail-Client. Stattdessen müssen Sie auf eine Proton-Mailadresse umsteigen. Allerdings ist es möglich, Mailadressen einer eigenen Domain mit Proton zu nutzen.
Proton Mail laden Sie via App-Shop auf das Smartphone oder über die Internetadresse proton.me/de/mail.
Falls Sie lieber einen offeneren E-Mail-Client einsetzen möchten, bietet sich FairEmail an, Bild 4. Die App sammelt zwar auch einige wenige Daten, aber lange nicht so viel wie Gmail, Yahoo oder ähnliche Dienste. Ausserdem teilt FairEmail keinerlei Daten mit Dritten. Laden Sie FairEmail via App-Shop oder über den Link email.faircode.eu.
Suchmaschine
Heutzutage ist bei fast jedem Smartphone Google die Standardsuchmaschine. Inzwischen gibt es aber etliche datenschutzfreundliche Alternativen, die weniger oder gar keine Daten sammeln. Die bekannteste ist wohl DuckDuckGo (duckduckgo.com), Bild 5. Diese Suchmaschine kann mittlerweile bei allen relevanten Browsern als Suchmaschinenalternative ausgewählt werden. Gehen Sie dazu einfach in die Einstellungen Ihrer Browser-App und ändern Sie die Standardsuche von Google auf DuckDuckGo.
Bild 5: So präsentiert sich DuckDuckGo auf dem Desktop
Quelle: PCtipp.ch
Unnötige Funktionen deaktivieren
Wenn Sie diese nicht brauchen, sollten Sie Funktionen wie Bluetooth, GPS oder WLAN deaktivieren. Damit reduzieren Sie nicht nur Sicherheitsrisiken, sondern sparen auch noch etwas Strom.
Offizielle Quellen
Android und inzwischen auch Apple erlauben die Installation von Apps aus alternativen App Stores. Allerdings birgt das immer das Risiko, dass Sie eine Anwendung installieren, die modifiziert ist und unter anderem auf sensible Daten auf Ihrem Smartphone zugreift. Daher sollten Sie Apps nur aus dem Google Play Store (Android) oder Apple App Store (iPhone) installieren.
Reduzierter Sperrbildschirm
Sowohl auf dem iPhone als auch auf Android-Smartphones können Sie einstellen, wie viele Informationen von Apps auf dem Sperrbildschirm angezeigt werden. Es ist besser, wenn so wenige Informationen wie möglich sichtbar sind. Vor allem aber sollten Sie unbedingt darauf achten, dass keine sensiblen Daten (zum Beispiel ganze WhatsApp-Nachrichten) angezeigt werden.
Software auf dem neuesten Stand
Das klingt vielleicht im ersten Moment nicht sehr naheliegend, immerhin geht es hier um Datenschutz. Eine aktuelle Software kann bei diesem Thema aber zweierlei wichtige Vorteile bringen:
- Mögliche Sicherheitslücken, die Hackern den Zugriff auf sensible Daten ermöglichen, werden geschlossen.
- Updates können neue Funktionen für den Datenschutz bringen.
Temporäre Dateien löschen
Wer im Internet surft, hinterlässt ein Spur. Dazu zählen unter anderem temporäre Dateien. Diese lassen Rückschlüsse auf Ihr Surf- und Nutzungsverhalten zu. Daher sollten Sie temporäre Dateien wie Cookies oder den Cache regelmässig löschen. Gehen Sie bei einem Android-Smartphone in die Einstellungen Ihres Browsers (meist ein Icon mit drei Punkten) und suchen Sie die entsprechende Option. Bei Googles Chrome heisst diese beispielsweise Browserdaten löschen, Bild 6.
Auf dem iPhone müssen Sie die Einstellungen öffnen und dort Safari wählen. Scrollen Sie so weit hinunter, bis Verlauf und Websitedaten löschen erscheint. Wählen Sie diese Option aus, Bild 7.
Einstellungen bei Android
Android sieht je nach Modell und Marke anders aus. In den folgenden Screenshots verwenden wir ein Google-Pixel-Gerät, aber die allgemeinen Pfade zu den Einstellungen sollten unabhängig von Ihrem Smartphone in etwa identisch sein.
App-Berechtigungen einschränken
Viele Apps greifen auf Funktionen zu, die sie gar nicht benötigen. So sammeln die Anwendungen munter Nutzungsinfos über Sie. Zum Glück lassen sich Zugriffsrechte ganz einfach einschränken. Gehen Sie in die Einstellungen und wählen Sie dort die Option Apps und danach Alle Apps.
Es erscheint eine Liste aller installierten Anwendungen, Bild 8. Wenn Sie eine App auswählen und auf Berechtigungen klicken, sehen Sie, worauf die App zugreifen darf.
Jetzt deaktivieren Sie die Berechtigungen, die unnötig sind. Bei einigen Punkten, etwa der Kamera, können Sie auch Jedes Mal fragen auswählen. Falls Sie sich nicht sicher sind, ob eine Berechtigung notwendig ist oder nicht, deaktivieren Sie diese und testen, ob die App weiterhin wie gewohnt funktioniert.
Tracking-Funktionen reduzieren
Zwar können Sie ein Android-Handy ohne Google-Account nutzen, allerdings nur eingeschränkt. Ist der Google-Account erst einmal aktiv, sammelt das Unternehmen fleissig Daten im Hintergrund. Dies lässt sich zum Glück einschränken. Gehen Sie dazu in die Einstellungen und wählen Sie Passwörter und Konten aus. Unter Konten können Sie jetzt Ihr Google Konto auswählen (E-Mail-Adresse mit dem Zusatz «Google»), Bild 9. Klicken Sie auf Ihr Konto und wählen Sie anschliessend Google-Konto.
Es öffnet sich ein neues Fenster. Wählen Sie in diesem den Reiter Daten und Datenschutz. Scrollen Sie nach unten bis zur Option Einstellungen für den Verlauf Deaktivieren Sie die Punkte Web- & App-Aktivitäten sowie Standortverlauf. Optional können Sie auch die Option YouTube-Verlauf deaktivieren. Aber Achtung: Danach finden Sie geschaute Videos nicht mehr in Ihrem YouTube-Verlauf.
Scrollen Sie noch weiter nach unten bis zum Punkt Personalisierte Werbung. Deaktivieren Sie die personalisierte Werbung unter Mein Anzeige-Center. Abschliessend schalten Sie gleich darunter noch die Option Persönliche Ergebnisse in der Google Suche ab.
Werbe-Tracking abschalten
Öffnen Sie die Einstellungen und gehen Sie dort zu Google. Tippen Sie auf Alle Dienste und anschliessend auf Anzeigen, Bild 10. Als Nächstes wählen Sie Datenschutz bei Werbung. Deaktivieren Sie nacheinander Werbethemen, Von Apps vorgeschlagene Werbung und Erfolgsmessung von Anzeigen.
Löschen Sie ausserdem Ihre Werbe-ID. Sie bekommen danach zwar weiterhin Werbung angezeigt, aber zumindest ist diese nicht mehr für Sie personalisiert – und verlockt damit auch weniger zu Impulskäufen.
iPhone-Einstellungen
Auf iPhones lassen sich ebenfalls zusätzliche Datenschutzeinstellungen tätigen. Folgende lohnen sich auf jeden Fall.
App-Berechtigungen einschränken
Auch auf dem iPhone können Sie die Zugriffsrechte von Apps verwalten. Die Verwaltung ist etwas anders als bei Android, aber genauso einfach. Mit den folgenden Tipps passen Sie die App-Berechtigungen auf einem iPhone an: Öffnen Sie zuerst Einstellungen und danach Datenschutz & Sicherheit.
Als Nächstes wählen Sie nicht wie bei Android eine App aus, sondern eine Systemfunktion. Nehmen wir an, Sie möchten die Kamerazugriffe verwalten: Klicken Sie also auf den Eintrag Kamera. Jetzt sehen Sie eine Auflistung aller installierten Apps, die eine Funktion für den Zugriff auf die Kamera implementiert haben. Ist der Schieberegler auf Grün, hat die App die Berechtigung auf Ihre Kamera zuzugreifen. Um das zu unterbinden, schieben sie den Regler einfach nach links. Das war es bereits.
Standortverfolgung einschränken
Natürlich benötigen Programme wie Wetter, Karten und Wallet Zugriff auf Ihren aktuellen Standort, um ordnungsgemäss zu funktionieren. Allerdings wird der Standort immer wieder von Apps abgerufen, die diesen gar nicht für den Betrieb nutzen.
Führen Sie die folgenden einfachen Schritte aus, um die Datenschutzeinstellungen Ihres iPhones für die Standortverfolgung zu ändern: Gehen Sie zu den Einstellungen und öffnen Sie Datenschutz & Sicherheit, Bild 11.
Wählen Sie den Eintrag Ortungsdienste. Nun können Sie in der App-Liste zu einer beliebigen Anwendung greifen und den Zugriff auf die GPS-Dienste deaktivieren. Bei Apps, die den Standort benötigen (beispielsweise Apple Maps), können Sie beruhigt die Option Beim Verwenden der App aktivieren. So wird der Zugriff nur bei der Nutzung der App gewährt und nicht jederzeit.
Eine weitere Funktion zur Standortverfolgung auf dem iPhone nennt sich Wichtige Orte. Sie speichert Ihre häufigsten Aufenthaltsorte auf Ihrem Smartphone und ermöglicht so die Bereitstellung personalisierter Dienste. Glücklicherweise können Sie diese Funktion auf folgende Weise verwalten: Öffnen Sie erneut die Option Ortungsdienste in den Einstellungen. Scrollen Sie nach unten, bis Sie den Menüpunkt Systemdienste sehen und öffnen Sie diesen. Nun müssen Sie erneut etwas scrollen, bis die Option Wichtige Orte erscheint. Öffnen Sie die Option und deaktivieren Sie diese. Die Warnung, die dabei auftaucht, können Sie ignorieren.
Nutzeranalyse ausschalten
Wie jedes andere Technologieunternehmen sammelt auch Apple bestimmte Informationen über seine Benutzer. Im Allgemeinen ist das gar nicht so schlecht. Diese Daten helfen den Entwicklern, ihre Produkte und Dienste zu verbessern, indem sie Ihr Verhalten bei der Verwendung verschiedener Apps aufzeichnen und auswerten.
Wenn Sie jedoch ein Höchstmass an Privatsphäre für Ihr iPhone erreichen möchten, können Sie die Weitergabe dieser Informationen unterbinden: Öffnen Sie die Einstellungen Ihres iPhones. Gehen Sie zum Menüpunkt Datenschutz & Sicherheit. Scrollen Sie nach unten bis zum Eintrag Analyse & Verbesserungen und öffnen Sie diese Option, Bild 12. Stellen Sie sicher, dass hier alle Optionen auf Aus gestellt sind. Damit wird Ihr Nutzungsverhalten nicht mehr protokolliert.