Eco-Connect Europe 2018
19.11.2018, 12:32 Uhr
Huawei im 5G-Fieber
Huawei reitet derzeit gleich in mehreren Sparten auf der digitalen Erfolgswelle. Entsprechend selbstbewusst präsentierte man sich auf der diesjährigen Eco-Connect Europe in Rom. Eine beeindruckende Leistungsschau für die rund 2600 Besucher, allerdings ohne wirklich spektakuläre Produktneuheiten. Diese spart man sich auf für nächstes Jahr.
Liang Hua, Chairman of Huawei’s Board of Directors, sprach an der Eco-Connect Europe 2018.
(Quelle: Christian Bühlmann)
Die Botschaft, welche Huawei auf der europäischen Jahreskonferenz Eco-Connect Europe in Rom vermittelt hat, ist eindeutig: Wir sind startklar für die 5G-Welt. Das gesamte Angebot in den Bereichen Infrastruktur, Telekommunikation, Netzwerke, Cloud-Services, Software und Chip-Technologien unterstützt zwar weiterhin alle bestehenden Netze, liebäugelt aber ganz klar mit dem neuen Standard. Dieser ist aber Voraussetzung für die Umsetzung von sicheren, verfügbaren und performanten Anwendungen. Warum dies so ist, erklärten Vertreter von renommierten Forschungsinstituten aus aller Welt, die mit Huawei zusammenarbeiten an der Konferenz den eingeladenen Kunden und Medienvertretern.
Professor Edal Arikan von der Bilkent-Universität in Ankara erläuterte als Erfinder des 5G-Polar-Code den Sinn und die Notwendigkeit einer neuen Programmiersprache. Sein Kollege, Professor Eric Moulines von der Ecole Polytechnique Paris, gab Einblicke in die Grundlagenforschung im Bereich Deep Machine Learning. Und Markus Dillinger vom Huawei Research Centre in München demonstrierte anhand verschiedener Beispiele, weshalb es ohne 5G keinen digitalen Fortschritt geben kann.
Liang Hua, Chairman of Huawei’s Board of Directors, brachte es in seiner Keynote sinngemäss auf den Punkt: «Wir haben enorme Summen weltweit in Forschung, Industrie und Technologie investiert und setzen voll auf die 5G-Karte.»
Smartphones bald grösser und faltbar
Die aktuellen Marktzahlen bei den Smartphones passten natürlich perfekt zur diesjährigen Eco-Connect Europe. Huawei etabliert sich dank seiner breiten Aufstellung im Premium- und Budget-Segment weltweit auf Platz 2 und rückt noch näher an den Marktführer Samsung heran. Für nächstes Jahr ist zudem eine neue Generation an Smartphones angekündigt. Ein faltbares Modell wird laut Hersteller natürlich nicht fehlen. Ansonsten will man mit noch grösseren Handys, längeren Laufzeiten, sehr viel KI und neuen Chipsets den Markt weiter unter Druck setzen.
Hingucker dieses Jahres war unter anderem das Modell P20 Pro mit dem neuen, auf AI-Anwendungen abgestimmten Kirin 970 Chip und seiner starken Triple-Kamera (40 + 20 + 8 MP) von Leica. Dies dürfte vor allem Nachtschwärmer freuen, denn das Handy schiesst auch bei schummriger Beleuchtung erstaunlich klare Bilder.
Wer Lust hatte, konnte das gleich vor Ort in einem witzigen Party-Raum ausprobieren. Und falls die Party mal etwas länger dauert: Sowohl das P20 als auch das Mate 10 und Mate 10 Pro verfügen über die neuen 4000 mAh-Akkus, das Mate 20 Pro bietet sogar 200 mAh mehr. Wer sich mit seiner Huawei-ID anmeldet, findet im werkseigenen AppStore eine ständig wachsende Anzahl an Tools und Games.
Apropos Games: Mit viel Pomp und Getöse stellte Huawei in Rom sein neues «Heroes of Warland» vor. Ein Spiel, das sowohl auf dem heimischen Sofa als auch im Reality-TV Platz findet.
Smarte Produkte für unterwegs
Eine Consumer-Palette ohne Tablets und Notebooks? Nicht bei Huawei. Auch wenn der chinesische Brand (noch) nicht bei allen für mobile Rechner bekannt ist, macht das Ausprobieren des Notebook-Flaggschiffs und MacBook-Air-Konkurrenten MateBook X Pro viel Spass. Allein schon mit der eleganten Erscheinung des 14-Zöllers kann man auch in Designerkreisen punkten.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass der Rand des Displays praktisch nicht mehr auffällt. Die Ränder sind extrem schmal, und das Bild ist gestochen scharf. Gemäss Hersteller soll der Akku einem 12-Stunden-Video-Marathon standhalten. Die verbauten vier Lautsprecher und vier Mikrofone versprechen jedenfalls ansprechende Audio-Eigenschaften. Was das MateBook X Pro im Alltag leistet, zeigt der Praxistest der Redaktion.
Für alle, die lieber ohne Tastatur unterwegs sind, hält Huawei verschiedene Tablets bereit. Besonders hübsch ist das MediaPad M5 Pro mit 10,8 Zoll Bildschirm, leichten 500 Gramm Gewicht und dem Kirin 960 Chipset sowie einem leistungsfähigen 7500-mAh-Akku.
Übrigens, wohin man schaut, die Consumer-Produkte von Huawei haben oder bekommen demnächst alle die neuen KI-Chipsets. Damit sind die Geräte laut Hersteller bestens vorbereitet für die diversen KI-Anwendungen, welche auf Anwender in der 5G-Welt zukommen werden. Bereits heute nutzt Huawei KI-fähige Chips für geräteinterne Funktionen wie beispielsweise Fotografie, Power-Management oder Spracheingabe.
Infrastruktur und Enterprise Services
Eine interessante Bemerkung machte Vincent Pang, Präsident der Huawei West European Region, in einem Interview. Für Huaweis Zukunft sei der Enterprise-Markt noch wichtiger als derjenige der Smartphones. Das lässt tief blicken, denn immerhin rangiert der chinesische Technologie-Hersteller bei den mobilen Telefonen weltweit auf Rang 2.
Laut Pang führt die flächendeckende Einführung von 5G-Netzwerken zu disruptiven Veränderungen in der Wirtschaft. Statt Latenzzeiten von 50 Millisekunden seien dann 2 und weniger Millisekunden möglich. Durch die reduzierten Latenzzeiten seien 5G-Anwendungen rund 100 Mal sicherer und zuverlässiger als über die heutigen 4G-Netze.
Zudem könne der Stromverbrauch künftiger 5G-Chips auf ein Minimum reduziert werden. Damit man diese Vorteile auch nutzen kann, braucht es entsprechende Infrastruktur. Und diese liefert Huawei: Vom Mobile-WiFi-Hotspot über professionelle Router bis hin zu vernetzten Industrielösungen.
Hallo 5G, bitte kommen…
Es ist angerichtet, les jeux sont faits. Das 5G-Fieber bei Huawei ist auf dem Siedepunkt. Man kann und will endlich loslegen. Der Hersteller gibt sich als Global Player mit lokalem Kolorit. Eine wichtige Stütze sind dabei die 14 R&D-Centers und 12 OpenLabs, die auch junge Talente ködern sollen. Ob’s gelingt, wird sich spätestens dann zeigen, wenn 5G zum neuen Standard wird.
Doch in Europa sind die Verhandlung über die nationalen 5G-Modalitäten noch in vollem Gange. Investitionen in Infrastruktur (es braucht neue Netze) und Strahlenbelastung sind dabei zentrale Themen. Bei Huawei gibt man sich gelassen. Die neue Technologie wird kommen, früher oder später, heisst es.
Zum Autor
Christian Bühlmann
ist freier Technologie-Journalist und Inhaber der Content-Marketing-Agentur Commares.