MWC-Review: Die Entdeckung der Schnelligkeit
Die EU will mitreden
Während auf dem Mobile World Congress also eifrig über Standards und Technik für 5G diskutiert wurde, ist parallel dazu auch die politische Diskussion über die Netzneutralität wieder voll aufgeflammt. Bereits wenige Tage vor dem MWC verkündete die US-Regulierungsbehörde, hier besonders strikt vorgehen zu wollen.
Da war EU-Kommissar Günther Oettinger in Barcelona schon ein wenig offener. So könne er sich vorstellen, dass „zeitsensible Spezialservices gedeihen könnten“, für die dann andere Regeln gelten würden.
Da war EU-Kommissar Günther Oettinger in Barcelona schon ein wenig offener. So könne er sich vorstellen, dass „zeitsensible Spezialservices gedeihen könnten“, für die dann andere Regeln gelten würden.
Noch konkreter wurde Thorsten Dirks, CEO von Telefónica Deutschland: „Wir brauchen, um die neuen Dienste realisieren zu können, sogenannte ‚Qualitätsklassen‘, und zwar ‚on top‘ zum diskriminierungsfreien Netzzugang.“ Aus Sicht von Dirks ist dies eine logische Entwicklung aus den unterschiedlichen Anforderungen, die zukünftig erfüllt werden müssen: „Stellen Sie sich einmal vor, Sie sitzen irgendwann einmal in einem selbstfahrenden Auto. Dann sind die Daten für die Steuerung einfach deutlich wichtiger als der Musikstream für die mitfahrende Tochter“, so Dirks.
Sowohl Oettinger als auch die CEOs der europäischen Netzbetreiber pochten in Barcelona zudem auf die Notwendigkeit von klaren Regeln sowie einheitlichen Bedingungen für alle Player, die in Europa Geschäfte machen wollen. Ziel sei, der EU eine starke Stimme zu geben und die „nationalen Silos“ abzuschaffen, so Oettinger. Gerade die Kleinstaaterei auf dem alten Kontinent verhindere Erfolge – wie sie von amerikanischen Unternehmen wie Google oder Facebook zuletzt erzielt wurden.
Dirks wird sogar noch deutlicher: Diese US-Firmen hätten „die erste Halbzeit der Digitalisierung haushoch gewonnen“. Falls es Europa nicht schaffe, einen „Single Digital Market“ mit einem einheitlichen Rechtsrahmen zu etablieren, so würde auch noch die zweite Halbzeit und damit das komplette Spiel um die Digitalisierung verloren gehen. Dirks befürchtet dabei immense Folgen, nicht nur für die Telco-Branche: „Da es hier jetzt um Industrie 4.0 geht, würden wir in Europa einen Grossteil unserer Industrie verlieren.“