Apples subtile SIM-Karten-Revolution
Viele Einschränkungen
In der weiteren Konsequenz wäre Apple ein virtueller Netzbetreiber, auch wenn im gegenwärtigen Modell noch die Kunden ihre Pakete direkt bei den Anbietern buchen. Zukünftig könnten sie diese eben auch über den App-Store erwerben oder Apple könnte gar eine globale Flatrate einführen.
Dazu ist der Riese aus Cupertino allerdings auf die Kooperation der Netzbetreiber angewiesen, die im Moment verständlicherweise noch sehr zurückhaltend sind. Selbst in den USA funktioniert die freie Anbieterwahl auf dem iPad noch nicht ohne Einschränkungen.
Denn die Mobilfunk-Netzbetreiber würden in einem solchen Geschäftsmodell reine Transporteure und ihre Identität sowie vor allem den wertvollen direkten Zugriff auf die Kunden weitgehend einbüssen.
Diese Anwender – oder eine Automatik in ihrem Gerät – würden wohl fast immer das beste Netz wählen und so den Abstand zwischen den Grossen und den Kleinen weiter vergrössern. Andere Hardware-Hersteller dagegen müssten Apple langfristig folgen, wenn sie nicht einen gravierenden Wettbewerbsnachteil erleiden wollen.
An diesem Punkt könnte die Revolution ausbrechen: Denn es ist schwer vorstellbar, dass selbst ein Global Player wie Apple den Weg als Einzelkämpfer gegen möglicherweise vereinte Netzbetreiber gehen kann.
Doch wenn sich weitere grosse Betriebssystemanbieter oder Hardware-Schmieden mit ähnlichen Vorhaben herauswagen, könnte der Widerstand einbrechen, da die Carrier nicht alle Hersteller dauerhaft boykottieren könnten. Und es wäre auch denkbar, dass einzelne Netzbetreiber ihre Abwehr aufgeben, wenn sie sehen, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist.
Ein noch weiter gedachtes Szenario wäre eine einmal in ein Smartphone oder Tablet fest eingebaute SIM-Karte, die als „embedded SIM“ weltweit in vielen oder sogar allen Netzen ohne einen vorher festzulegenden Anbieterwechsel funktioniert.
Globale Konzerne wie Microsoft, Amazon oder Google könnten damit Kunden an sich und ihre Angebote in anderen Bereichen binden. Dabei wäre es möglich, den Telefon- und Daten-Service über Werbung oder die Hardware zu finanzieren. Wenn es ein solcher Provider schaffen würde, Flat-Preise direkt mit den global tätigen Carriern zu verhandeln, würde zudem der aufwendige Abrechnungsprozess beim Roaming ganz entfallen.