Expert Insights 28.07.2015, 09:45 Uhr

Das sollten Marken auf WhatsApp, Facebook Messenger und Co beachten

WhatsApp, Snapchat oder Facebook Messenger: Immer mehr Marken integrieren die Nachrichtendienste in ihre Marketing-Strategie - auch, weil die Dienste immer mehr Features anbieten.
Johannes Lenz, Corporate Blogger bei Akom360
Messenger Apps sind trendy. Es gibt in der Messenger-Welt alles, was das (digitale) Herz begehrt. Und ja, auch die bei einigen Usern beliebte App Tinder gehört dazu oder aber das kleine weisse Gespenst vom gelben Snapchat, das irgendwie an Hui Buh erinnert und eine magische Anziehungskraft auf Jugendliche auszuüben scheint.
Facebook fehlt auch nicht. Es ist gleich mit zwei Apps vertreten, nämlich dem hauseigenen Messenger, den vermutlich die meisten zumindest installiert haben, die auch die "normale" Facebook-App auf ihrem Endgerät nutzen.
Und dann haben wir noch das grüne WhatsApp. Übrigens sind die asiatischen Konkurrenten von Line und WeChat ebenfalls grün. Aber an WhatsApp ist in unseren Breitengraden zumal in Deutschland einfach kein Vorbeikommen.
Darüberhinaus gibt es noch viele andere. Für Deutschland als relevant einzuschätzende Mobile Messaging Apps sind aktuell WhatsApp, Facebook Messenger und Snapchat. Zu den letzteren gibt es keinerlei offizielle Nutzerzahlen.

Facebook Messenger: Markenfreundlich

Was man sagen kann, ist, dass der Facebook Messenger bei vielen installiert ist, die Facebook auch so von unterwegs aus nutzen. Ansonsten wissen wir spätestens seit der letzten f8 (die grosse Facebook Entwicklerkonferenz), dass in den nächsten zwölf Monaten auch in Deutschland "Facebook Messenger for Business" Einzug halten wird.
Die Aussicht: Ich kaufe mir meine Lieblingsjeans fortan nicht mehr via Amazon, sondern mobil über den Messenger direkt bei Carhartt, weil die Brand dort Verkauf und Beratung bietet. Der komplette Kaufprozess läuft über die vermeintlich kleine "Schnatter-App" von Facebook, die sich zu einer integrierten Mobile-Plattform entwickeln soll.
Eine Frage, die oft gestellt wird: Welche Marke, speziell in Deutschland, will in einem wie auch immer gearteten Store auf dem Facebook Messenger ihre Produkte verkaufen? Macht man sich da nicht abhängig? Nein, macht man sich nicht. Schliesslich wird kein Retailer seinen Online-Shop komplett auf die App verlagern. Aber vielleicht einen Teil, um etwa Traffic zu nutzen oder um die Kunden eben auch dort anzusprechen, ihnen entgegenzukommen, für sie schnellen Service und gute Produkte anzubieten?
Ziel: Ich bleibe als Kunde respektive Nutzer im App-Universum von Facebook, genauer gesagt im App Universum des Facebook Messengers. Damit wird Mobile Commerce wieder Gesprächsthema, auch weil die Messenger-Lösung andere Anbieter unter Druck setzen wird.

WhatsApp: Bedingt markenfreundlich

Was man sagen kann, ist das WhatsApp in Deutschland über 30 Millionen aktive Nutzer hat, wie sein Gründer Jan Koum Anfang 2014 twitterte. Das ist nun auch anderthalb Jahre her und es werden ein paar dazugekommen sein. In jedem Fall sind es mehr aktive Nutzer als bei Facebook. Damit die Bedeutung des grünen Messengers auf dem deutschen Markt noch klarer wird: Deutschland verfügt über rund 55 Millionen Internetnutzer (Stand 2013). Man ist geneigt zu sagen, dass fast jeder von ihnen die App nutzt. Aber Zahlen dafür gibt es wie gesagt nicht.
 
Die Aussicht: Business im Sinne eine Lösung wie beim "Halbbruder" Facebook Messenger wird es so schnell nicht geben. Eher liegt nahe, das Facebook mit dem eigenen Messenger Business-Lösungen antestet und schaut, inwiefern sich die App monetarisieren lässt.
Einstweile herrscht die "No ads policy" vor, die aber Marken wie ProSieben Sat1, Rheinische Post, die Brigitte, das Regionalportal infranken.de oder eine Hochschulinitiative nicht davon abhalten, Whatsapp per Broadcasting-Liste oder Gruppen-Chat zu nutzen und auf diese Weise Kunden einen zusätzlichen schnellen Service zu bieten.
 
Ziel: Das ist eine gute Frage. Mit der Power von über 800 Mio. Nutzern im Rücken scheint WhatsApp im Hinblick auf Business und Markenfreundlichkeit sehr zurückhaltend, um es diplomatisch zu formulieren. Betreibt man keine Spammy-Werbung und holt sich immer die ausdrückliche Einwilligung der Nutzer ein, kann man schon jetzt recht erfolgreich Direktmarketing betreiben.

Snapchat: Sehr markenfreundlich

Auf 200 bis 300 Millionen Nutzer wird die Messaging-App weltweit geschätzt. Für Deutschland gibt es keine offiziellen Nutzerzahlen. Ihr Reiz: Bilder an Freunde und Bekannte versenden, welche eine maximale Halbwertszeit von zehn Sekunden haben.
Hinzu kommen neben diesen nutzergenerierten Inhalten noch die Option Stories für längere Video- und Bildgeschichten sowie das Feature Discover in welchem exklusive Brand-Partner wie Cosmopolitan, professionelle Inhalte darstellen.
Aussicht: Snapchat ist derzeit in vielen Ländern in der Altersklasse bis 25 der letzte Schrei. Es ist schnell und flüchtig durch die zeitliche Begrenzung und dadurch reizvoll. Mit den Stories werden "Jetzt-Momente" eingefangen, die nicht hochglanz sind, aber wie im Fall von Mekka imposant und lebendig eine kulturelle Tradition wiederspiegeln. Eindrücke, die man so schnell nicht vergisst.

Snapchat muss Geld verdienen und die Investoren klopfen mit den Fingern ungeduldig auf den Tisch. Ein Anzeichen dafür ist das Zusammenlegen von Stories und Discover-Feature beim letzten Update der App vor ein paar Tagen. Die Nutzer waren not amused.
Ziel: Snapchat wird immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt. Derzeit lotet man weitere Möglichkeiten aus, Werbung nativ einzubinden. Ein Anfang sind die Stories von Städten, die Snapchat pusht. Hier sind auch Marken denkbar. Aus dem "Discover-Desaster" wird man aber hoffentlich gelernt haben.
Vier Take-aways:
  • Marken müssen Messenger Apps und ihre Nutzer verstehen lernen
  • Messenger Apps sind kein Trend, sondern vielgenutzte Realität
  • Messenger Apps überzeugen alleine schon durch die überdurchschnitliche Nutzungsfrequenz gegenüber anderen
  • Mobile-AppsMarken müssen sich ausprobieren, denn in Zukunft wird es normal sein, dort mit seinen Kunden im Gespräch zu bleiben




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