Vernetztes Zuhause 18.11.2015, 11:55 Uhr

Smart Home: Die Aufholjagd startet 2016

Fürs nächste Jahr erwartet Holger Knöpke, Vice President Connected Home bei der Deutschen Telekom, den Durchbruch von Smart Home.
Tablet Temperatur Smart Home
(Quelle: shutterstock.com/Brian A Jackson)
"Wir gehen davon aus, dass das vernetzte Wohnen im kommenden Jahr richtig starten wird, sowohl bei der Zahl der verkauften Geräte als auch in der Wahrnehmung und Akzeptanz seitens der Konsumenten.“ Holger Knöpke, Vice President Connected Home bei der Deutschen Telekom, gibt sich optimistisch, was die Zukunft von Smart Home angeht. Derzeit liegt Europa, und damit auch Deutschland, diesbezüglich noch relativ weit hinten im internationalen Vergleich.
Neben einigen asiatischen Staaten sind auch die USA und Kanada hier deutlich weiter. Laut einer Analyse von Berg Insight werden Ende dieses Jahres in Europa erst fünf Millionen Haushalte vernetzt sein – sprich in der einen oder anderen Form Smart Home nutzen.
Das würde einer Marktdurchdringung von knapp über zwei Prozent entsprechen. In Nordamerika hingegen ist man da schon weiter, Ende des Jahres wird es den Experten zufolge rund zwölf Millionen Connected Homes geben, knapp zehn Prozent aller Haushalte.
Bis in fünf Jahren soll dieser Unterschied aber deutlich geringer werden, so die Prognose. Für 2019 werden 30 Millionen Smart Homes­ in Europa erwartet, in Nordamerika sollen es dann 38 Millionen sein. 

Vorbild Nordamerika

Doch weshalb ist dieses Thema auf der anderen Seite des Atlantik überhaupt erfolgreicher als hierzulande? „Die Mentalität der US-amerikanischen Kunden beim Thema Smart Home ist eine ganz andere“, erklärt Knöpke im Gespräch mit Telecom Handel.
„Dort fragen sie zuerst: ‚Was kann ich damit machen?‘ und erst dann: ‚Was passiert mit meinen Daten?‘ Hierzulande ist es genau umgekehrt.“ Diese Skepsis ist dem Manager zufolge auch eines der grössten Hemmnisse auf dem Weg zum Massenmarkt, und er sieht hier vor allem den stationären Handel in der Position, die Kunden aufzuklären und die Produkte und Lösungen zu vermarkten.
Holger Knöpke von der Telekom
Holger Knöpke, Vice President Connected Home bei der Deutschen Telekom: "Smart Home ist etwas zum Anfassen, deshalb ist der Handel dafür Prädestiniert."
Quelle: Deutsche Telekom
„Als Händler muss man sich besser gestern als heute mit Smart Home befassen und erste Kunden für sich gewinnen – und das geht nur, wenn man die einzelnen Komponenten auch live im Shop vorführen kann. Smart Home ist etwas zum Anfassen, und deshalb ist der sta­tionäre Handel dafür geradezu prädestiniert“, so Knöpke.
Das Interesse seitens der Händler sei dabei schon sehr gross, viele fühlten sich jedoch durch das beinahe unüberschaubare Angebot an Herstellern, Produkten und Standards überfordert. Hier verweist er auf die von der Telekom initiierte herstellerübergreifende Plattform Qivicon, die Hardware aus unterschiedlichen Bereichen unter einem Dach vereint.
Als besondere Treiber nennt er dabei, neben der gerade in der kalten Jahreszeit stark nachgefragten Energie- und Heizungssteuerung, drahtlose Musiksysteme, Lichtmanagement sowie das Thema Sicherheit in Form von IP-Kameras. Im kommenden Jahr werde auch der Bereich „Garten“ eine grössere Rolle spielen, etwa durch neue Produkte vom Hersteller Gardena.

Sicherheit geht vor

Intelligente Sicherheitssysteme stossen vor allem in Deutschland auf grosses Interesse, fand auch Deloitte in einer Studie heraus. 38 Prozent waren demnach an intelligenten Sicherheitslösungen interessiert oder äusserten eine Kaufabsicht. Dabei geht es aber nicht allein um die Überwachung der eigenen vier Wände mit Kameras: Die vom Marktforscher ABI vorgelegten Zahlen zu Schadensmeldungen an Gebäuden zeigen das weitere Potenzial.
Wasser- und Feuchtigkeitsmelder dürften demzufolge für sehr viele Konsumenten interessant sein, ebenso wie Systeme zur Einbruchprävention oder intelligente Rauchmelder. All diese Lösungen werden bald aber nicht nur allein für sich vermarktet werden, sondern in Verbindung mit Service-Dienstleistungen.
Befindet sich der Hauseigentümer beispielsweise gerade im Urlaub und der Wassermelder registriert einen Wasserschaden im Waschkeller, wird automatisch auch die Versicherung benachrichtigt, die dann – abgesichert über einen vorher geschlossenen Vertrag – einen Installateur vorbeischicken kann, der den Schaden behebt. Solche Komplettpakete werden bereits heute angeboten, sind aber eher Ausnahme als Regel. Das soll sich in Zukunft jedoch ändern, ist sich Knöpke sicher.
Serviceverträge wie diese könnten auch deshalb immer relevanter werden, weil die Zahl der vernetzten Produkte stetig wächst. Laut Strategy Analytics wird der weltweite Markt für rund zehn Milliarden vernetzte Geräte und die entsprechenden Dienstleistungen im Jahr 2020 bei rund 90 Milliarden Euro liegen.



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