Reportage
10.04.2016, 23:49 Uhr

Mit GPS wurde ein geklautes Navi bis nach China verfolgt

Ein geklautes Navi reist in 71 Tagen von Hamburg nach China. Mit einem GPS-Peilsender machten sich Journalisten auf die Spuren der Navi-Mafia.
Der Weg nach China
(Quelle: Autobild)
BMW-Navis sind bei Dieben beliebt: Mittlerweile tragen in einigen deutschen Grossstädten bis zu zwei Drittel aller aufgebrochenen Autos das blauweisse Logo. Denn: Anders als bei vielen anderen Herstellern lassen sich die Geräte vergleichsweise leicht stehlen und in neue Fahrzeuge einbauen.

AUTO BILD wollte für die aktuelle Ausgabe 14/2016 (EVT: 8. April 2016) wissen: Welchen Weg nimmt das Diebesgut zurück und wo genau landet es? Dafür stattet die Redaktion ein BMW-Navi mit einem Peilsender aus, stellt das Fahrzeug an der Hamburger Stadtgrenze ab. In der Nacht vom 22. auf den 23. November 2015 ist es soweit: Kriminelle klauen das präparierte Navi. Mit Hilfe des Peilsenders verfolgt AUTO BILD die globalisierten Vertriebswege der Navi-Mafia: Nach 71 Tagen und 18.000 Kilometern wird das Gerät in China in einen neuen BMW eingebaut. AUTO BILD-Redakteur Claudius Maintz: "Der systematische Schmuggel von geklauten Navis ist ein einträgliches Geschäft. Die Verbindungen reichen von Osteuropa bis nach China. Solange Polizei und Hersteller nur zögerlich reagieren, wird sich daran auch nichts ändern."

Von Hamburg kommt das GPS-Gerät zunächst über Litauen nach Riga und Helsinki, bevor es am 19. Dezember 2015 im Luftfrachtsektor des Pariser Flughafens Charles de Gaulle landet. Das nächste Ziel: Honkong. Die Stadt gehört politisch zu China, besitzt aber den Status eines Freihafens. So können Waren aus aller Welt günstig umgeschlagen werden. Vermutlich geht es für das Navi danach auf dem Seeweg weiter nach Vietnam, von wo aus es nach China geschmuggelt wird.

In China angekommen

Am 2. Februar 2016 ist die Reise im chinesischen Xianyang zu Ende. Das Thermometer im Peilsender im Navi misst die Betriebstemperatur, es taucht immer wieder vor demselben Wohnblock auf. Als AUTO BILD-Redakteur Claudius Maintz dorthin reist, wird er in einem BMW 520i fündig. Der Besitzer hat sich das Gerät in einer Werkstatt einbauen lassen und angeblich keine Ahnung, dass es gestohlen ist.

Teilehändler und Autowerkstatt, die Redakteur Claudius Maintz in Lettland und China zur Rede stellt, geben vor, nichts von illegalen Geschäften zu wissen. "Es ist ein Riesen-Skandal, dass Polizei und Hersteller das Problem bis jetzt nicht ernst nehmen", so Claudius Maintz. "Der Navi-Klau muss den Kriminellen an vielen Stellschrauben erschwert werden. Vor allem aber sind BMW-Navis völlig überteuert. BMW macht pro Gerät rund 700 Prozent Gewinn. Wären sie erheblich billiger, würde sich der Handel mit gestohlener Ware nicht mehr lohnen."

Die Reportage "Weltreise unseres geklauten Navis" lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 14/2016 von AUTO BILD, die am 8. April 2016 erscheint. AUTO BILD im Internet: www.autobild.de



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