Geschäft mit dem dunklen Teil des Internets
Terabyte an sensiblen Daten
«Sie arbeiten von den diversen Ländern aus und stehen mit Leuten, die in einschlägigen Foren Daten anbieten, in ständigem Kontakt.» Das unterscheide die Arbeit Kaduus schliesslich auch von Diensten wie beispielsweise «Have I Been Pwned» – der öffentlichen Plattform des Security-Spezialisten Troy Hunt, welche die Suche nach geleakten Passwörtern und E-Mail-Adressen erlaubt. «Dieser Grundstock an Daten ist relativ schnell gefunden. Die aktive Suche sowie unser Netzwerk vergrössert die Menge an gefundenen Datensätzen dann doch deutlich.» Auf eine von drei Entwicklern konzipierte Plattform werden die gefundenen Daten anschliessend hochgeladen. Kaduus Deep-Web-Späher erweitern die Datenbank laut Münchow monatlich um rund 500 Gigabyte an gestohlenen Account-Daten – beim automatisierten Suchvorgang sind es gar 1 bis 2 Terabyte. Werden Daten von Kunden gefunden, übermittelt Kaduu diese über eine Programmierschnittstelle. «Die endgültige Auswertung ist danach aber Sache des Kunden», erläutert Münchow seine Geschäftsstrategie. «Unsere Datenbank gibt lediglich Aufschluss über die Quelle, das Datum und den Inhalt der Daten-Dumps. Wie diese Informationen entwendet wurden, erfahren wir leider meist nicht.»
Deep-Web-Analyse für KMU
Finden Kaduus Datendetektive z. B. geklaute Passwörter oder E-Mail-Adressen von Mitarbeitenden einer Firma, könne diese ihre Angestellten etwa darauf aufmerksam machen, sich nicht mit geschäftlichen Adressen bei Online-Diensten anzumelden. «Handelt es sich stattdessen aber etwa um vertrauliche Geschäftsdaten und eine Verletzung des Markenrechts, können betroffene Unternehmen auch rechtliche Schritte einleiten.» Mit dem Start-up verfolge der Gründer ausschliesslich das Ziel, die Suche nach gestohlenen Unternehmensdaten auch kleineren Firmen verfügbar zu machen. «KMU sind in vielen Fäl- len weniger gut geschützt als Grosskonzerne. Zudem können solche Datenabflüsse schneller geschäftskritische Auswirkungen haben», erklärt Münchow. Auch seien die Analysen etablierter IT-Security-Anbieter für KMU meist zu teuer. Mit Kaduu will er diese deshalb kostengünstiger anbieten. Einige Firmenkunden konnte er bereits an Bord holen, nun soll das Geschäft noch ausgebaut werden. Zuerst steht allerdings noch die tatsächliche Unternehmensgründung an.
Die stellte Münchow vor einige Schwierigkeiten: «Sobald die Wörter ‹Hacker›, ‹Russland› und ‹Darknet› mit im Spiel sind, schrillen bei vielen Banken die Alarmglocken», sagt er lachend. Zwei, drei Anläufe habe es schliesslich gebraucht, bis er ein kooperatives Institut gefunden habe. Der Gründung der AG sollte nun also nichts mehr im Weg stehen. Der Zukunft seines Unternehmens sieht Oliver Münchow gelassen entgegen: «Wir bieten den Service ja sowieso schon für einige Kunden an. Nun schauen wir mal, ob wir damit noch bei weiteren Firmen einen Nerv treffen.»