IT-Panne
13.07.2019, 19:26 Uhr
Swisscom löschte Dateien Hunderter Kunden
Aufgrund eines Software-Fehlers hat Swisscom private Dateien von Nutzern des Speicherdiensts myCloud gelöscht – unwiderruflich.
Schlechte Nachrichten für Swisscom-Kunden, die ihre Ferienfotos und Privatvideos im Onlinespeicherdienst myCloud gesichert und kein lokales Backup angelegt haben: Die Swisscom hat versehentlich die Daten Hunderter Kundinnen und Kunden unwiderruflich gelöscht, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Laut dem Bericht ist der Fehler selbstverschuldet. Er entstand bei der internen Entwicklung einer Software-Komponente.
Wie der Telko in einem Statement schreibt, geht der Vorfall auf Arbeiten im Jahr 2018 zurück. Dabei seien Dateien zur Speicheroptimierung von myCloud-Konten versehentlich in den Bereich des Speichersystems zum endgültigen Löschen verschoben worden. «Wir haben sofort alle nötigen Massnahmen getroffen und daran gearbeitet, die Daten wiederherzustellen», heisst es darin. Leider sei dies jedoch nur teilweise möglich gewesen.
Genaue Angaben, wie viele Daten insegesamt gelöscht wurden, will Swisscom auch auf Nachfrage nicht machen. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sprach die Swisscom von «einigen Hundert myCloud-Nutzern», die davon betroffen sind. «Die allermeisten der betroffenen Nutzer (98 %) haben nur einen sehr geringen Anteil ihrer Daten (maximal 5 %) verloren», schreibt das Unternehmen.
Unschön ist, dass die Swisscom nicht von sich aus öffentlich informiert hat, sondern erst auf Anfrage des «Tages-Anzeigers». Der Telko entschied sich, die betroffenen Kunden telefonisch zu benachrichtigen. Gemäss dem Bericht bot die Swisscom in einzelnen Fällen eine finanzielle Entschädigung von 50 Franken an.
«Wir haben entschieden, alle betroffenen Kunden persönlich zu informieren und zeigen uns je nach Ausmass des Datenverlusts entsprechend kulant, eine pauschale Entschädigung ist nicht vorgesehen.» Man habe mit allen Betroffenen, die man erreichen konnte, eine Lösung finden können.
Unverschlüsselte Daten?
Die Übertragung von Daten auf myCloud ist verschlüsselt, doch die Datenspeicherung ist es gemäss «Tages-Anzeiger» nicht. Das würde bedeuten: Für Swisscom-Mitarbeiter sind die Daten frei einsehbar. Dem widerspricht Swisscom-Sprecher Josef Huber: «Das ist falsch. Die Daten sind von niemanden ausser dem Nutzer selbst ‹frei› einsehbar, sondern sind in Paketen gestückelt abgelegt. Erst beim Abruf durch den Nutzer werden die Teile von der Software zusammengefügt und dem Benutzer zugestellt.»
Bereits im Herbst 2017 hatte die Swisscom mit einer grösseren Datenpanne zu kämpfen. Damals gelang es Unbekannten, Daten von 800'0000 Privatkunden – Namen, Adressen, Geburtsdatum und Telefonnummern – zu entwenden (PCtipp berichtete). Allerdings war in dem Fall nicht die Swisscom selbst von der Sicherheitslücke betroffen, sondern eine Partnerfirma.