Shop für Accessoires
17.05.2014, 08:10 Uhr
7Trends startet neu durch
Aus der Boutique 7Trends wird ein Shop für Accessoires: Damit will Wäschehändler 7Trends-Enamora sein Geschäft erweitern: Ein Beispiel, dass Scheitern nicht gleich ein endgültiges Aus bedeutet.
Lange führte 7Trends ein Schattendasein als Boutique im Internet: Vor sechs Jahren im Samwer-Inkubator Rocket Internet gestartet wurden dort in den vergangenen Monaten vor allem Wäsche und Restposten verkauft. Doch nun startet Betreiber 7Trends-Enamora aus Berlin mit dem Shop noch einmal durch: Mit Makramee-Schmuck aus Italien und Beutel aus Wien macht 7Trends jungen Frauen Lust aufs Geldausgeben. Sie finden hier Tücher, Taschen und Schmuck und - wenn das Interesse wächst - bald noch mehr Accessoires: "Wir versuchen testweise, mit 7Trends einen neuen Shop zu etablieren", sagt Enrico Renz, Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft 7Trends-Enamora.
Wechselhafte Shopgeschichte
Zurück zum Start: Die Modeboutique 7Trends startet 2008 fast zur selben Zeit wie Enamora und Zalando. Jeder der Shops agiert damals selbständig, alle wachsen mit finanzieller Mithilfe von Holtzbrinck Ventures und im Samwer-Inkubator Rocket Internet. Die Investoren wollen damit das im Internet noch junge Mode-Segment schnell besetzen und natürlich auch internationalisieren. Noch ein Plan dahinter: Die Marketingaufwendungen zu begrenzen, indem die Shops ihre Werbestrategien abstimmen und sich gegenseitig Kundinnen weiterreichen.
Der Plan ging nicht ganz auf - vor allem weil die Investoren den Kapitalaufwand im Mode- und Schuhgeschäft unterschätzt hatten: Während es beim Verkauf von Büchern und Medien reicht, einige wenige Exemplare von den Produkten vorzuhalten, müssen bei Kleidung nicht nur verschiedene Grössen, sondern oft auch noch diverse Farbvarianten eingelagert - und vorab finanziert werden. Die Investoren konzentrieren sich daher auf Zalando, ein Mediendeal mit Pro Sieben Sat1 macht den Schuhhändler weithin bekannt.
Spezialisierung bringt Erfolg
Während Zalando danach von einem Marketing-Erfolg zum nächsten klettert und sein Sortiment sukzessive auch um Mode erweitert, beginnt für Enamora und 7Trends eine wechselhafte Geschichte: Zwei Jahre nach dem Start fusionieren die beiden auf Betreiben von Holtzbrinck und Rocket Internet und konzentrieren sich auf das Wäschesegment. Die Enamora-Gründer Zouhair Belkouna - er ist heute im Silicon Valley als Gründer und Investor aktiv - und Tu-Lam Pham, inzwischen bei der Investorengesellschaft Seven Ventures, steigen aus, die 7Trends-Macher Jochen Heemann und Sebastian Siegelschmidt übernehmen das Ruder. Wenig später folgt der Ausstieg der Investoren: Holtzbrinck und Rocket Internet verkaufen 2010 einen Teil ihrer Anteile an Reinhold Zimmermann, Eigner der Wurstmarke Zimbo, sowie an den ehemaligen Esprit-Manager Heinz Krogner. Beide Handelsexperten halten heute jeweils 45 Prozent an 7Trends-Enamora.
Es folgen der Ausstieg des Gründer-Duos Heemann und Siegelschmidt und mehrere unglückliche Sesselwechsel in der Chefetage. Trotzdem blüht Enamora in seiner Nische, setzt 2012 mehrere Millionen Euro im Jahr mit dem Verkauf von Wäsche für Frauen um. Ende 2012 wechselt Enrico Renz von Etrade.net und dem Mode-Marktplatz Fashion-Galerie zu 7Trends-Enamora und übernimmt dort den Chefposten. Er richtet optimiert die Logistikprozesse aus dem eigenen Lager in Schönefeld bei Berlin, führt eine neue Bildsprache beim Wäscheshop ein, verbessert Bestellvorgänge und Kundenansprache. "Ich bin kein Wäscheexperte, kannte beim Einstieg noch nicht einmal alle Marken, die bei Enamora verkauft wurden", gibt Enrico Renz zu. "Ich bin eher datengetrieben und analytisch." Aber auch erfolgreich: 7Trends-Enamora erwirtschaftet 2013 mehr als acht Millionen Euro.
Jetzt also wieder ein Neuanfang: Anderthalb Jahre nach seinem Einstieg starten Renz und sein Team nun auch mit 7Trends durch. "Wir hätten den Shop und die Domain verkaufen können", meint Renz. Die Reichweite von 200- bis 300.000 Besuchern pro Monat wäre sicher auf Interesse gestossen: "Unser Fokus bleibt zwar unser Wäscheauftritt Enamora, aber wir sehen noch einige Nischen im Online-Modegeschäft und die können wir mit 7Trends besetzen." Der bisherige Traffic-Bringer für Enamora kehrt also zu seinen Wurzeln zurück und wird wieder Boutique.