Leistungsschutzrecht
06.11.2014, 10:48 Uhr
Axel Springer gibt im Streit mit Google nach
Der Verlag Axel Springer hat Google die Lizenz erteilt, in seinen Suchergebnissen wieder vollständige Snippets seiner Inhalte anzuzeigen. Hintergrund sind Traffic-Einbrüche von bis zu 80 Prozent.
Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, spricht vom "erfolgreichsten Misserfolg, den wir je hatten". Im Rahmen der Debatte um das Leistungsschutzrecht hatte die VG Media, die auch Axel Springer vertritt, von Google Geld für das Anzeigen von Textausschnitten und Bildern von Medieninhalten verlangt. Der Internetkonzern reagierte darauf, indem er seit 23. Oktober 2014 nur noch Überschrift und Link darstellte.
Die Wirkung war gewaltig: Bei welt.de, computerbild.de, sportbild.de und autobild.de führte die verkürzte Darstellung bei der Suche zu einem Traffic-Minus von fast 40 Prozent. Auf Google News brach der Traffic um fast 80 Prozent ein.
Als Folge dieser Diskriminierung würde welt.de in den Rangfolgen der IVM und Agof hinter Wettbewerbern zurückfallen und computerbild.de ihren Platz unter den Top 10 aller Agof-Angebote in Deutschland einbüssen müssen, so der Konzern und beziffert den drohenden finanziellen Schaden durch entgangene Vermarktungsumsätze im siebenstelligen Bereich pro Marke bezogen auf das Gesamtjahr.
Axel Springer hat deshalb die VG Media beauftragt, Google auch für die vier genannten Titel eine Gratis-Lizenz zu erteilen. Dies erfolge nicht freiwillig, sondern weil Axel Springer wegen der Marktbeherrschung Googles und des daraus folgenden wirtschaftlichen Drucks keine andere Möglichkeit sehe. Döpfner: "So traurig es ist, aber wir wissen jetzt sehr präzise, wie massiv die Folgen der Diskriminierung sind, wie sich die Marktmacht von Google tatsächlich auswirkt und wie Google jeden bestraft, der ein Recht wahrnimmt, das der Deutsche Bundestag ihm eingeräumt hat."
Axel Springer hat deshalb die VG Media beauftragt, Google auch für die vier genannten Titel eine Gratis-Lizenz zu erteilen. Dies erfolge nicht freiwillig, sondern weil Axel Springer wegen der Marktbeherrschung Googles und des daraus folgenden wirtschaftlichen Drucks keine andere Möglichkeit sehe. Döpfner: "So traurig es ist, aber wir wissen jetzt sehr präzise, wie massiv die Folgen der Diskriminierung sind, wie sich die Marktmacht von Google tatsächlich auswirkt und wie Google jeden bestraft, der ein Recht wahrnimmt, das der Deutsche Bundestag ihm eingeräumt hat."
Der Hintergrund: Die VG Media geht derzeit gerichtlich gegen den Internetkonzern vor. Sie fordert, dass Google für die Darstellung der Texte und Bilder zahlen soll. "Wir bedauern dieses juristische Vorgehen sehr, denn jeder Verlag konnte schon immer selbst entscheiden, ob und wie seine Inhalte in unseren Diensten angezeigt werden", erklärt Philipp Justus, Managing Director von Google Deutschland. Von einer "Erpressung" spricht hingegen die VG Media. "Google diskriminiert damit diejenigen Verleger, die ihr Presseleistungsschutzrecht über die VG Media zivilrechtlich durchzusetzen versuchen."
Die meisten Verlage, die von der VG Media vertreten werden, haben bereits klein beigegeben. Um zu vermeiden, dass Google ab dem 23. Oktober 2014 ihre Angebote nur noch sehr eingeschränkt darstellte, haben sie die Verwertungsgesellschaft angewiesen, gegenüber dem Internetkonzern "eine widerrufliche 'Gratiseinwilligung' in die unentgeltliche Nutzung ihrer Presseerzeugnisse zu erklären".
2015 soll in einem Gerichtsverfahren zu dem Streit eine Entscheidung der Schiedsstelle beim Deutschen Patent- und Markenamt getroffen werden.
Für Axel Springer ist der Erfolg im Internet entscheidend: 52 Prozent des Konzernumsatzes und nahezu 70 Prozent des Konzern-EBITDA von 363,9 Millionen Euro entfielen in den ersten neun Monaten 2014 auf die digitalen Aktivitäten. Insgesamt legte der Konzernumsatz von Januar bis September 2014 um 6,9 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu.